Energie„Sonst zahlen die Haushalte das Doppelte“: Entspannung bei Strompreisen erst für 2026 erwartet

Energie / „Sonst zahlen die Haushalte das Doppelte“: Entspannung bei Strompreisen erst für 2026 erwartet
Wie geht es mit den Strompreisen weiter? Grafik: Tageblatt/Jil Scheuer

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Luxemburgs Strompreise drohen 2025, um 60 Prozent anzusteigen – obwohl die Preise auf den internationalen Strommärkten mittlerweile wieder fallen. Was verursacht diesen Preissprung?

Ohne Verlängerung der staatlichen Hilfen können die Strompreise im kommenden Jahr um 60 Prozent ansteigen. Das, obwohl die Preise auf den internationalen Strommärkten wieder sinken. Der Grund dafür liegt in der Einkaufsstrategie der Stromanbieter, wie Torsten Schockmel, Geschäftsführer von Sudstroum, erklärt. „Die meisten Stromanbieter kaufen nicht alles zusammen zu einem bestimmten Zeitpunkt“, sagt der Experte gegenüber dem Tageblatt. Das verhindere, dass man den Strom zu extrem hohen Preisen einkaufen muss – „das wäre Selbstmord“.

Stattdessen versuchen die Energieanbieter, den Strom über längere Zeit verteilt einzukaufen. Der Nachteil einer solchen Strategie: „Das verhindert ebenfalls, dass man den benötigten Strom gebündelt im billigsten Moment einkauft“, sagt Schockmel. Die gezahlten Preise würden dann zwar über dem Minimum liegen – würden einem im schlimmsten Falle aber auch „nicht das Genick brechen“.

Nach Ausbruch des Ukrainekrieges war die Nervosität auf den Strommärkten entsprechend hoch, sodass hohe Quantitäten an Strom zu relativ hohen Preisen eingekauft wurden. Und das hat entsprechende Konsequenzen auf die Preise, die die Verbraucher 2025 noch zahlen müssen. „Für 2025 ist der Preis immer noch relativ hoch, weil wir den Strom zu weit mehr als 100 Euro MWh eingekauft haben“, sagt Schockmel. Ein Preis, der immerhin weit unter dem Spitzenwert von 800 Euro pro MWh lag.

Gestiegene Netzkosten

Bei den Netzkosten handelt es sich um Gebühren, die Netzbetreiber für die Nutzung der Infrastruktur erheben, um den Strom zu den Verbrauchern zu transportieren. Beim Transport gehen „ungefähr drei Prozent“ des transportierten Stroms verloren – weswegen die Netzkosten mit der Erhöhung der Strompreise ebenfalls angestiegen sind.

„Was Preisentwicklungen auf den Großhandelsmärkten angeht, so kommen die bei den Tarifkunden mit Verzögerungen an, da Energieversorger im Voraus beschaffen“, erklärt auch Encevo auf Tageblatt-Nachfrage. „Wie schnell die Preisentwicklungen bei den Tarifkunden ankommen, hängt davon ab, ob die Beschaffungsstrategien kurz-, mittel- oder langfristig sind.“

Mittlerweile würden sich die Preise wieder bei 70 Euro pro MWh einpendeln, so Schockmel weiter. Die Anbieter würden demnach auch derzeit wieder fleißig Strom einkaufen. Für 2025 aber müssen die Verbraucher noch den etwas teurer eingekauften Strom bezahlen. „2025 werden die Preise wohl noch relativ hoch sein“, meint Schockmel. „Es sieht jedoch gut aus, dass der Preis 2026 wieder fallen wird.“ Und auch der Konkurrent auf dem Luxemburger Markt, Encevo, meint, dass die „erhöhten Beschaffungspreise aus heutiger Perspektive wohl 2025 fallen werden“.

Für Schockmel ist es demnach auch unumgänglich, dass die staatlichen Hilfen 2025 wohl noch weiterlaufen müssen. „Sonst zahlen die Haushalte das Doppelte oder sogar noch mehr des jetzigen Preises“, so der Experte. Das Energieministerium gibt sich in einer Anfrage des Tageblatt Anfang Februar noch gelassen. „Im Wirtschaftsministerium wird ein Vorschlag ausgearbeitet, wie die Energiepreise für 2025 abgefedert werden können“, ließ Energieminister Lex Delles (DP) über einen Sprecher mitteilen. Dieser Vorschlag solle dem Regierungsrat dann auch „zu gegebener Zeit“ vorgelegt werden. „Es ist aktuell noch zu früh, um auf die Details dieses Vorschlages, der derzeit noch ausgearbeitet wird, einzugehen.“

Ausgleichsmechanismus

Der Strompreis für Luxemburgs Privathaushalte mit einem Jahresverbrauch von weniger als 25.000 KWh wurde bei der Herbst-Tripartite vor zwei Jahren auf den Preis vom 1. September 2022 gedeckelt. Diese Deckelung wird über den Ausgleichsmechanismus gezahlt. 2024 sind demnach 225 Millionen Euro vorgesehen, um den Strompreis auf dem Niveau von September 2022 zu halten. Der Ausgleichsmechanismus wurde 2001 eingeführt und dient dazu, die „Lasten im Zusammenhang mit der Erfüllung gemeinwirtschaftlicher Verpflichtungen gerecht auf die einzelnen Elektrizitätsunternehmen zu verteilen“, wie es im entsprechenden großherzoglichen Reglement heißt. Der Mechanismus wird vom Luxemburger Regulierungsinstitut (ILR) verwaltet, das ebenfalls den zu zahlenden Beitrag festlegt. Die Bruttokosten des Ausgleichsmechanismus liegen jährlich bei über 100 Millionen Euro, erklärt das Energieministerium auf Tageblatt-Anfrage. Seit der Deckelung des Strompreises übernimmt der Luxemburger Staat die Gesamtkosten und zahlt den Privathaushalten mit einem Jahresverbrauch von weniger als 25.000 KWh einen Negativbeitrag, um die hohen Strompreise abzufedern.

Das Energieministerium reagierte damit auf eine Inflationsprognose des Statec. Ohne staatliche Hilfen wären die Gaspreise für die Endverbraucher um 34 Prozent teurer für das Jahr 2022, 60 Prozent teurer für 2023 und 29 Prozent teurer für 2024 gewesen, errechneten die Experten vom nationalen Statistikamt. Die hohen Strompreise hätten auch die Inflation in Luxemburg weiter getrieben, sodass zwischen März 2022 und dem vierten Quartal 2024 voraussichtlich insgesamt sieben Indextranchen ausgelöst worden wären, wie das Statec schrieb. Im jüngsten Konjunkturflash des Statec stellen die Experten fest, dass sich der Strompreis „in gewissem Maße von den Gaspreisen abgekoppelt hat“. Das zeige, dass nicht Gas, sondern Kohle in bestimmten Zeiträumen die Stromerzeugungsmethode mit den höchsten Grenzkosten war.

ACES
1. März 2024 - 15.23

Kâft iech all en E-Auto. Elo.

Nomi
28. Februar 2024 - 13.37

Haut ass et dach eso'u dass gekuckt gett, waat ass den Max Benefisse deen ech kann drop schlo'en ! Mat der Logik vum Minimei'eren vum Wuesthum, an dobei d'Klima am aan ze hun, muss en an der Industrie/Commerce d'Gestehungskaeschten genau kalkulei'eren an dann ee minimalen Benefisse dropschlo'en ! Schluss mat Spekulatio'un an ee gerechten Kalkul vun den Margen !!

E Letzeboier
28. Februar 2024 - 10.34

Wéi ass et dann ze erklären, dass déi Entreprisen esou déck Beneficer maachen wéi nach nie? Dat do ass eng richteg Abzocke, do muss mol am Détail kontrolléiert ginn, wat do lass ass. Déi aal Kamell, dass alles Joeren am Viraus kaaf gëtt ass ausgelutscht.

Grober J-P.
28. Februar 2024 - 9.02

Herrlich 60% mehr oder auch nicht. Krieg ich auch für meinen Solarstrom? Preise an den Ladestationen auch + 60? Wollte mal elektrisch fahren, 0,3 ct pro km, wird heftig. Ausflüge an die Mosel gestrichen, Pättchen Riesling wird zu teuer.