EditorialDie Beschaffung der Impfstoffe braucht Zeit: Wir brauchen Geduld

Editorial / Die Beschaffung der Impfstoffe braucht Zeit: Wir brauchen Geduld
Die Herstellung der Corona-Impfstoffe ist aufwendig und benötigt Zeit Foto: AFP/Thomas Kienzle

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Diese Woche wurde im Europäischen Parlament über die Impfstrategie der EU diskutiert. Im Vorfeld dazu war in den vergangenen Wochen für die EU-Kommission manches nicht so gut gelaufen, woraus einige der Präsidentin der Brüsseler Behörde, Ursula von der Leyen, bereits einen Strick drehen wollten. Die Stimmung ist nun mal wegen Lockdown und Einschränkungen und Maske-Tragen und Nicht-überall-Hinkommen und vieler anderer Dinge, die wegen der Pandemie nerven, auch in der Politik gereizt. Es war die Nachricht, dass der Impfstoffhersteller AstraZeneca im ersten Quartal bei weitem nicht die abgemachte Menge an Vakzinen an die EU-Staaten liefern könne, die den Frustpegel in Ärger kippen ließ. Denn die Briten – gerade die –, aber auch die US-Amerikaner, die Chinesen, die Israelis waren den EU-Europäern, was die Anzahl der Geimpften anbelangt, bereits um Längen voraus. Hinzu kam der ohnehin schleppende Beginn der Impfkampagnen in den EU-Ländern. Als die Kommission – um den Beweis zu liefern, dass mit AstraZeneca klare Liefermengen und -fristen ausgemacht worden waren – dann noch eingestehen musste, die Verträge mit den Pharmaunternehmen nicht öffentlich machen zu dürfen, erreichte der Ärger seinen Höhepunkt. Der sich dann auch in unterschiedlicher Weise über den Köpfen der vornehmlich in Brüssel Handelnden entlud. Mittlerweile hat sich die Lage wieder beruhigt und es kann ein vorläufiges Fazit gezogen werden.

Selbstverständlich war es richtig, dass die EU-Staaten entschieden haben, gemeinsam Impfstoffe zu beschaffen und unter sich zu verteilen. Es ist nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn jedes Land auf eigene Faust mit den Pharmaunternehmen Verträge hätte aushandeln müssen. Welche Länder wären als erste mit den ohnehin noch spärlich vorhandenen Impfdosen beliefert worden? Wie viele Monate hätte Luxemburg warten müssen, bevor es seine Rationen bekommen hätte, vor Städten wie Frankfurt oder Marseille, die mindestens so viel brauchen? Und welche Vertragsbedingungen hätten wir akzeptieren müssen?

Der Abschluss des Vertrages mit Pfizer/BioNTech hat nach Darstellung der EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides unter anderem so viel Zeit benötigt, da Pfizer sich anfangs weigerte, die Haftung für seinen Impfstoff zu übernehmen. Das hätte bedeutet, dass bei eventuellen Schäden durch das Vakzin betroffene EU-Bürger keine Ansprüche gegenüber dem Impfstoffhersteller hätten geltend machen können. In Israel beispielsweise hat der Staat die Produkthaftung übernommen, was in Europa jedoch undenkbar ist. Relativ viel Zeit hat sicherlich auch der Zulassungsprozess der Impfstoffe durch die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) benötigt. Es gilt das Vorsorgeprinzip, auf das die Europäer mit Recht so viel Wert legen, wenn die Tauglichkeit neuer Produkte geprüft werden soll. Wenn wir bereit sind, Handelsverträge abzulehnen, sollte diesem Prinzip nicht Rechnung getragen werden, sollten wir erst recht Arzneimitteln misstrauen, wenn sie nicht nach diesem Prinzip geprüft werden.

Dass sich während dieser Zeit andere Länder die knappen Lagerbestände an Vakzinen aus der EU sicherten, die mit der Vorproduktion bereits angelegt wurden, kann niemandem in Brüssel angelastet werden. Hier haben Firmenmanager gehandelt, die sich jetzt gefallen lassen müssen, dass EU-Beamte mit dem noch einzusetzenden sogenannten Transparenz-Mechanismus die faire Auslieferung jeder Impfdose registrieren. Denn es sollte nicht allein den Pharmaunternehmen überlassen werden, zu bestimmen, wer wann mit Impfstoff beliefert wird.

Letzten Endes ist es so, dass die Herstellung von genügend Impfstoffdosen Zeit braucht und es noch Monate dauern wird, bevor die meisten von uns geimpft werden können. Was wir unterdessen brauchen, ist Geduld.

Hatfield
17. Februar 2021 - 7.02

Ich glaube nicht, dass die beiden den Artikel gelesen/verstanden haben. Sie blasen lieber in das alte Horn, wie eh und je... @ Klitz ihre Europatreue ist reiner Selbstzweck. Stellen sie sich mal Luxemburg ohne EU vor. Ohne Schengen... Ohne die EU wäre Luxemburg momentan wahrscheinlich noch nicht einmal am impfen. Da hätten andere sich vorher ihren Anteil behalten. Deutschland hätte seinen eigens entwickelten Imfstoff auch erst mal im eigenen Lanď verwenden können, genauso die anderen Staaten. Aber so wird es nicht gehandhabt und das ist gut so. Ewig auf der EU rumzuhacken und sie in anderen Punkten (Grenzschliessung) zu beschwören und herbei zurufen, was soll das?

Hans Peter
16. Februar 2021 - 8.50

Klitz und Realist... haben Sie den Kommentar von Herrn Kemp überhaupt gelesen und wenn ja, haben Sie ihn verstanden?

Antoine
15. Februar 2021 - 20.10

Wéi kann an onsem Land nach ëmmer geduddelt an gesabbelt gin , wéi z.b. Vum Testweltmeister zum Impfweltmeister??? Mir, an och Europa hun versoot, hei stierwen Leit um Covid, Leit um Misère , den Covid-Restriktiounen causéieren... an daat alles well d'Impfen net klappt. Kukt Iech Amerika, oder d' Englänner un, sie hun laut onsen Chronisten, jo alles falsch gemaach, an awer sinn sie largement vir.

jung luc
14. Februar 2021 - 20.47

Lasst uns nach Israel auswandern. Lasst uns den Europablablabla vergessen. Dann wären wir wahrscheinlich fast alle geimpft.

Babs
14. Februar 2021 - 7.23

Karel vun Arel !!! Ë Rot, plennert op Arel, an nach ë Rot, dir schéingt jo sou Immens ze sinn an alles am virraus ze wëssen, setzt iech bei den nexten Wahlen op. !!??

Emile
13. Februar 2021 - 23.01

Die Beschaffung braucht Zeit. Forschen und Entwickeln geht von selbst und sehr schnell. Wir wiegen uns in totaler Selbstzufriedenheit. Wir sind Welmeister

Klitz
13. Februar 2021 - 22.44

@Realist Richtig! Aber wir glaubten schon immer bei Europa katholischer als der Papst zu sein müssen. Was wäre denn gewesen wenn wir einen höheren Preis gezahlt hätten. Israel hat ja auch mehr bezahlt. Egal was es gekostet hätte, die paar Dosen Impfstoff wären allemal billiger gewesen als das Large Scale Testing das ein finanzielles Fass ohne Boden mit wenig Nutzen ist und die Pandemie nur verwaltet. Was wir von unserer Europatreue haben sehen wir ja immer wieder: Geschlossene Grenzen, Openlux etc. Europa OK aber die Naivität unserer Regierung ist bisweilen legendär und lachhaft.

Realist
13. Februar 2021 - 20.03

Natürlich steht es jedem frei, sich den Schlamassel schön zu reden und weiterhin Geduld zum neuen Bürgersinn zu klonen. Man kann sogar den Merkelschen Narrativ von der "Alternativlosigkeit" übernehmen. Fakt bleibt aber, dass es ein grosser Fehler war, sich bei so etwas Lebenswichtigem wie der Beschaffung des Impfstoffs allein auf die EU zu verlassen. Ausgerechnet die EU, die ausser wohlfeilen Belehrungen und Bevormundungen ja nun wirklich noch nie etwas auf die Reihe bekommen hat. Wenn unsere Regierung etwas mehr Realitätssinn und Chuzpe gezeigt hätte, wäre unser Ministaat mit seinen gerade mal 600.000 Einwohnern längst durchgeimpft. Eine Blauäugigkeit, die fatalerweise Leben kostet und insofern unverzeihlich ist.

Karel vun Arel
13. Februar 2021 - 19.24

mam Impfen dauert nach bestemmt bis 2024 ..? wann nett mei laang . elo seit iwert 1em joer kritt Regierung neicht ob Rei .. an vir de Recht kucken ma jo vir deicht waat iwert da Grenz beschloss gett .. an dann zeihen mir ereicht no .. et geiv een baal mengen Merkel an Macron geiven Europa Regeiren . tjo . vir de recht gin ech leiwer keen Kommentar oof , soss platzt mir de Colis.

Till Eule vor dem Spiegel
13. Februar 2021 - 12.48

Infolge der auferlegten Einschränkungen dieser Pandemie hat der Bürger ein Mehr an Zeit, ob er die Geduld behält diese Zeit auszusitzen ist fraglich.