EditorialSchluss mit lustig: „Zesumme spueren – Zesummenhalen“

Editorial / Schluss mit lustig: „Zesumme spueren – Zesummenhalen“
 Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

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Nach drei Tagen kollektiver Trauer via Facebook kam sie am Wochenende wieder hervor, die Empörungskultur. Stein des Anstoßes war das gigantische Feuerwerk, das zum Abschluss der fünften und letzten Kulturnacht im Rahmen von Esch2022 auf dem Gelände der früheren Metzeschmelz abgefackelt wurde. Bereits am Wochenende zuvor war dort zum Ende der „Reesch“-Spektakel an zwei Abenden kräftig gezündelt worden. Muss das sein? Immerhin wurde in der Hauptstadt das traditionelle Feuerwerk zum Abschluss der Schobermesse abgesagt. Übrigens aus Angst vor Bränden wegen der Trockenheit. Nun ist auf der Metzeschmelz das nächste Waldstück etwas entfernt, aber trotzdem. Und überhaupt: Warum darf die Gemeinde Raketen zünden, während sie uns die Knallerei an Silvester verbietet?

Antworten auf diese Fragen gibt es an dieser Stelle keine, denn es gibt Wichtigeres. Wir müssen Energie sparen. Nachdem wie immer im August komplette politische Funkstille im Land geherrscht hat, luden Ende vergangener Woche gleich drei Minister zur Pressekonferenz, flankiert von Vertretern von Syvicol, Handels- und Handwerkskammer sowie der Klimaagentur. Dabei wurde die Sparkampagne „Zesumme spueren – Zesummenhalen“ vorgestellt. Sie ruft zur Solidarität der Unternehmen und Privathaushalte auf, wobei Gemeinden und Staat mit gutem Beispiel vorangehen müssen. So sollen die von der EU anvisierten 15 Prozent Einsparungen beim Gasverbrauch bis März 2023 erreicht werden. 

Dazu gab es einige Ratschläge zum Energiesparen. Wie die Menschen oder die Gemeinden sie umsetzen, ist ihnen überlassen. Keine leichte Aufgabe, auch für die Kommunen nicht. Das erklärt, warum sich viele Gemeinden momentan nicht von Journalisten in die Energiesparkarten schauen lassen. Denn es bleiben zu viele Details zu klären, die ein rasches Vorankommen gefährden. Beispiel: 20° Celsius maximal soll die Raumtemperatur in Zukunft sein. Flure brauchen weniger Wärme. Nicht in allen öffentlichen Einrichtungen geht das, in Altenheimen zum Beispiel halten sich die Bewohner verstärkt auf den Fluren auf. Das Benutzen von energiefressenden elektrischen Standheizungen zu untersagen, ist da schon einfacher.  

Und was ist mit der Beleuchtung? In und an öffentlichen Gebäuden soll sie auf ein Minimum reduziert werden, Beleuchtung zu ästhetischen Zwecken soll komplett abgeschaltet werden. Abgesehen davon, dass die modernen LED-Lampen sehr wenig Energie verbrauchen, dient die Straßenbeleuchtung auch der Sicherheit. Dass in Esch die Beleuchtung am Bahnhof und im Zentrum heruntergefahren wird, ist demnach ein kaum realistisches Szenario. 

Also wird zunächst einmal klein angefangen. Mit der Bitte an das Personal, den Computer bei Dienstschluss doch ganz auszuschalten, statt ihn im Ruhemodus zu lassen. Und natürlich: Der Letzte macht das Licht aus. Das ist wichtig, denn in Anbetracht der Empörungskultur dürften die Fotos von bei Nacht brennendem Licht in öffentlichen Gebäuden demnächst zum Renner in den sozialen Netzwerken werden.

Energiekrise, Angriffskrieg, Erpressung durch Autokraten, Gewinnmargen der Energiefirmen und Klimaschutz sollten eigentlich kein Stoff für launische Kommentare sein. Die Kampagne „Zesumme spueren – Zesummenhalen“ bietet aber genau das. Zumindest ihre erste Phase. 

jung.luc.lux
13. September 2022 - 10.35

... , Gewinnmargen der Energiefirmen und Klimaschutz sollten eigentlich kein Stoff für launische Kommentare sein. ... Kommentare zu den Supergewinnmargen von Aramco, Exxon, Aral sollen für jeden ehrlichen Sozialisten Anlass für Kommentare seim. Wenn dem nicht so ist werden Supergewinnmargen noch grösser und das Volk ärmer. Ist das Sozialismus? Zum Thema Klimaschutz. Alle Menschen und Familien welche das 2,5 fache für Gasheizung bezahlen sollen launische Kommentare machen. Durch Gasheizungen wird wieder das Volk zur Kasse gebeten.

JJ
13. September 2022 - 9.46

Vor einer Dekade wurde schon an dieser Stelle vorgeschlagen die Beleuchtungen in Büros,Straßen usw. nur zu halbieren. Empörung war die Antwort.Und jetzt? Man schaue sich ein Nachtsatellitenbild von Europa an. Belgien,Luxemburg,Niederlande und Großstädte leuchten wie der Vollmond.