Da-Costa-AffäreCSV fordert Dringlichkeitssitzung an – Franz Fayot soll weitere Erklärungen liefern

Da-Costa-Affäre / CSV fordert Dringlichkeitssitzung an – Franz Fayot soll weitere Erklärungen liefern
Jeff Da Costa hat nach dem Jahrhunderthochwasser von 2021 das Katastrophenmanagement der Regierung (hier im Bild: Franz Fayot) kritisiert Foto: Editpress/Claude Lenert

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Neue Vorwürfe in der Affäre Da Costa werden gegen die Regierung laut. Daraufhin hat die CSV eine Dringlichkeitssitzung angefordert, in der sich Luxemburgs Wirtschaftsminister Franz Fayot (LSAP) erklären soll.

Wurde nun politischer Druck auf Jeff Da Costa, beziehungsweise dessen Ex-Chef, ausgeübt oder nicht? Die Affäre um die Entlassung des Hydrometeorologen und Doktoranden, der vergangenes Jahr das Katastrophenmanagement der Regierung kritisierte, geht in die nächste Runde: Die CSV hat am Mittwochmorgen in einem Schreiben an Chamber-Präsident Fernand Etgen (DP) eine Dringlichkeitssitzung des Wirtschaftsausschusses angefordert.  Premierminister Xavier Bettel (DP) hatte zuvor bereits auf eine parlamentarische Anfrage über die schwerwiegenden Vorwürfe gegen die Regierung reagiert: „Kein Regierungsmitglied hat Druck auf einen Angestellten oder die Firma ausgeübt.“ Dennoch scheint die Beweislast eher schwerer als leichter zu werden.

Aus einem Artikel des Luxemburger Wort vom Mittwoch geht allerdings hervor, dass der junge Forscher am Tag nach seiner Kündigung eine SMS von seinem Chef Guy Schumann erhalten hat, die besagt: „Hätt ni geduet, dass et deen Ausmooss sou séier kann huelen. Ech hunn der ëmmer gesot, du muss oppassen, wann s de d’Regierung wëlls erwähnen – dat geet schif aus. An ass et lo och.“ Da Costa berichtete dem Tageblatt zuvor bereits, dass er in Luxemburg-Stadt mit einigen Parlamentariern ins Gespräch gekommen sei und sich dabei unwohl gefühlt habe. Er beschrieb die Situation als „bedrohlich“. Dan Biancalana (LSAP), einer der in das Gespräch verwickelten Politiker, räumte auf Tageblatt-Nachfrage hin ein, dass der junge Forscher wohl einen gewissen Unmut ertragen musste: Das Gespräch sei aber keinesfalls bedrohlich oder auch „nur“ einschüchternd gewesen.

Demnach empfand die CSV die Aussage des Premierministers als nicht zufriedenstellend und bestellte Luxemburgs Minister für Wirtschaft, Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Angelegenheiten, Franz Fayot (LSAP), in die Notfallsitzung, um seine Erklärungen zu dem Fall Da Costa zu hören.

Sowohl Fayot als auch Bettel besuchen derzeit langjährige Kooperationspartner des Großherzogtums in Afrika, Niger und Ruanda. Fayot reagierte jedoch auf Twitter und Facebook auf seine Einladung zur Dringlichkeitssitzung. Dort schreibt er, dass er weder Da Costa noch Schumann persönlich kenne und – seines Wissens nach – noch nie persönlich Kontakt mit ihnen hatte. Fayot weist zudem jegliche Vorwürfe zurück, dass er auf irgendeine Weise Druck auf die Firma RSS Hydro ausgeübt oder jemanden dazu angestiftet habe.

Drei Zeugen

Fayots Verwicklung in die Affäre geht auf eine Aussage zurück, die Da Costa gegenüber dem Wort gemacht hat. Er habe herausfinden wollen, wer Druck auf seinen Chef ausübt: „Ich habe nachgehakt, weil ich wissen wollte, woher der Druck kam. Guy sagte, dass sein Telefon ständig klingele, das Ganze sehr weit gehe und der Druck von vielen Seiten komme, sogar von Fayot.“ Beweisen könne er die Behauptung allerdings nicht – darum habe er bisher auch diesbezüglich nichts sagen wollen.

Die Luxemburger Tageszeitung führt darüber hinaus noch drei anonyme Zeugen an, die angeblich am 16. September am Betriebsmeeting von RSS Hydro teilgenommen haben. Diese behaupten, dass der Firmenchef während der Konferenz von externem Druck gesprochen habe. Ein erster Zeuge sagt, die Regierung, Biancalana und seine Partei (LSAP) hätten Schumann zu verstehen gegeben, dass er keine Projektaufträge mehr erhalte, wenn er sich nicht von Da Costa trenne. Zudem soll es Anrufe vonseiten des Wasserwirtschaftsamts gegeben haben.

Auch der zweite anonyme Zeuge behaupte, dass Schumann meinte, Da Costa entlassen zu müssen, da die Firma sonst keine Aufträge mehr bekommen würde. Der dritte Zeuge spreche von Anrufen aus dem öffentlichen Sektor an Schumann. Man habe dem Firmenchef geraten, keine Interviews zu geben, weil das negative Konsequenzen haben könnte, schreibt das Wort. Alle drei Zeugen hätten zudem berichtet, dass Schumann stets ein gutes Verhältnis zu Da Costa gepflegt habe. „Dass Jeff wegen Meinungsverschiedenheiten habe gehen müssen, sei ausgeschlossen“, heißt es in dem Artikel.

Mehr zum Fall Da Costa finden Sie hier:
Luxemburg / Abgestraft für Kritik? Geschasster Experte erhebt Vorwürfe – Opposition fordert Aufklärung
Da-Costa-Affäre / Ein „moralischer Fehler“ – Kündigung sorgt für Unbehagen in Luxemburger Institutionen

Miette
13. Juni 2022 - 22.45

CSV hat ja Erfahrung in Sachen Aufklärung von Skandalen??? Wie gut, dass wir die christlich/sozialen nun als Retter der Demokratie an unserer Seite haben. Keiner erinnert sich, alle im Wachschlaf wenn es um Wahrheiten geht???Egal ob es um Tage, Wochen, Monate, Jahre oder gar Jahrzehnte geht... Friedliche Grüsse zur Nacht❣️

zJJ
13. Juni 2022 - 9.17

PS: Politiker kommen und gehen.Sind schnell ersetzt.Aber qualifizierte Wissenschaftler wachsen nicht auf Bäumen.

JJ
13. Juni 2022 - 9.13

Ein Chef der nicht zu seinen Leuten steht,zumal wenn so gutes Arbeitsklima herrscht,muss sich schon fragen ob er dem Mammon dient oder der Wahrheit. Also auch das Arbeitsklima ist schnell im Wandel wenn's um's Geld geht. Eine kleine Aufnahme auf Band hätte so manchem "Druckmacher" den Wind aus den Segeln genommen. Fayot als letzte Instanz muss sich etwas einfallen lassen und sei es auch nur herauszufinden wer diesen Druck aufgebaut hat. Wenn seine Untergebenen Angebote machen dürfen die niemand ablehnen kann,dann sind wir weit gekommen. Da Costa hat Zustände angeprangert die unhaltbar waren und sind.Gut dass es solche Leute gibt.

Lucilinburhuc
12. Juni 2022 - 14.06

Wie wär's denn wenn etliche Personen, wie im Ahrtal, gestorben wären? Einfach Mal den Spieß rumdrehen und Druck auf Entscheidungsträger anstatt auf dem Wistleblower. Sehen wir es auch Mal positiv: Die CSV hat nach Jahren endlich ihre Aufgabe verstanden und negiert bzw. verachtet die Arbeit einer Opposition nicht mehr.

Rosie
12. Juni 2022 - 11.07

Keine Affäre weit und breit. Nur die Überbleibsel der CSV sind im Dauerwahlkampf, gepusht von der letzten verbliebenen CSV-Scharfmacherin im 'Wort'.

wanda
11. Juni 2022 - 23.38

Ignoriert die Splitterpartei. Merci Gambia.

Nicolas
11. Juni 2022 - 20.11

Wei soot den Juncker eng Keier : An der Politik muss een och emol lei'en.

Nicolas
11. Juni 2022 - 20.11

Wei soot den Juncker eng Keier : An der Politik muss een och emol lei'en.

Grober J-P.
9. Juni 2022 - 9.10

@Puschkin / Indirekt schon, denken do un Etienne an Co.

Pol Kinnen
8. Juni 2022 - 19.27

Vielleicht kann sich ja jemand vom Wasseramt an etwas erinnern, und Auskunft geben, jetzt wo die Exministerin nicht mehr da ist?

Puschkin
8. Juni 2022 - 11.19

Huet de Putin dan och elo schon d'Soen hei?

Grober J-P.
8. Juni 2022 - 10.20

Wenn das stimmt, ist das schon "eent starékt Stéck"! Der Mann hat ja angeblich Zeugen, wurden die gehört?