Finanzplatz„Et reent Suen“: OGBL, LCGB und Aleba streiten mit Bankenvereinigung über Kollektivvertrag

Finanzplatz / „Et reent Suen“: OGBL, LCGB und Aleba streiten mit Bankenvereinigung über Kollektivvertrag
Geeint in Frustration (v.l.): Die Gewerkschafter Maria-Helena Macedo (LCGB), Sylvie Reuter (OGBL) und Roberto Mendolia (Aleba) Foto: Editpress/Julien Garroy

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Die Gewerkschaften des Finanzsektors zeigen sich zunehmend frustriert von der Luxemburger Bankenvereinigung (ABBL). Die Verhandlungen über einen neuen Kollektivvertrag stocken, die ABBL findet die Forderungen von OGBL, LCGB und Aleba überzogen – trotz Milliardengewinne der Banken.

Ganz Luxemburg will einen attraktiven Finanzplatz. Allen voran Premier Luc Frieden und sein Finanzminister Gilles Roth. Aber auch die Luxemburger Bankenvereinigung ABBL. Und die drei Gewerkschaften des Finanzsektors, OGBL, LCGB und Aleba. Politiker, Arbeitgeber und Arbeitnehmer, sie alle wissen, wie wichtig der Finanzplatz für das Wohlbefinden des luxemburgischen Staates und damit aller luxemburgischen Bürger und Bürgerinnen ist. So viel zu den Gemeinsamkeiten. Über das kleine Wörtchen, wie genau die Attraktivität des Sektors gesteigert werden kann, gibt es dieser Tage großen Streit. Am 31. Dezember des vergangenen Jahres ist der bestehende Kollektivvertrag des Bankensektors ausgelaufen. Bislang können sich Sozialpartner und Arbeitgebervertreter nicht auf einen neuen Vertrag einigen. 

Die Verhandlungen seien „relativ frustrierend“, sagt OGBL-Zentralsekretärin Sylvie Reuter am Donnerstagmorgen bei einer Pressekonferenz. „Man tritt uns mit einer gewissen Arroganz entgegen.“ „Wir alle wollen die Attraktivität des Sektors steigern“, sagt Aleba-Präsident Roberto Mendolia. Aber dazu gehöre auch, dass der Kuchen gerecht verteilt werde. „Et reent Suen“, sagt Reuter. Kein Tag vergehe ohne Gewinnmeldungen aus dem Bankensektor. Im vergangenen Geschäftsjahr 2023 konnten die 118 Kreditinstitute des Landes einen Nettogewinn von 6,6 Milliarden Euro einfahren – ein neuer Rekord. Bei den Mitarbeitern komme davon jedoch nichts an, so Reuter. Maria-Helena Macedo, Gewerkschaftssekretärin des LCGB, ergänzt: „Ich glaube, die ABBL und der Bankensektor haben vergessen, was 2008 passierte und wichtig ihre Mitarbeiter waren, um die Bankenkrise zu überwinden.“

ABBL macht Druck

Laut Zahlen der Aufsichtskommission des Finanzsektors CSSF ist das Nettobankprodukt in den Jahren 2010 bis 2022 um mehr als zehn Prozent gestiegen. Die Personalkosten sind dieser Entwicklung nicht gefolgt. Sie wuchsen lediglich um 2 Prozent. „Trotz astronomischer Gewinne stagnieren die Gehälter, Überstunden häufen sich und die Ungleichheiten nehmen zu“, schreiben die drei Gewerkschaften in einer gemeinsamen Mitteilung. Sie fordern Lohnerhöhungen, eine Anerkennung des Wertes der Beschäftigten und eine gerechte Verteilung der Gewinne. Die ABBL hält diese Forderungen für überzogen – und argumentiert mit der Weltlage. Ende April sprach die Bankenvereinigung in einer Pressemitteilung von einem „falschen Anschein von Gelassenheit in einer zunehmend unruhigen Welt“. Seit der Bankenkrise hätten die europäischen Banken gegenüber ihren amerikanischen und asiatischen Kollegen an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt. „Die Produktivität des Bankensektors ist in den letzten Jahren zurückgegangen“, sagt Jerry Grbic, CEO der ABBL.

„Der Finanzplatz ist wichtig für Luxemburg“, sagt Reuter. „Und der lebt von seinen Mitarbeitern.“ Wie auch in der restlichen Gesellschaft gehe die Schere zwischen Arm und Reich auch bei den Gehältern im Bankensektor immer weiter auseinander, so die OGBL-Vertreterin. „Das Märchen, dass Bankiers mehr verdienen als alle anderen, stimmt nicht mehr“, so Reuter. Ebenso falsch sei die Behauptung der ABBL, höhere Löhne gefährdeten die Attraktivität und internationale Wettbewerbsfähigkeit des Finanzplatzes. „Wir haben jahrelang verzichtet – und trotzdem haben Luxemburger Banken Arbeitsplätze ins Ausland verlagert“, sagt Reuter. Das habe nichts mit Luxemburger Löhnen zu tun.

Die Verhandlungen zwischen den Gewerkschaften und der Bankenvereinigung werden am Freitag fortgesetzt. Noch am Mittwochabend habe der ABBL-Chef Druck auf die Vertreter von OGBL, LCGB und Aleba ausgeübt, so Macedo. „Man hat uns gesagt, wenn wir unsere Forderungen nicht zurückziehen, dann könnte es zu Entlassungen kommen – und dafür wären wir dann verantwortlich.“ Mit einem schnellen Abschluss eines neuen Kollektivvertrags ist nicht zu rechnen.

RCZ
16. Mai 2024 - 19.06

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