Editorial„D’Kand läit am Pëtz“: Luxemburg muss sich auf häufigeres Extremwetter einstellen

Editorial / „D’Kand läit am Pëtz“: Luxemburg muss sich auf häufigeres Extremwetter einstellen
Ein Traktor wirbelt eine Staubwolke auf, während er auf einem sonnengetrockneten Feld arbeitet. (Symbolbild) Foto: Nicholas Garriga/AP/dpa

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Der Sommer 2022 wird wohl als Sommer der Extreme in Erinnerung bleiben: Laut Meteolux war er der trockenste, sonnigste und zweitwärmste seit Beginn der Aufzeichnungen in Luxemburg. Was einigen Sonnenanbetern vielleicht gefallen haben mag, treibt anderen die Sorgenfalten auf die Stirn. Immer häufiger erlebt das Großherzogtum extreme Wetterverhältnisse: 2019 wurde am 25. Juli mit 40,8 °C in Steinsel ein Hitzerekord gebrochen, 2020 war das bisher wärmste Jahr seit 1947, 2021 verwüstete ein „Jahrhunderthochwasser“ Teile des Landes. 

Und Luxemburg steht nicht allein da: Weltweit werden Hitzerekorde vermeldet, sorgen extreme Dürren für Schlagzeilen, kosten heftigere Monsun-Regen als sonst tausende Menschenleben. Das Wetter steht kopf – weil nicht schnell und durchgreifend genug gehandelt wurde. 

Der Klimawandel ist längst keine schleichend langsame Katastrophe mehr, die man bequem ignorieren kann. Er macht sich überall mit zunehmender Heftigkeit bemerkbar und hat in einigen Bereichen schon den „Point of no return“ erreicht. Forscher haben vor einigen Tagen erst gemeldet, dass selbst bei sofortigem Stopp aller Emissionen das tauende Grönlandeis die Meeresspiegel in den nächsten Jahrzehnten um mindestens 27 Zentimeter anheben wird. Geht die Erderwärmung so weiter wie bisher, ist eine Erhöhung um mehr als 70 Zentimeter wahrscheinlich. Würde dieses Eis komplett abschmelzen, hätte dies einen globalen Meeresspiegelanstieg von etwa 7,2 Metern zur Folge. Und das ist nur das Eis in Grönland! 

„D’Kand läit am Pëtz“, wie man auf Luxemburgisch so schön sagt. Es geht längst nicht mehr darum, den Klimawandel komplett zu verhindern. Dafür bräuchte es eine Zeitmaschine. Schadensbegrenzung ist nun angesagt.

Doch man kann das Kind nur vor dem Ertrinken retten, wenn der Klimaschutz von allen ernst genommen wird und die Ziele nicht wieder wegen anderer Krisen hintangestellt werden. Hätte man in Europa zum Beispiel viel eher den Umschwung auf alternative Energien konsequent durchgezogen, stünde man nun vielleicht nicht vor einer Energiekrise. Doch hätte, hätte, Fahrradkette. Wenn jetzt nur die Finanzspritze so angesetzt wird, dass Wirtschaft und Privathaushalte die Monate überbrücken, bis die Brennstoffpreise wieder auf einem annehmbaren Stand sind, ist dem Klima wenig geholfen. 

Eine bessere Regelung zum Homeoffice, mehr Investitionen in erneuerbare Energiequellen, eine schnellere Erweiterung des öffentlichen Verkehrs … All dies muss die Regierung gleichzeitig angehen, damit mittel- und langfristig die Gesellschaft nicht mehr von fossilen Brennstoffen abhängig ist und der Klimawandel ausgebremst wird. Die Betriebe sind in der Pflicht, zu prüfen, wie sie nachhaltiger funktionieren können – und die gefassten Resolutionen auch durchzuziehen. Es reicht nicht mehr, sich durch den Emissionshandel „grünzukaufen“. Und jeder Einzelne muss über seine Lebensstandards nachdenken. Für so manchen könnte der kommende kalte Winter vielleicht ein Stein des Anstoßes sein …

viola
2. September 2022 - 15.45

Kand läit vläicht am Pëtz, mä glécklecherweis ass de Pëtz ausgedréchent, sou kann d'Kand net erdrénken.