BadmintonHohes Niveau und ernüchternde Ergebnisse für die Luxemburger: So liefen die 3. Luxembourg Open

Badminton / Hohes Niveau und ernüchternde Ergebnisse für die Luxemburger: So liefen die 3. Luxembourg Open
Jérome Pauquet hat sein Bestes gegeben, trotz nicht optimaler Vorbereitung und Verletzungspech Foto: Editpress/Jerry Gerard

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Nachdem das Organisationsteam der Luxembourg Open in der Coque um Maurice Nieser vor Jahresfrist r viel Lob erhalten hatte, war schon damals klar, dass die BWF (Badminton Word Federation) das Turnier in Zukunft höher einstufen würde. Das Resultat war in der vergangenen Woche sichtbar, mit deutlich höherem Spielniveau als 2023. Somit hatten die luxemburgischen Nationalspieler einen schweren Stand gegen die internationalen Cracks. Am Ende der Woche fiel die Bilanz enttäuschend aus, da in acht Spielen kein einziger Satz gewonnen wurde.

Dass eine solch hohe Anzahl an Spitzenspielern aus allen Teilen der Welt nach Luxemburg kam, war etwas überraschend, da die Qualifikationsphase für die Olympischen Spiele wenige Tage zuvor zu Ende gegangen war. Es gab demnach keine Punkte mehr zu ergattern. Außerdem gingen die Veranstalter im Vorfeld der Luxemburg Open davon aus, dass die Spieler nach den vielen Turniereinsätzen etwas kürzertreten würden, um wieder zu Kräften zu kommen. Dem war jedoch nicht so, denn mehrere für Paris qualifizierte Spieler hatten sich angemeldet, ebenso wie einige, die nur knapp gescheitert waren.

Allen voran die französische Nachwuchshoffnung Alex Lanier, der von der Popularität her dabei ist, den ebenfalls noch jungen Popov-Brüdern den Rang abzulaufen. Er ist der einzige Single-Spieler, der es am Wochenende geschafft hat, in die Phalanx der Asiaten einzubrechen. Sein Spiel ist nicht nur äußerst variantenreich und unberechenbar, sondern er verfügt auch über ein ausgeprägtes Ballgefühl und eine sehr feine Technik. Im Halbfinale rang er den Inder Chirag Sen (WR 109) in drei hart umkämpften Sätzen nieder und am Finaltag vor einer ansehnlichen Zuschauerkulisse die Nummer zwei des Turniers, Jia Heng Jason Teh (WR 55) aus Singapur.

Das Frauen-Badminton erlebt derzeit eine rasante Entwicklung, vor allem auf dem asiatischen Kontinent. Fast wöchentlich tauchen neue Talente auf der internationalen Bühne auf und die Konkurrenz in Europa hat es schwer, mit den physisch starken und technisch exzellent ausgebildeten Spielerinnen aus vor allem Japan, China, Indien und Südkorea mitzuhalten. Carolina Marin (Spanien) ist die einzige Europäerin, die sich seit vielen Jahren in den Top 10 der Weltrangliste etabliert hat. So scheiterte bereits in der ersten Runde die topgesetzte Kristin Kuuba (WR 51) aus Estland wenig überraschend und sehr deutlich (10:21, 13:21) an der Japanerin Hina Akechi (WR 97). Letztere verteidigte ihren Titel von 2023 im zweiten Finale am Sonntag, indem sie ihre erfahrenere Landsfrau Riko Gunji mit 21:16, 21:14 bezwang.

Schmidt hält einen Satz lang mit

Wie im letzten Jahr musste Kim Schmidt (WR 122) in der ersten Runde des Hauptfeldes gegen eines dieser Toptalente aus Asien antreten. Die an Position zehn gesetzte Luxemburgerin traf auf Tara Shah (Indien), die trotz ihres jungen Alters in den letzten Monaten bereits einigen europäischen Größen das Nachsehen gegeben hatte. Im ersten Satz zeigte die Sportlerin aus dem COSL-Elitekader, die vor wenigen Tagen einen Vertrag für die erste Mannschaft des BC Bischmisheim unterschrieben hat, dass sie auch auf diesem Niveau mithalten kann, gab sie ihn doch recht knapp mit 16:21 ab.

In Durchgang zwei fand sie jedoch kein Mittel mehr gegen die nun fehlerlos aufspielende Shah. Diese wurde erst am Samstagabend im Halbfinale von der doppelten Turniergewinnerin Hina Akechi gestoppt, nachdem sie zuvor die Nummer zwei des Turniers Unnati Hooda (WR 65) deutlich besiegt hatte. Schmidt sieht den Unterschied vor allem im physischen, aber auch im technischen Bereich: „Eigentlich wollte ich mehr Druck auf meine Gegnerin ausüben. Shah konterte meine Angriffsschläge mit präzise gespielten hohen Clears, drängte mich so an die Grundlinie und gewann dann oft die Oberhand in den Ballwechseln mit abwechslungsreichen und technisch ausgefeilten Schlägen. Da sie im Laufe des Spiels zudem immer weniger Fehler machte, konnte ich zum Ende hin nicht mehr dagegenhalten.“ Auf die Zukunft angesprochen meinte Schmidt, dass sie jetzt vor allem mit höherer Intensität und Qualität trainieren müsse, um ihr Potenzial auszuschöpfen.

Pauquet zufrieden mit seiner Leistung

Jérôme Pauquet, Yannick Feltes und Zoé Sinico hatten vom Veranstalter eine Wildcard für das Hauptfeld erhalten. Sie trafen alle auf europäische Gegner, die starken asiatischen Spieler blieben ihnen glücklicherweise erspart. Im Männereinzel spielte Jérôme Pauquet (WR 564) phasenweise gut mit, doch das variantenreichere Spiel seines deutschen Widersachers Kian-Yu Oei (WR 145) gab letztendlich den Ausschlag. Die luxemburgische Nummer eins versuchte vor allem, die eigenen Angriffsstärke zu nutzen, was in einigen Ballwechseln auch gut gelang. Dies war aber zu wenig, um Oei auf Dauer Paroli zu bieten. Für Pauquet lag das Problem aber eher in seiner noch nicht ausreichenden Fitness: „Leider war meine Vorbereitung aufgrund einer Verletzung nicht optimal, weshalb die Qualität meiner Schläge am Ende der beiden Sätze nachließ. Dennoch bin ich mit meiner Leistung vor heimischem Publikum nicht unzufrieden und ich kann auf dem aufbauen, was ich gezeigt habe.“

An der Seite des Doppelspezialisten Yannick Feltes (WR 631) ging Pauquet das Männerdoppel gegen eine Schweizer Paarung mit der gleichen taktischen Ausrichtung an. Hohe Bälle wurden fast ausnahmslos geschmettert, teilweise mit Erfolg. Auf Dauer reichte dies jedoch nicht aus, um Chua Yue Chern (WR 761) und Zach Russ (WR 73) gefährlich zu werden. Nach einem guten ersten Satz, in dem Feltes einige Male geschickt Druck am Netz aufbaute, waren beide in der Folgezeit chancenlos. Die Engländer machten nun auf der Gegenseite vor, dass es auch im Doppel darauf ankommt, variantenreich vorzugehen. Das gemischte Doppel Zoé Sinico/Yannick Feltes (WR 1146) hatte ebenfalls eine gute Anfangsphase, musste dann aber relativ deutlich gegen die Franzosen Emilie Vercelot und Mael Cattoen (WR 112) abreißen lassen.

Turnierdirektor Maurice Niesner konnte mit dem Verlauf der Veranstaltung zufrieden sein, zumal die Zuschauerränge an den Finaltagen gut gefüllt waren. Die Luxembourg Open haben auf jeden Fall ihren Platz im Kalender gefunden und es wird bereits laut darüber nachgedacht, sie auf ein noch höheres Level zu heben. Die luxemburgischen Spieler erhalten mit dem hochkarätigen Turnier jedes Jahr eine Bühne vor heimischem Publikum. Es bedarf jedoch weiterer Anstrengungen, um ihr Spielniveau kontinuierlich zu steigern und sie konkurrenzfähiger zu machen.

„Kim (Schmidt) stand aufgrund ihrer guten Weltranglistenposition als Einzige im Hauptfeld, für die anderen Luxemburger mussten wir auf eine Wildcard zurückgreifen“, sagte Nationaltrainer Alen Roj. „Leider hatte sie auch in diesem Jahr wie bereits 2023 kein Losglück, ihre Gegnerin Tara Shah ist trotz ihres jungen Alters besser als alle europäischen Spielerinnen, die hier angetreten sind. Umso erfreulicher war es, dass Kim im ersten Satz so gut mitspielte und erst im zweiten dem hohen Druck ihrer Gegnerin Tribut zollen musste. Jérôme (Pauquet) hat sich während seiner Ausbildung zum Sportsoldaten körperlich verbessert, aber es fehlt ihm die Konstanz in seinem Spiel. Er geht oft zu schnell ein zu hohes Risiko ein, sodass die Fehlerquote gegen den deutschen Gegner letztlich zu hoch war. Im Doppel gelang es Yannick (Feltes) und Jérôme nach einer guten Anfangsphase nicht, das Spieltempo ihrer Gegner zu drosseln. Das gemischte Doppel begann vielversprechend, aber dann gerieten Zoé (Sinico) und Yannick in eine Negativspirale, aus der sie nicht mehr herauskamen“. (jn)

Im Überblick

Die Final-Ergebnisse der Luxembourg Open:
Frauen-Einzel:
Hina Akechi (Japan) – Riko Gunji (Japan) 21:16, 21:14
Männer-Einzel: Alex Lanier (Frankreich) – Jia Heng Jason Teh (Singapur) 21:17, 21:15
Frauen-Doppel: Miki Kanehiro/Rui Kiyama (Japan) – Chloe Birch/Estelle Van Leeuwen (England) 21:14, 21:13
Männer-Doppel: William Kryger Boe/Christian Faust Kjaer (Dänemark) – Rasmus Espersen/Marcus Rindshoj (Dänemark) 25:27, 21:17, 23:21
Mixed: Grégoire Deschamp (Frankreich)/Iben Bergstein (Dänemark) – Krisoffer Kolding/Mette Werge (Dänemark) 22:20, 21:18