Formel 1Hamilton macht die 100 voll und steht glücklich im Regen 

Formel 1 / Hamilton macht die 100 voll und steht glücklich im Regen 
Lewis Hamilton hat am Sonntag seinen 100. Sieg in der Formel 1 gefeiert Foto: Yuri Kochetkov/AFP

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Lewis Hamilton holt den Jubiläumssieg und die WM-Führung in Sotschi, weil sich der lange führende Lando Norris verzockt – nach einer chaotischen Schlussphase sieht aber auch Max Verstappen aus wie ein Gewinner.

Lewis Hamilton stand endlich wieder ganz oben auf dem Podest, doch so richtig gemütlich war es dort nicht. Sein Rennoverall war triefend nass, ein kühler Wind wehte in Sotschi, und der lästige WM-Rivale Max Verstappen stand nach einer Aufholjagd gleich neben ihm – aber Hamilton schmunzelte. Mit 70 Tagen Anlauf hatte er seinen 100. Sieg in der Formel 1 gefeiert, die WM-Führung zurückerobert – und der Wettergott hatte kräftig mitgeholfen.

„Ein Traumergebnis für Max“

„Ich bin sehr dankbar für diese Punkte und diesen Sieg“, sagte Hamilton, „die Nummer 100 hat so lange gedauert, ich wusste gar nicht, ob sie überhaupt noch kommt.“ Mehr als zwei Monate und fünf Rennen hatte er warten müssen auf den Jubiläums-Erfolg. Es sei allerdings auch „ein Traumergebnis für Max“ gewesen.

Denn Verstappen war von Startplatz 20 auf Rang zwei gefahren, das war mehr als nur Schadensbegrenzung. Erst ein kurzer, aber heftiger Wolkenbruch in der Schlussphase hatte die beiden Rivalen ganz nach vorn gespült. Und so steht nun Hamilton wieder ganz vorn im Klassement – allerdings nur mit zwei Punkten Vorsprung. Es bleibt ein bemerkenswert enges Hin und Her im Titelkampf.

„Gott sei Dank kam der Regen“, sagte Verstappen später, „nur einen Platz auf Lewis zu verlieren ist definitiv nicht schlecht. Als ich heute Morgen aufgewacht bin, habe ich dieses Ergebnis definitiv nicht erwartet.“

 Lando Norris führte das Rennen lange an, verzockte sich allerdings am Ende im Regen
 Lando Norris führte das Rennen lange an, verzockte sich allerdings am Ende im Regen Foto: Alexander Nemenov/AFP

Der Spanier Carlos Sainz jr. im Ferrari komplettierte als Dritter das Podest. Bis in die letzten Runden hatte Hamiltons junger Landsmann Lando Norris im McLaren Kurs auf seinen ersten Formel-1-Sieg gehalten, dann aber entschied er sich im einsetzenden Regen gegen einen Boxenstopp – und wurde auf rutschiger Strecke durchgereicht. „Bis drei Runden vor Schluss war es ein super Wochenende für uns“, sagte McLarens Teamchef Andreas Seidl bei Sky: „Aber wir haben uns verzockt.“ So konnte Hamilton auch die eindrucksvolle Mercedes-Serie ausbauen: Seit 2014 haben die Silberpfeile jedes Rennen in Sotschi gewonnen.

Red Bull hatte den letzten Startplatz zuvor bewusst in Kauf genommen. Auf der Mercedes-Strecke rechnete man sich geringe Chancen aus, daher nahm das Team den ohnehin bald notwendigen Antriebswechsel vor und kassierte die damit verbundene Strafe.

Verzockt

Dass das Wetter aber alles durcheinanderwirbeln könnte, war von Beginn an nicht unwahrscheinlich. Am Samstag hatte der Regen über Sotschi gar zur Absage des dritten freien Trainings geführt, später wurde die abtrocknende Strecke zur Herausforderung im Qualifying, an der Mercedes scheiterte. Hamilton nur auf Startplatz vier, so lautete das Ergebnis.

Als die roten Ampeln ausgingen, verlor Hamilton gar noch zwei Plätze, weiter hinten arbeitete Verstappen sich schnell vor. Schon nach einem Viertel der Renndistanz schnappte war er Zehnter. In diesem für Hamilton und Mercedes besorgniserregenden Stil ging es weiter: Durch Boxenstopps der Konkurrenz rutschte Verstappen kampflos noch weiter vor, war jetzt schnellster Mann im Feld und lag plötzlich nur noch drei Plätze und fünf Sekunden hinter dem Weltmeister.

Nach den Boxenstopps rückte Hamilton wieder vor und konnte sich in der Schlussphase auf die Jagd nach Norris begeben, der einsetzende Regen sorgte für zusätzliche Spannung. Im Finale holte Mercedes Hamilton für den Wechsel auf Intermediate-Reifen herein. Die zog weiter hinten auch Verstappen auf. Norris tat dies nicht – und sollte es bereuen. Der junge Brite kam kurz vor Ende gleich zweimal von der Piste ab. Als Siebter fuhr er enttäuscht über die Ziellinie.

Im Überblick

Großer Preis von Russland, 15. von 22 Läufen zur Formel-1-WM 2021, 53 Runden = 309,745 km:
1. Lewis Hamilton (Großbritannien) Mercedes 1:30:41,001, 2. Max Verstappen (Niederlande) Red Bull 53,271, 3. Carlos Sainz jr. (Spanien) Ferrari 1:02,475, 4. Daniel Ricciardo (Australien) McLaren 1:05,607, 5. Valtteri Bottas (Finnland) Mercedes 1:07,533, 6. Fernando Alonso (Spanien) Alpine 1:20,321, 7. Lando Norris (Großbritannien) McLaren 1:27,224, 8. Kimi Räikkönen (Finnland) Alfa Romeo 1:28,955, 9. Sergio Perez (Mexiko) Red Bull 1:30,076, 10. George Russell (Großbritannien) Williams 1:40,551, eine Runde zurück: 11. Lance Stroll (Kanada) Aston Martin, 12. Sebastian Vettel (Deutschland) Aston Martin, 13. Pierre Gasly (Frankreich) Alpha Tauri, 14. Esteban Ocon (Frankreich) Alpine, 15. Charles Leclerc (Monaco) Ferrari, 16. Antonio Giovinazzi (Italien) Alfa Romeo, 17. Yuki Tsunoda (Japan) Alpha Tauri, zwei Runden zurück: 18. Nikita Masepin (Russland) Haas, ausgeschieden: Nicholas Latifi (Kanada) Williams (47. Runde/Defekt), Mick Schumacher (Deutschland) Haas (34./Defekt)
Fahrerwertung: 1. Hamilton 246,5, 2. Verstappen 244,5, 3. Bottas 151, 4. Norris 139, 5. Perez 120, 6. Sainz jr. 112,5, 7. Leclerc 104, 8. Ricciardo 95, 9 Gasly 66, 10. Alonso 58, 11. Ocon 45, 12. Vettel 35, 13. Stroll 24, 14. Tsunoda 18, 15. Russell 16, 16. Latifi 7, 17. Räikkönen 6, 18. Giovinazzi 1
Teamwertung: 1. Mercedes 397,5, 2. Red Bull 364,5, 3. McLaren 234, 4. Ferrari 216,5, 5. Alpine 103, 6. Alpha Tauri 84, 7. Aston Martin 59, 8. Williams 23, 9. Alfa Romeo 7