RadsportTour-Dominator beherrscht die Regenschlacht: Pogacar nach Alpen-Gala in Gelb

Radsport / Tour-Dominator beherrscht die Regenschlacht: Pogacar nach Alpen-Gala in Gelb
Tadej Pogacar hat in den Alpen bereits für eine kleine Vorentscheidung im Gesamtklassement gesorgt Foto: Anne-Christine Poujoulat/AFP

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Titelverteidiger Tadej Pogacar erobert in den Alpen das Gelbe Trikot und legt damit den Grundstein zum erneuten Sieg bei der Tour de France.

Selbst im eiskalten Dauerregen der französischen Hochalpen glühte Tadej Pogacar förmlich vor Freude: Nach seiner zweiten Berg-Gala bei der Tour de France winkte das slowenische Radsport-Wunderkind vor der imposanten Kulisse der schneebedeckten Bergriesen rund um Tignes im Gelben Trikot den Fans zu. Angesichts der höchst erstaunlichen Dominanz des erst 22 Jahren alten Ausnahme-Profis beim knüppelharten Kletter-Showdown erklären Experten wie der legendäre Eddy Merckx die Tour für entschieden.

„Am Schluss war es heute ‚all in‘, und es hat zum Glück funktioniert. Wenn ich nicht attackiert hätte, hätten die anderen attackiert“, sagte der Titelverteidiger im Ziel auf 2107 m Höhe, nachdem er kurz zuvor erneut seine letzten verbliebenen Konkurrenten in der Manier der großen Champions wie Merckx oder Hinault – die Zweifler werden sagen: wie ein Armstrong – demoralisiert hatte: „Angriff ist eben die beste Verteidigung.“

Auf seinem Weg zum jüngsten Doppelchampion der Tour-Geschichte liegt Pogacar in der Gesamtwertung 2:01 Minuten vor dem Australier Ben O’Connor führt. „Ich habe das Rennen um den Tour-Sieg noch nicht gekillt, es ist noch ein langer Weg nach Paris. Alles kann noch passieren“, sagte Pogacar, dem zum totalen Glück in den beiden brutalen Regenschlachten des Alpen-Wochenendes nur der Etappensieg fehlte – Sechster war er am Sonntag, Vierter am Samstag.

O’Connor, der kein Kandidat für den Gesamtsieg sein sollte, gelang in Tignes ein beeindruckender Ausreißersieg mit mehr als fünf Minuten Vorsprung. Bereits am Samstag hatte in Le Grand-Bornand im Belgier Dylan Teuns ein Außenseiter triumphiert.

Weil am ersten wirklich harten Wochenende Pogacars großer Rivale Primoz Roglic sturzgeschwächt aufgab und Herausforderer Geraint Thomas hoffnungslos zurückfiel, dürfte nur noch eine mittlere Naturkatastrophe Pogacars erneuten Toursieg verhindern. „Die Tour ist absolut gelaufen“, sagte Merckx, an dessen legendäre Dominanz Pogacars „All in“-Auftritte erinnerten.

Fast konkurrenzlos

Schon vor dem ersten Ruhetag am Montag und dem nächsten Höhepunkt mit der doppelten Ventoux-Passage am Mittwoch wollte Pogacar Fakten schaffen. Von seinen großen Widersachern waren nach der ersten Alpen-Etappe eigentlich nur noch der Ecuadorianer Richard Carapaz (Ineos) und der Kolumbianer Rigoberto Uran (EF) übriggeblieben – beiden nahm Pogacar dann weitere wertvolle Zeit ab.

Im Schlussanstieg konnten die nach der harten Arbeit der vergangenen Tage müden UAE-Helfer an der Spitze des Favoritenfeldes den Rückstand auf Ausreißer O’Connor nicht nennenswert verkürzen, virtuell verlor Pogacar das Gelbe Trikot an den Australier. Als der UAE-Zug dann zurückfiel und Ineos das Tempo verschärfte, sank der Abstand des Gesamtführenden wieder in den gelben Bereich. Rund fünf Kilometer vor dem Ziel trat Pogacar dann an und ließ seine Rivalen wieder stehen.

Das „Maillot jaune“ hatte er sich am Samstag mit Platz vier nach einer unwiderstehlichen Attacke bei Weltuntergangswetter auf dem Weg nach Le Grand-Bornand gesichert, als die Rivalen nicht unbedingt damit rechneten. „Vielleicht war es eine kleine Rache für gestern“, sagte Pogacar.

Am Freitag hatten fast alle Mannschaften Pogacars UAE Emirates Team auf der längsten Tour-Etappe die Arbeit im Hauptfeld überlassen, am Samstag bereitete dann UAE vom Start weg der Konkurrenz Schwerstarbeit, Roglic und Thomas kassierten 35 Minuten Rückstand. Während Roglic am Sonntag nicht mehr Start, blieb Thomas als starker Helfer an der Seite von Carapaz. (SID)

Im Überblick

8. Etappe: Oyonnax – Le Grand-Bornand über 150,8 km:
1. Dylan Teuns (Belgien/Bahrain Victorious) 3:54:41 Stunden, 2. Ion Izagirre (Spanien/Astana) 0:44 Minuten zurück, 3. Michael Woods (Kanada/Israel Start-Up Nation) 0:47, 4. Tadej Pogacar (Slowenien/UAE Team Emirates) 0:49, 5. Wout Poels (Niederlande/Bahrain Victorious) 2:33, 6. Simon Yates (Großbritannien/BikeExchange) 2:43, 7. Aurelien Paret-Peintre (Frankreich/AG2R) 3:03, 8. Guillaume Martin (Frankreich/Cofidis) gleiche Zeit, 9. Mattia Cattaneo (Italien/Deceuninck-Quick-Step) 4:07, 10. Jonas Vingegaard (Dänemark/Jumbo-Visma) 4:09

9. Etappe: Cluses – Tignes über 144,9 km:
1. Ben O’Connor (Australien/AG2R) 4:26,43 Stunden, 2. Mattia Cattaneo (Italien) 5:07 Minuten zurück, 3. Sonny Colbrelli (Italien/Bahrain Victorious) 5:34, 4. Guillaume Martin (Frankreich/Cofidis) 5:36, 5. Franck Bonnamour (Frankreich/B&B Hotels) 6:02, 6. Pogacar gleiche Zeit, 7. Richard Carapaz (Ecuador/Ineos) 6:34, 8. Jonas Vingegaard (Dänemark/Jumbo-Visma), 9. Enric Mas (Spanien/Movistar), 10. Rigoberto Uran (Ecuador/EF Education Nippo) alle gleiche Zeit

Gesamtwertung nach 9 von 21 Etappen:
1. Pogacar 34:11,10 Stunden, 2. Ben O’Connor 2:01 Minuten zurück, 3. Uran 5:18, 4. Vingegaard 5:32, 5. Carapaz 5:33, 6. Mas 5:47, 7. Kelderman 5:58, 8. Luzenko 6:12, 9. Martin 7:02, 10. David Gaudu (Frankreich/Groupama-FDJ) 7:22,