Ronde van VlaanderenZum zweiten Mal unter Ausschluss der Öffentlichkeit – Fünf Luxemburger am Start

Ronde van Vlaanderen / Zum zweiten Mal unter Ausschluss der Öffentlichkeit – Fünf Luxemburger am Start
Wout Van Aert, Mathieu Van der Poel und Julian Alaphilippe gehören auch in diesem Jahr zu den großen Favoriten Archivbild: Nico Vereecken/AFP

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Zum zweiten Mal innerhalb von sechs Monaten wird die „Ronde van Vlaanderen“ ohne Publikum an den strategischen Stellen ausgetragen. Mit Jempy Drucker, Kevin Geniets, Alex Kirsch, Luc Wirtgen und Tom Wirtgen stehen auch fünf Luxemburger auf der provisorischen Startliste des flämischen Radsport-Monuments.

„Bleibt zu Hause, schaut euch das Rennen im Fernsehen an!“ – Diese Worte richtete Tomas Van den Spiegel, der Direktor der „Ronde van Vlaanderen“, im Oktober 2020 über die Medien an die Radsportfans. „Die Rundfahrt wird stattfinden, wenn ihr mit Abwesenheit glänzt. Nur so ist in Corona-Zeiten die Sicherheit aller gewährleistet.“

Der Appell des Chefs von „Flanders Classics“, dem Organisator des flämischen Radsport-Monuments, stieß nicht auf taube Ohren. Die belgischen Fans hielten sich mit einigen wenigen Ausnahmen an die Vorgaben des Veranstalters. Sie ermöglichten dadurch nicht nur die korrekte Abhaltung der „Ronde“, sondern lieferten den politisch Verantwortlichen auch keinen Anlass, auf stur zu schalten und sich einer Wiederholung des Experiments zu widersetzen.

Das Ganze noch einmal

Obwohl Belgien stark unter Covid-19 leidet und strenge Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie verordnet hat, willigte Carina Van Cauter, die erst im Juli 2020 ernannte Gouverneurin der Provinz Ostflandern, ein, die „Ronde“ an Ostern unter praktisch den gleichen Bedingungen austragen zu lassen wie im vergangenen Herbst. Anders fiel die Entscheidung im benachbarten Frankreich aus, wo sich der „Préfet du Nord et des Hauts-de-France“, Michel Lalande, gegen eine Durchführung der für den 11. April geplanten „Reine des classiques“ Paris-Roubaix aussprach. Dieses Rennen wurde auf den 3. Oktober verlegt.

Doch bleiben wir vorerst bei der „Ronde“. Das Publikum ist weder am Startort Antwerpen noch auf der Zielgeraden in Oudenaarde willkommen. Nicht aufhalten darf es sich auch in 22 sogenannten Sicherheitszonen, auf den sieben „Pavé“-Sektoren und in den 19 Anstiegen (zwei mehr als im Vorjahr). Wer sich dort von der Polizei erwischen lässt, muss 250 Euro Strafgeld bezahlen.

Um die Fahrer live zu sehen, bleibt den Fans immerhin noch ein langer Streckenabschnitt von fast 200 km. Hier müssen allerdings die vom belgischen „Conseil national de sécurité“ (CNS) vorgeschriebenen Sicherheitsmaßnahmen (Abstand halten, Mund- und Nasenschutz tragen) respektiert werden.

Auf spezielle Werbung verzichtet der Organisator. So sucht man auf der Ronde-Homepage vergebens die wichtigsten Informationen wie den Zeitplan, die Strecke, die Durchfahrtszeiten in den Ortschaften, usw.

Dass trotz solch negativen Voraussetzungen Rennstimmung aufkommen kann, wurde vor einem halben Jahr zur Genüge bewiesen. Mit Julian Alaphilippe, Wout Van Aert und Mathieu Van der Poel an der Spitze schien sich ein „explosives“ Finale anzubahnen. Das Schicksal aber wollte es anders, da der Straßen-Weltmeister mit der rechten Schulter gegen die Gepäckbox eines Jury-Motorrads prallte, zu Boden stürzte und sich einen zweifachen Bruch des Mittelhandknochens zuzog.

Nachdem Alaphilippe verletzungsbedingt ausgefallen war, stand dem Sieg eines der beiden Cyclocross-Weltmeister nichts mehr im Weg. Van der Poel und Van Aert, die sich in der Woche zuvor noch in Wortfehden übten, rückten das Sportliche in den Vordergrund und lösten sich auf den letzten 30 km regelmäßig in der Führung ab.

Auf der Zielgeraden belauerten sich beide bis zur 200-m-Marke, ehe sie synchron den Spurt anzogen. Der holländische Meister rannte an der Spitze, er widersetzte sich der kurzen Aufholjagd seines belgischen Gegners mit Erfolg und behielt bis zum Strich eine Reifendicke Vorsprung. Damit trug Mathieu den Namen Van der Poel 34 Jahre nach seinem Vater Adrie ins Siegerbuch der „Ronde van Vlaanderen“ ein.

Druckers 9. „Ronde“

Auch diesmal gehören die „wunderbaren (oder fantastischen) Drei“, wie sie genannt werden, zu den ganz großen Favoriten. Sie am Start zu haben, ist ein Segen für jeden Organisator. Dagegen wird ein früherer Sieger fehlen. Philippe Gilbert, „Ronde“-Gewinner von 2017, legt eine Rennpause ein, „um seine Batterien aufzuladen, sowohl mental als auch körperlich“.

In der provisorischen Startliste (die definitive erscheint erst am Samstagabend) stehen mit Jempy Drucker (Cofidis), Alex Kirsch (Trek-Segafredo), Kevin Geniets (Groupama-FDJ), Luc und Tom Wirtgen (beide WB Bingoal) auch fünf Luxemburger Fahrer.

Für Jempy Drucker ist es schon die neunte Teilnahme, sein bestes Resultat erzielte er 2016 mit einem 19. Rang. Alex Kirsch startet zum 4. Mal bei der „Ronde“ (bestes Ergebnis 2018 mit Platz 69), während Kevin Geniets (Groupama-FDJ), Luc und Tom Wirtgen (WM Bingoal) zum zweiten Mal bei der Flandern-Rundfahrt dabei sind.

Das Rennen beginnt zum fünften Mal hintereinander auf dem „Steenplein“ in Antwerpen. Nach 19 Starts in Brügge schloss „Flanders Classics“ 2017 einen Vertrag mit Antwerpen ab, der dieses Jahr abläuft. Im Streckenplan fehlt, wie schon im Oktober 2020, die Passage an der mythischen „Kapelmuur“ („Mur de Grammont“).

Das Finale in den „Flämischen Ardennen“ wird mit dem Koppenberg rund 45 Kilometer vor dem Ziel eröffnet. Danach folgen in kurzen Abständen Steenbeekdries (39,2 km), Taaienberg (36,7 km), Kruisberg (26,5 km), Oude Kwaremont (16,7 km) und der Paterberg, dessen Scheitel 13,2 km vor der Zielgeraden in Oudenaarde liegt. Insgesamt warten 19 Anstiege („Hellingen“) und sieben Kopfsteinpflaster-Abschnitte („Kasseien“) auf die Konkurrenten. Auf den letzten 150 km muss der Paterberg zweimal, der Oude Kwaremont gar dreimal erstiegen werden.

Fakten

* 105. Ronde van Vlaanderen am Sonntag von Antwerpen nach Oudenaarde.
* 254,3 km (+9,4 neutralisierte km) mit 7 Pavé-Sektoren (11,4 km gesamt) und 19 Anstiegen: 1. Katteberg, km 102; 2. Oude Kwaremont (1), km 131; 3. Kortekeer, km 133; 4. Eikenberg, km 139; 5. Wolvenberg, km 143; 6. Molenberg, km 152; 7. Marlboroughstraat, km 156; 8. Berendries, km 160; 9. Valkenberg, km 166; 10. Berg The Houte, km 178; 11. Kanarieberg, km 181; 12. Oude Kwaremont (2), km 200; 13. Paterberg (1), km 203; 14. Koppenberg, km 210; 15. Steenbeekdries, km 215; 16. Taaienberg, km 218, 17. Kruisberg (Oudestraat), km 227; 18. Oude Kwaremont (3), km 237; 19. Paterberg (2), km 241,1. Bis ins Ziel in Oudenaarde (km 254,3) bleiben 13,2 km.
* 175 Fahrer aus 25 Mannschaften am Start. Ag2r-Citroën, Alpecin-Fenix, Astana, Bahrain Victorious, B&B Hotels P/B KTM, Bingoal WB, Bora-hansgrohe, Cofidis, Deceuninck-Quick-Step, EF Education-Nippo, Groupama-FDJ, Ineos Grenadiers, Intermarché-Wanty-Gobert Matériaux, Israel Start-Up Nation, Jumbo-Visma, Lotto-Soudal, Movistar Team, Sport Vlaanderen-Bâloise, Team Arkéa-Samsic, Team BikeExchange, Team DSM, Team Qhubeka Assos, Total Direct Energie, Trek-Segafredo, UAE Team Emirates.
* Fünf Luxemburger Fahrer gemeldet: Alex Kirsch/Trek (Startnummer 53), Jempy Drucker/Cofidis (144), Kevin Geniets/Groupama (162), Tom Wirtgen/Bingoal (215), Luc Wirtgen/Bingoal (217). Definitive Startliste erst am Samstagabend nach der Sitzung der Sportdirektoren.
* Start um 10.00 Uhr in Antwerpen (Steenplein).
* Ankunft zwischen 16.00 und 17.00 Uhr in Oudenaarde (Minderbroedersstraat/Nr. 453).
* Erstauflage: 1913. Die Ronde feiert in diesem Jahr ihr 108-jähriges Bestehen. Erster Sieger (1913) war der Belgier Paul Deman. Im Länderklassement führt Belgien (69 Siege) vor Italien (11) und Holland (11). Im Palmarès steht kein Luxemburger Fahrer.
* Rekordsieger mit je drei Erfolgen: Achiel Buysse/B (1940, 1941, 1943), Fiorenzo Magni/I (1949, 1950, 1951), Eric Leman/B (1970, 1972, 1973), Johan Museeuw/B (1993, 1995, 1998), Tom Boonen/B (2005, 2006, 2012), Fabian Cancellara/CH (2010, 2013, 2014).
* Jüngster Sieger: Rik Van Steenbergen/B (1944) mit 19 Jahren; ältester Gewinner: Andrej Tchmil/B (2000) mit 37 Jahren.
* Palmarès der letzten Jahre: Peter Van Petegem (1999), Andrej Tchmil (2000), Giuseppe Bortolami (2001), Andrea Tafi (2002), Peter Van Petegem (2003), Steffen Wesemann (2004), Tom Boonen (2005), Tom Boonen (2006), Alessandro Ballan (2007), Stijn Devolder (2008), Stijn Devolder (2009), Fabian Cancellara (2010), Nick Nuyens (2011), Tom Boonen (2012), Fabian Cancellara (2013), Fabian Cancellara (2014), Alexander Kristoff (2015), Peter Sagan (2016), Philippe Gilbert (2017), Niki Terpstra (2018), Alberto Bettiol (2019), Mathieu Van der Poel (2020) vor Wout Van Aert (s.Z.) und Alexander Kristoff (8“ zurück) … 37. Jempy Drucker (4‘03“), 64. Kevin Geniets (4‘59“), 88. Luc Wirtgen (10‘30“), 90. Tom Wirtgen (10‘30“), 96. Alex Kirsch (10‘30“).
* Wettquoten: Van Aert 3,50; Van der Poel 4,00; Alaphilippe 10.00; Asgreen 13,00; Van Baarle 19,00; Sagan 21,00; Lampaert 21,00; Kristoff 26,00; Pidcock 34,00; Stuyven 34,00; Pedersen 34,00; Kragh Andersen 51,00; Van Avermaet 51,00; Naesen 51,00; Küng 51,00; Mohoric 51,00; Matthews 51,00; Trentin 51,00.
* Direkte Fernsehübertragung bei Tipik (9.55-13.40), La Une (ab 13.40), RTL Télé Lëtzebuerg (ab 14.30), France 3 (ab 13.35), Eurosport (ab 9.55).
* Wetterprognose: Heiter bis wolkig, relativ frisch, 6 Grad beim Start in Antwerpen, 9 Grad bei der Ankunft in Oudenaarde. (P.L.)