KonjunkturDie Zahl der Menschen auf Arbeitssuche ist im Oktober gestiegen

Konjunktur / Die Zahl der Menschen auf Arbeitssuche ist im Oktober gestiegen
Die Arbeitslosenquote bleibt im Oktober bei unter fünf Prozent. Die Zahl aller Arbeitsplätze legt weiter stark zu. Foto: Editpress/Alain Rischard

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Mit der Erholung von den Corona-Lockdowns hatte sich der luxemburgische Arbeitsmarkt während einiger Monate überaus positiv entwickelt. Im Juni war die Zahl der Menschen auf Arbeitssuche auf den tiefsten Stand seit zehn Jahren gefallen. Seitdem verbessert sich die Lage jedoch nicht mehr.

Im Oktober gab es „erste Anzeichen für eine weniger günstige Entwicklung des Arbeitsmarktes“, titelte das Luxemburger Arbeitsamt Adem am Montag in ihrer monatlichen Pressemeldung zur Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt. Die Zahl der Arbeitssuchenden lag nun zum Ende des Monats Oktober bei 14.669 Personen. Das sind 536 Personen mehr als vor einem Monat, und 1.031 mehr als im Juni dieses Jahres, die für den nationalen Arbeitsmarkt niedrigste Zahl an Menschen auf Arbeitssuche seit Mitte 2012.

Die Covid-bedingte Achterbahnfahrt, wo sich die Zahl der Menschen auf Arbeitssuche erst rasant beschleunigt hatte und dann, mit der Aufhebung der Maßnahmen, auf historische Bestzahlen zurückfiel, ist demnach nun vorbei. Die Unsicherheiten durch den russischen Krieg in der Ukraine, die anhaltend hohe Preissteigerungsrate, die langsamer wachsende Wirtschaft und das schrumpfende Verbrauchervertrauen scheinen sich in den Zahlen bemerkbar zu machen.

Trotz der Verschlechterung in den letzten paar Monaten bleiben die Zahlen insgesamt gut. Seit dem Corona-bedingten Höhepunkt der Zahlen im April 2020 ist die Zahl der bei der ADEM eingeschriebenen Menschen auf Arbeitssuche um beeindruckende 5.584 Personen geschrumpft. Auch verglichen mit Oktober 2021 handelt es sich immerhin noch um einen Rückgang um 748 Personen.

Die Entwicklung der Zahl der Menschen auf Arbeitssuche in den letzten 20 Jahren in Luxemburg
Die Entwicklung der Zahl der Menschen auf Arbeitssuche in den letzten 20 Jahren in Luxemburg Quelle: Statec

In den meisten Kategorien war die Zahl der Arbeitssuchenden somit, im Jahresvergleich, auch weiter rückläufig, ist den Zahlen der Adem weiter zu entnehmen. Die Zahl der Menschen, die länger als sechs Monate beim Amt eingeschrieben sind, ist weiter zurückgegangen. Bei den Personen beispielsweise, die seit mehr als zwölf Monaten bei der Arbeitsagentur eingetragen sind, wurde ein Rückgang von 19,7 Prozent verbucht.

Anstiege wurden hingegen überwiegend bei jüngeren Menschen (unter 30 Jahre) verbucht. Im gleichen Sinne ist auch die Quote der Menschen, die seit weniger als einem halben Jahr Arbeit suchen, gestiegen. Ein Trend, wie er bereits in den Monaten zuvor zu beobachten war.

Nicht hilfreich dürfte in diesem Zusammenhang auch sein, dass die Zahl der Empfänger einer Maßnahme („mesure pour l’emploi“) mit 4.235 deutlich unter dem im Oktober 2021 beobachteten Niveau (minus 233 Personen oder 5,2 Prozent) lag.

Zahl der Neuanmeldungen steigt

Die Zahl der Neuanmeldungen ist im Oktober derweil hoch geblieben. Insgesamt hatten sich 2.797 Menschen neu bei der Adem angemeldet. Das sind 325 mehr als im Oktober 2021, jedoch 155 weniger als im Vormonat (September 2022). Dabei sei jedoch Folgendes zu beachten, hebt das Amt hervor: Die Neuanmeldungen in diesem Monat haben 124 Anmeldungen von Personen mit vorübergehendem Schutz beinhaltet (Flüchtlinge aus der Ukraine). Eine ähnliche Entwicklung wie in den Monaten zuvor.

Mit der seit Juni wieder gestiegenen Zahl der Menschen auf Arbeitsuche ist auch die von Statec errechnete saisonbereinigte Arbeitslosenquote wieder etwas höher als noch im Sommer. Sie liegt nun wie im Vormonat (revidiert) bei 4,9 Prozent. Damit ist sie weiterhin spürbar unter dem Niveau von vor den Corona-Lockdowns. Im Zeitraum Mai/Juni 2020 hatte sie mit sieben Prozent ihren „Corona-Höchststand“ erreicht. Im Oktober 2021 war sie unter 5,4 Prozent gefallen und lag somit wieder unter dem Niveau von vor dem Corona-Stillstand. Seitdem ist die Quote weiter zurückgegangen. Ende Januar lag sie bei 4,9 Prozent und zwischen März und Juli bei 4,7 Prozent. Das letzte Mal, dass es in Luxemburg eine niedrigere Arbeitslosenquote gab als im Sommer dieses Jahres, war im Dezember 2008.

Von den eigenen Traumzahlen aus der Vergangenheit bleibt Luxemburg dennoch immer noch weit entfernt. Bis vor 1990 zählte das Land weniger als zwei Prozent Arbeitssuchende. Danach begann ein langsamer Anstieg. 2005 wurde die Vier-Prozent-Marke überschritten. Nach der Finanz- und Schuldenkrise beschleunigte sich die Zunahme der Arbeitslosigkeit. 2009 wurden fünf Prozent gemessen – 2012 lag die Quote bei über sechs Prozent. Ein Rekord wurde im Mai 2014 erreicht: Die Arbeitslosenquote war auf 7,2 Prozent geklettert. Danach besserten sich die Zahlen wieder, wenn auch nur sehr langsam. Erst rund 14 Jahre nach der Finanzkrise konnte sich Luxemburg wieder über ähnlich gute Zahlen wie damals freuen.

Auch in Europa war der Arbeitsmarkt zuletzt in einer historisch guten Verfassung: In den Monaten Juli und August (letzte verfügbare Zahlen) lag die Arbeitslosenquote im Währungsraum auf einem Rekordtief von 6,6 Prozent. Bereits seit Dezember 2021 ist die Quote stetig so niedrig wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen von Eurostat zu den Arbeitslosenzahlen im Jahr 1998.

1.550 Arbeitsplätze mehr als vor einem Monat

Die Zahl der unbesetzten Stellen, die Arbeitgeber der Adem gemeldet haben, war im letzten Monat ebenfalls leicht rückläufig. Insgesamt 3.284 neue offene Stellen wurden dem Amt im Oktober 2022 gemeldet, weniger als im Vormonat (3.633 neue Stellen) und auch weniger als ein Jahr zuvor (3.909 neue Stellen). „Dies ist jedoch kein allgemeiner Trend“, präzisiert das Arbeitsamt. Der Rückgang betreffe vor allem die Bereiche Baugewerbe, Beherbergungs- und Gaststättengewerbe, sowie die Zeitarbeit.

Die Zahl der bei dem Amt gemeldeten verfügbaren Stellen belief sich zum Monatsende auf 13.033, leicht weniger als vor einem Monat, aber immer noch deutlich mehr (17,7 Prozent) als vor einem Jahr. Im September 2021 hatte die Zahl der bei der Adem gemeldeten offenen Stellen erstmals die Marke von 10.000 überschritten.

Zu den am meisten gesuchten Qualifikationen/Berufen zählten im Oktober Informatiker, Buchhalter und Mitarbeiter für Sekretariatsarbeit. Auch gesucht waren Spezialisten für die Analyse von Kreditrisiken sowie Küchenpersonal.

Die Zahl der Arbeitsplätze insgesamt in Luxemburg ist derweil auch im Oktober weiter gestiegen, und zwar auf (saisonbereinigt) 506.809 Stellen. Das Land zählt somit heute rund 1.550 Arbeitsplätze mehr als vor einem Monat und etwa 16.300 mehr als vor einem Jahr. Seit Ende Januar 2020 (also vor der Corona-Krise) sind im Großherzogtum über 35.300 neue Stellen entstanden. Im Mai war hierzulande erstmals die Marke von einer halben Million Arbeitsplätze überschritten worden. Die Schwelle von 400.000 Jobs war im Februar 2015 überschritten worden, die von 300.000 im Juni 2004.

Entwicklung der Zahl der Arbeitsplätze in den letzten 20 Jahren in Luxemburg. Gut erkennbar sind die Folgen von Finanz- und Corona-Krise.
Entwicklung der Zahl der Arbeitsplätze in den letzten 20 Jahren in Luxemburg. Gut erkennbar sind die Folgen von Finanz- und Corona-Krise. Quelle: Statec

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