Corona-RentréeLehrergewerkschaft kann „keine Entwarnung für Schulen“ aus Meisch-Bericht ableiten

Corona-Rentrée / Lehrergewerkschaft kann „keine Entwarnung für Schulen“ aus Meisch-Bericht ableiten
 Archivfoto: Julien Garroy/Editpress

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Der Lehrerverband Feduse geht mit dem Regierungsbericht zum Infektionsrisiko an den Luxemburger Schulen kritisch ins Gericht. Die zwei Wochen, in denen die Klassen zusammengelegt waren, seien zu kurz, um die Auswirkungen „abschließend als problemlos zu bewerten“. Die Lehrer fordern, dass dem Infektionsrisiko im angekündigten Stufenplan unbedingt Rechnung getragen wird.

„Eine einzelne schlechte Maßnahme ist ja nicht so schlimm, aber zusammengenommen sind das Bausteine, die ein unwohles Gefühl verursachen“, erklärte Raoul Scholtes als Präsident der Lehrergewerkschaft Feduse gegenüber dem Tageblatt in einem Telefongespräch am Dienstagabend. Die Feduse hat sich in einer Pressemitteilung am Nachmittag kritisch zum Bericht über die Verbreitung des Coronavirus an den Schulen geäußert: „Wir können aus der vorgestellten Studie leider überhaupt keine Entwarnung für das Infektionsrisiko an der Schule ableiten.“

Am Freitag vergangener Woche hatte Bildungsminister Claude Meisch (DP) gemeinsam mit Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) die Studie „L’ecole face à la Covid-19 au Luxembourg“ präsentiert. Die Studie (hier als PDF in französischer Sprache), die vom „Luxembourg Institute of Health“ (LIH) und der Uni Luxemburg im Auftrag der Ministerien für Gesundheit und Bildung erstellt wurde, war zum Schluss gekommen, dass die Luxemburger Schulen kein bedeutsamer Ort für Ansteckungen mit Covid-19 zu sein scheinen.

11,6% der infizierten Schüler und Lehrer haben sich an der Schule angesteckt

Der Lehrerverband Feduse teilt diese positive Einschätzung jedoch nicht. In der Pressemitteilung heißt es am Dienstag: „Von den Schülern und Lehrern, die seit dem Ausbruch der Pandemie positiv getestet wurden, haben sich mindestens 11,6 Prozent wahrscheinlich an der Schule mit dem Virus infiziert.“ Immerhin habe die Regierung ihre Position zu den Ansteckungen in der Schule angepasst, erklärte Raoul Scholtes: „Am Anfang wurde gesagt, man stecke sich in der Schule nicht an – das Lehrpersonal stecke sich nicht an.“

Allerdings könne man die vergangenen Maßnahmen nur begrenzt auf das neue Schuljahr übertragen, heißt es in der Pressemitteilung der Feduse. Vor allem sei der Zeitraum von zwei Wochen am Schuljahresende, in denen die A/B-Gruppen wieder zusammengelegt waren, „viel zu kurz, um die Auswirkungen auf die Infektionszahlen abschließend als problemlos zu bewerten“. Während dieser zwei letzten Wochen vor Ferienbeginn waren zudem auch die Primaner nicht in der Schule, die beim Schulanfang wieder im Gebäude sein werden. Auch die Maskenpflicht, die von Schule zu Schule unterschiedlich gehandhabt wurde, habe die Regierung nicht in ihre Rechnungen miteinbezogen.

Die Feduse befürchtet zudem Probleme im Winter. Derzeit könnten die Fenster in den Klassenräumen gekippt werden, sodass frische Luft einströmen könne und eine höhere Viruskonzentration in der Luft eventuell verringert werden könne. Im Winter werde es jedoch zu kalt sein, um die Fenster permanent geöffnet zu halten.

Die Gewerkschaft fordert Meisch auf, in dem angekündigten Stufenplan zur „Rentrée“ „unbedingt zu berücksichtigen, dass das Virus sich auch an der Schule überträgt“. Die Feduse kritisiert, bis jetzt zum Stufenplan noch keine Informationen bekommen zu haben und auch nicht eingebunden worden zu sein. „Sie nehmen ihre Entscheidung und dabei bleibt es“, sagte Raoul Scholtes.

Der Präsident der Feduse ist überhaupt der Meinung, dass das Lehrpersonal bis jetzt nicht richtig in den Entwicklungsprozess der Maßnahmen eingebunden wurde: „Es werden möglichst viele Leute mit verschiedenen Meinungen in einen Raum gesetzt und dann kommt die Regierung zur Schlussfolgerung, dass sie es selbst machen müssen.“

Charles Hild
18. August 2020 - 19.57

@Paul. Ja, stimmt. Aber die Schule ist trotzdem ein spezieller Raum. Wenn ein Kind hustet, dann kann der Lehrer doch nicht zwölf andere Kinder in der Klasse allein lassen. Er kann das Kind auch nicht einfach zum Arzt schicken, so wie man einen Mitarbeiter mal kurz zur Untersuchung schickt. So ein Team in der Schule könnte viele Eltern beruhigen. Aber richtig, so eine Hilfe von der Santé wäre in vielen anderen Betrieben auch sehr nützlich. Es wäre ein Signal, dass man die Lage nicht auf die leichte Schulter nimmt.

Paul
18. August 2020 - 18.43

@Charles warum nur für die Schulen, warum nicht für alle Orte wo Menschen gemeinsam arbeiten? Irgendwie schaffen es die Arbeiter und Angestellten ja auch sich und ihren Betrieb zu schützen und das sogar ganz ohne ein mehrkopfiges Team was sich um alles kümmert.

Charles Hild
18. August 2020 - 18.15

Ich gehe von der Behauptung unserer Ministerin Frau Lenert aus, dass testen und tracen die Verbreitung des Virus hemmt. Wenn dem so ist, dann ist es absolut notwendig, dass in den Schulen regelmässig alle 6 bis 7 Wochen jede und jeder obligatorisch getestet wird. Ansonsten dürfte man nicht mehr behaupten, wirklich alles zu machen, um einen erneuten Lockdown zu verhindern. Ausserdem wäre es sehr wichtig, wenn in jeder Schule ein mehrköpfiges Team aus der Santé vor Ort wäre,um sich um alles zu kümmern was epidemiologisch relevant ist: Organisation der Tests, Wöchentlicher Bericht an Eltern und Lehrer und Schüler, Überwachung der Hygienemassnahmen, Prüfung der Luft im Klassensaal, usw. Ausserdem wäre dieses Team geeignet um jede fieberhaft hustende Person zu begutachten und eventuell Massnahmen zu ergreifen.