ImpfstatistikLuxemburg schneidet im Europa-Vergleich schlecht ab – unsichere Daten des ECDC

Impfstatistik / Luxemburg schneidet im Europa-Vergleich schlecht ab – unsichere Daten des ECDC
Hier geht’s lang: Schilder leiten zum Impfzentrum in Esch-Belval Foto: Editpress/Julien Garroy

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Mit einem „Covid-19 Vaccine Tracker“ will die europäische Seuchenschutzbehörde Daten zum Impffortschritt in den EU-Staaten liefern. Luxemburg schneidet im direkten Vergleich schlecht ab. Aber: Die Zahlen sind mit Vorsicht zu genießen

Die Seuchenschutzbehörde der EU – das „European Center for Desease Prevention and Control“ (ECDC) – führt seit einigen Wochen Protokoll über die Impfanstrengungen der EU-Länder. Der „Covid-19 Vaccine Tracker“ der Behörde bietet allen Interessierten dafür sogar interaktive Grafiken und Tabellen im Netz. Sonderlich gut kommt Luxemburg dort nicht weg: Das Land liegt im Vergleich mit den 26 anderen EU-Staaten auf Platz 18, also im unteren Mittelfeld – bei der ersten Dosis. Bei der zweiten schneidet Luxemburg sogar noch schlechter ab und landet auf Platz 23. In der Bubble-Grafik des ECDC schwimmt Luxemburg deshalb auf beiden Seiten unter dem Durchschnitt.  

31.923 Dosen insgesamt hat Luxemburg an das ECDC bis Mittwoch gemeldet. Das stimmt mit den Zahlen (bis auf drei Impfdosen) überein, die die hiesige Regierung in ihrem Tagesbericht am Dienstagabend veröffentlicht hat. 23.685 Menschen wurde laut Gesundheitsministerium nach diesem Stand die erste Dosis verabreicht, 8.241 die zweite. 

Um daraus einen Ländervergleich anzustellen, zieht das ECDC Bevölkerungsdaten von Eurostat zurate. Berücksichtigt wird bei allen Ländern nur der Anteil an der Gesamtbevölkerung, der über 18 Jahre alt ist. In Luxemburg sind das laut Eurostat 506.569 Menschen. Damit hat Luxemburg eine Quote von 4,7 bei der ersten Impfung und 1,6 Prozent bei der zweiten. Spitzenreiter ist in beiden Kategorien ein Land, das nur etwas kleiner als Luxemburg ist: der Inselstaat Malta.

Spitzenreiter Malta

Dort haben laut ECDC schon 10,6 Prozent der relevanten Bevölkerung die erste Dosis bekommen, bei der zweiten sind es 4,5 Prozent. Allerdings – und das verraten die Zahlen auf der ECDC-Webseite nicht – hat die maltesische Regierung auch unabhängig von der EU Bestellungen aufgegeben. Und dafür auch mehr Geld auf den Tisch gelegt, wie die Times of Malta berichtet. Immerhin bedankt sich der maltesische Gesundheitsminister Chris Fearne in diesem Zusammenhang bei der EU: Deren Anstrengungen hätten verhindert, dass das kleine Malta „out in the cold“ gelassen wurde. Ansonsten hätte es einen „Wettlauf“ zwischen den Mitgliedstaaten geben können, zitiert die Nachrichtenagentur AFP den Politiker. 

Dass Zahlen aus der Statistikabteilung des ECDC mit Vorsicht zu genießen sind, weiß man in Luxemburg spätestens seit dem vergangenen Sommer. Damals hat sich die Behörde stoisch geweigert, die Grenzgänger aus den Luxemburger Infektionszahlen herauszufiltern. Das Spiel ging so weit, dass die Luxemburger Regierung die Zahlen einfach nicht mehr veröffentlichte.

Aber auch in Sachen Impfen ist es offenbar nicht immer angebracht, aus dem Rechenmodell der EU-Behörde Vergleiche zu ziehen. Vor zwei Wochen zeigte der „Covid-19 Vaccine Tracker“ noch Lettland als absoluten Europa-Spitzenreiter an. Angeblich hatten die Letten zu jenem Zeitpunkt bereits den unerhörten Wert von 132,9 Prozent verspritzter Impfdosen erreicht. In der Grafik vom Mittwoch stritt sich Lettland dann mit Bulgarien um den letzten Platz. 

Daten müssen mit „Vorsicht“ genutzt werden

Gegenüber dem Tageblatt erklärt das ECDC, dass den Nutzern ihrer Impfgrafik empfohlen wird, „alle Daten mit Vorsicht und im Bewusstsein, dass es Einschränkungen gibt“, zu nutzen. Mitgliedstaaten seien dazu angehalten, mindestens dienstags und freitags Daten hochladen. Prinzipiell könnten sie das aber „jederzeit“ tun. „Das kann zu Diskrepanzen zwischen den Zahlen der Staaten und denen, die beim ECDC veröffentlicht werden, führen“, erklärt ein Sprecher. Das Zentrum überprüfe die Daten aber „permanent“ und schaue dabei auch im Internet bei den örtlichen Behörden nach. Sobald ein Fehler festgestellt wird, könnten „Daten auch Gegenstand nachträglicher Korrekturen sein“.

Zudem sollten in der derzeitigen, frühen Phase der Impfkampagnen auch die unterschiedlichen Impfstrategien berücksichtigt werden. Und obwohl Nutzer sich die Daten mit ein paar Mausklicks problemlos sortieren können, rät die EU-Behörde: „Vergleiche zwischen den Mitgliedstaaten sind in diesem Stadium nicht ratsam.“ Der Covid-19-Impftracker des ECDC soll zwar einen Überblick über die Bemühungen der Länder geben – und Daten liefern, die in diesen frühen Phasen der Impfkampagnen so genau wie möglich sind. Für spezifischere Länderdaten möge man sich aber an die entsprechenden nationalen Behörden wenden. 

Rwinter
25. Februar 2021 - 12.29

@Blücher, Sie haben Recht aber ich würde das weniger an Frau Lenert festmachen. Man hat den Eindruck als leide sie doch sehr unter der Arroganz des Bling Bling Premiers und der gesamten DP Truppe die durch ihre dogmatische liberale Verblendung das laissez faire laissez passer gleichermaßen auf das Virus anwenden wie auf die Wirtschaft und der Frau Lenert die Schritte verwehren die sich angesichts der Lage aufdrängen.

LPM
25. Februar 2021 - 12.23

@ Klitz: "Und das trotz Lockdown". Hä, Fragen sie doch mnal jemand aus Deutschland oder Belgien was ein richtiger Lockdown ist. Was in Luxemburg unter Lockdown läuft ist doch reiner Pippifax. Und im Vergleich zu den massiven Einschränkungen der persönlichen Freiheiten die den Bürgern in B, D (und F) über Monate aufgezwungen wurden ist das Resultat eigentlich überraschend gut.

Cornichon
25. Februar 2021 - 11.44

Dieses ganze Getue (Studien, Datensammlung, Apps) klappt wunderbar, nur das Wesentliche fehlt: Die Impfung.

Blücher
25. Februar 2021 - 11.26

Den Bonus den sich Frau Lenert und Herrn Bettel am Anfang der Pandemie durch ihr vertrauenswürdiges Auftreten gesichert hatten , haben sie längst verspielt . Bei vielen Bürgern ist das Vertrauen in die Politik dahin und die Impfschlappe unserer Regierung ist Synonym einer Politik des Showbusiness „ vill Gebraddels, vill versprach, vill waarm Loft „ gepaart mit kleinen bis großen Skandalen . Willkommen in der Traumfabrik Luxemburg.

Laird Glenmore
25. Februar 2021 - 10.17

Jeden Tag liest man die neuen Hiobs Botschaften so viel neue Infizierte Menschen leider wieder neue Verstorbene zu verzeichnen unsere Regierung ist einfach nicht im Stande diese Pandemie in den Griff zubekommen, natürlich sind auch Menschen daran schuld die sich nicht an die Regeln bzw. Restriktionen halten. Ich denke das in der Chamber des Deputés alles verharmlost oder Totgeredet wird, ich gehöre auch nicht zu den Menschen die sich gerne bevormunden lassen aber hier geht es um die Gesundheit aller und da sollte man doch seinen gegenüber und Mitmenschen mehr Respekt zollen aber dieses scheint ja einigen Leuten ein Fremdwort zu sein " RESPEKT ". Sollten sich die Menschen die sich nicht an die Regeln halten mal in sich gehen und darüber nachdenken was sie mit ihrer Ignoranz anrichten und auch mal an ihre Kinder, Eltern, Freunde und alle Mitmenschen denken, keine Party oder Sport Veranstaltung ist es Wert so Gleichgültig zu sein, habe jetzt meinen 10. Covid19 Rest ( Nase, Rachen und Blut ) alle NEGATIV, weil ich mich an die Regeln halte. In diesem Sinne Gute Gesundheit für alle auf das wir uns bald wieder sehen und nicht erst bei dem Begräbnis, ??

Klitz
25. Februar 2021 - 9.17

Luxemburg schneidet beim Corona Crisis Handling generell schlecht wenn nicht sogar katastrophal ab und zwar sowohl bei den Infektionszahlen als auch bei den Impfungen. Die Regierung kriegt nix auf die Reihe. Wie ist es möglich dass in den benachbarten Gebieten wie RLP, Saarland und z.T. auch Belgien die Inzidenz bei einem Viertel der unsrigen liegt? Und das trotz Lockdown. Stattdessen hat man die Chuzpe und ärgert sich über die Deutschen wenn die auch nur das Wort Grenze in den Mund nehmen.