Drohender EngpassDie Grippe-Impfung soll es in Luxemburg (zunächst) nur für Risikopatienten geben

Drohender Engpass / Die Grippe-Impfung soll es in Luxemburg (zunächst) nur für Risikopatienten geben
Das könnte jetzt ein bisschen wehtun: Die Grippe-Impfung gibt es wohl nicht (sofort) für jeden Foto: Ralf Hirschberger/ZB/dpa

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Die Corona-Pandemie kam eher überraschend über die Welt, während mit der Grippe saisonal gerechnet werden kann. Doch obwohl eine Impfung gegen die Influenza noch sinnvoller sein kann als früher schon, ist ein Mangel der entsprechenden Stoffe abzusehen: Die Gesundheitsdirektion hat jedenfalls gerade entsprechend gewarnt. Das Tageblatt hat nachgefragt, wo Luxemburg steht – und warum nicht einfach mehr Impfstoff hergestellt wird.

Die Impfung gegen die saisonale Grippe ist in der jüngeren Vergangenheit auch vermehrt von Menschen  angefragt worden, die nicht zu einer besonders gefährdeten Risikogruppe gehören. Schließlich kann auch ohne lebensbedrohliche Komplikationen eine Infektion zu einer Erkrankung führen, die sehr lästig und  kräftezehrend ist – und leicht mehrere Wochen andauern kann. Und in Corona-Zeiten ist eine Grippe-Impfung sogar noch empfehlenswerter: Der Gefahr, sich mit beiden Viren gleichzeitig zu infizieren, kann man derzeit nämlich nur so begegnen, da es gegen Sars-CoV-2 noch gar keinen Impfstoff gibt – auch wenn das Rennen darum wohl in der heißen Phase ist.

Doch der zu erwartende Ansturm auf den kommenden Grippe-Impfstoff hat international zu Befürchtungen eines Engpasses geführt – auch in Luxemburg.

So hat das Luxemburger Gesundheitsministerium kürzlich ein Schreiben an die Ärzte und Apotheker des Landes versandt. Darin heißt es, die Verfügbarkeit ausreichender Mengen an Impfstoff gegen die saisonale Grippe sei „noch nicht garantiert, da alle Länder der nördlichen Hemisphäre ihre Bestellungen bei den Herstellern erhöht haben“.  

Hersteller desinfizieren ihre Hände in Unschuld

Die Ärzteschaft habe Mitte August allerdings eine erhöhte Nachfrage nach Rezepten für den Grippeimpfstoff festgestellt, die „häufig von Menschen außerhalb der Risikogruppen“ gekommen sei, also etwa von jungen Menschen ohne Vorerkrankungen. Das könne aber im Umkehrschluss die Versorgung für diejenigen gefährden, die eine Impfung am dringendsten benötigen: Ältere, Kranke – oder Menschen, die viel Umgang mit Risikopatienten haben.

Darum hat die Gesundheitsdirektion die Ärzte und Apotheker aufgerufen, Impfungen zunächst nur so anzusetzen, wie es nach den Richtlinien des französischen Hohen Rats für Infektionskrankheiten („Conseil supérieur des Maladies infectieuses/CSMI“) vorrangig vorgesehen ist: Danach sollten zuerst Risikopersonen, Angehörige der Gesundheitsberufe und Personen, die in direktem Kontakt mit Risikopersonen stehen, versorgt werden.

Nachdem zu Beginn der Corona-Pandemie (und weit hineinreichend) Dinge wie Masken, Handschuhe und Desinfektionsmittel zur Mangelware wurden, ist jetzt also Vorsicht geboten bei einem Impfstoff, dessen verstärkte Nachfrage schon vor Monaten abzusehen war. Das sei allerdings nicht den Herstellern anzulasten, verteidigt man sich etwa beim Pharmariesen GlaxoSmithKline: „Die Planung der Produktion reicht sehr weit ins Vorjahr hinein“, erklärt Dr. Anke Helten, Sprecherin bei GlaxoSmithKline Deutschland, gegenüber dem Tageblatt. „Das geht ja schon damit los, dass man für die Herstellung des Impfstoffs Hühnereier braucht, wo man also ebenfalls sehr früh wissen muss, wie viele man bestellt und bei wie vielen Lieferanten.“ Der demnächst einzusetzende Impfstoff für die Nordhalbkugel der Erde sei jedenfalls von Februar bis Ende August produziert worden – und die Dosen seien prinzipiell auch längst verplant.

„Kein Grund, sofort die Apotheken zu stürmen“

In Luxemburg ist man aber dennoch zuversichtlich, noch nicht verplante Überkapazitäten erhalten zu können: Zusätzlich zu den 70.000 Impfdosen, die bereits von den Apotheken des Landes geordert wurden, bemühe man sich derzeit von Staats wegen um weitere 30.000 Dosen. Jean-Claude Schmit, Direktor der Gesundheitsdirektion, ist auch sehr zuversichtlich, diese zu erhalten – auch wenn Unwägbarkeiten nie auszuschließen seien: „Die Impfstoffe durchlaufen gerade erst ihre Zulassung, und da kann es immer mal vorkommen, dass einer durchfällt und ein Teil des Impfstoffes nicht ausgeliefert werden kann.“ Dieses Risiko bestehe aber prinzipiell jedes Jahr.

Zwar habe man 2018/2019 einen echten Mangel erlebt, in der vergangenen Saison sei Luxemburg mit 70.000 Dosen zwar knapp, aber einigermaßen ausgekommen – „mit den 30.000 zusätzlichen Dosen sollte es gelingen, auch über die reine Risikogruppe hinaus zu impfen, wenn Bedarf besteht.“ Es gebe allerdings auch keinen Grund zur Hetze, findet der Leiter der Gesundheitsdirektion: „Die Grippe kommt typischerweise Ende Januar, Anfang Februar in Gang. Wenn man im Dezember impft, reicht das völlig – und es gibt keinen Grund, Anfang Oktober die Apotheken zu stürmen.“ Jetzt appelliere man an die Ärzte und Apotheker, damit sie entsprechend mitziehen, um besonders Schutzbedürftige zuerst zu bedienen.

Einer der so Aufgeforderten ist der Escher Arzt Didier Oussard. „Natürlich befolgen wir solche Empfehlungen der Santé“, erklärt er am Telefon – aber auch, dass er den gesamten Umstand „bedauerlich“ finde: Denn tatsächlich habe man in der Praxis schon viele Nachfragen nach einer Impfung verzeichnet – und der abzusehende Engpass habe eine gewisse Verunsicherung bewirkt. Oussard sagt zwar, er habe durchaus das Gefühl, dass die Leute Verständnis hätten für die Notwendigkeit, gewissen Bevölkerungsteilen erst mal den Vortritt zu lassen. Trotzdem wünscht er es sich eigentlich auch anders: „Natürlich wäre es ideal, wenn wir sofort Impfstoff für jeden Interessenten hätten.“

Nomi
10. September 2020 - 21.53

Et ass net bekannt ob eng Grippenimpfung eng nodreiglech Coronainfektio'un mei' oder manner schlemm mecht !

HTK
10. September 2020 - 9.58

"Fürchtet euch nicht,denn ich bin bei euch." sagte einst ein bekannter Alleswisser. Aber das Vertrauen der Menschen schwächelt ein wenig sobald es zur Sache geht. Die Influenza tötet seit Jahrzehnten regelmässig und von diesen Toten waren 70% eben nicht geimpft. Hat Corona jetzt diese Massenpanik ausgelöst? Scheinbar,wenn junge gesunde Menschen sich mit Impfstoff eindecken wollen. Während die Hersteller den Hühnern die Schuld am Engpass geben,schuften sie lieber Tag und Nacht an der Entwicklung des lukrativen Impfstoffs gegen Corona.Das wird ein Billionseller.