BasketballEuroCup-Rückblick: Eine wertvolle Erfahrung

Basketball / EuroCup-Rückblick: Eine wertvolle Erfahrung
Das große Highlight war für Düdelingen ohne Zweifel der Sieg in Namur, ein spektakulärer Überraschungscoup Foto: Editpress/Fernand Konnen

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Zwei Siege des Gréngewald in der Qualifikation, ein Erfolg von Düdelingen in der Gruppenphase: Die beiden luxemburgischen Klubs konnten im EuroCup 2022/23 Akzente setzen und sind nach mehr als zwei intensiven Monaten um eine wichtige Erfahrung reicher. Auf der Karte des europäischen Basketballs haben sich beide luxemburgischen Damenteams jedenfalls einen Namen gemacht. Fortsetzung im kommenden Jahr nicht ausgeschlossen.

Mit einer 59:72-Niederlage zu Hause gegen Gruppensieger Benfica Lissabon endete für den T71 Düdelingen am Donnerstag der EuroCup 2022/23. Ein Spiel, das wie die gesamte Kampagne verlief. Über weite Strecken der Begegnung waren Spielführerin Catherine Mreches und ihre Teamkolleginnen auf Augenhöhe, mussten am Ende dann aber der gegnerischen Routine Tribut zollen. Dass die letzten Monate körperlich und mental an die Substanz gingen, wurde im letzten Viertel gegen die Portugiesinnen noch einmal deutlich. Am Ende der Kampagne bleibt damit ein spektakulärer Sieg in Namur, der in die Geschichtsbücher des Vereins eingehen wird. Dass mit etwas mehr Erfahrung durchaus mehr als ein letzter Platz mit einer 1:5-Bilanz in der Gruppe G hätte herausspringen können, dessen ist sich Trainer Jérôme Altmann sicher. „Über sechs Spiele war das ein Lernprozess und wenn wir jetzt zurücklaufen würden, mit den bitter erkämpften Erfahrungen, wäre sicherlich etwas mehr drin gewesen. Dann könnte es jetzt 3:3 anstatt 1:5 stehen. Wir haben jedenfalls auf die sechs Spiele aufgebaut und uns gesteigert, nicht linear, sondern über die gesamte Kampagne hinweg.“

Über sechs Spiele war das ein Lernprozess und wenn wir jetzt zurücklaufen würden … wäre sicherlich etwas mehr drin gewesen

Jérôme Altmann, Trainer T71 Düdelingen

„Fest steht, dass das Team aus der „Forge du Sud“, mit der Ausnahme des Rückspiels gegen Namur, in jeder EuroCup-Partie mit seinem Gegner mithalten konnte. Dass die Spielerinnen, besonders nach den Duellen mit Fribourg, dann auch enttäuscht waren, zeigt die Ambitionen, die diese Mannschaft hat. „Wir waren oft angepisst nach den Spielen, weil man knapp verloren hat. Wenn ich als Coach zufrieden bin, wenn wir auf 13 Punkte verlieren, dann kann ich auch zu Hause bleiben. Zum Glück haben meine Spielerinnen die gleiche Einstellung. Wir sind nach der Kampagne sicherlich nicht ganz zufrieden, aber mit etwas Abstand können wir auf jeden Fall stolz darauf zurückblicken.“ 

Hoffen auf „Congé sportif“

Stolz ist der T71-Coach vor allem auch darauf, wie sich der gesamte Klub über die letzten Monate auf europäischer Bühne präsentiert hat: „Unter dem Strich steht das 1:5, aber die Storyline geht so weit über die Ergebnisse der Spiele hinaus. Es ist das erste Mal, dass dies hier stattfand und ich denke, wir haben uns als Klub extrem gut verkauft: in puncto Aufwand, den wir gemeistert haben oder der Unterstützung, die wir erhalten haben. Auch das ‚Bénévolat’, das da war und natürlich vom Einsatz der Spielerinnen und des Staffs.“ Auf sportlicher Ebene hofft der Trainer, dass seine Spielerinnen diese Erfahrungen in Zukunft nutzen werden: „Natürlich haben wir Sachen gesehen, die uns in unserer Meisterschaft weniger auffallen und daran wollen wir arbeiten. Deshalb war die Kampagne da und hier wollen wir den Hebel ansetzen.“

Die Düdelingerinnen zeigten sich im EuroCup als starke Einheit 
Die Düdelingerinnen zeigten sich im EuroCup als starke Einheit  Foto: Editpress/Anouk Flesch

Nun freut sich das Team, das in der kommenden Woche noch eine Meisterschaftspartie in Wiltz bestreiten muss, aber erst einmal auf die Weihnachtspause. Dass die sechs Extra-Spiele Kraft gekostet haben, das bestreitet auch Altmann nicht: „Wir haben während acht Wochen – die Nationalmannschaft mit einberechnet, wo viele von uns auch dabei waren – einen professionellen Lebensstil gehabt, mit einem professionellen Arbeitspensum. Das hatten die anderen Teams nicht und das war schon eine extreme Belastung.“ Dass sich die Frage nach dem „Congé sportif“ für solche Klubwettbewerbe in naher Zukunft löst, das hofft der Coach sehr, denn dass man das EuroCup-Abenteuer gerne wiederholen würde, gibt Jérôme Altmann zu: „Trainer und Mannschaft hätten sicherlich nichts dagegen. Man muss nur schauen, ob das vom Aufwand, vom finanziellen Aspekt her tragbar und gewollt ist. Doch es wäre in der Philosophie der Weiterentwicklung, um nicht nur kurzfristig ein Erlebnis zu haben, sondern auch mittel- und langfristig auf so etwas aufbauen zu können.“ 

„Nicht lächerlich“

Mit dem Erfolg gegen Sportiva in der Qualifikation hatte der Gréngewald sein großes Ziel im EuroCup erreicht
Mit dem Erfolg gegen Sportiva in der Qualifikation hatte der Gréngewald sein großes Ziel im EuroCup erreicht Foto: Fernand Konnen

Hostert erlebte hingegen nach seinen beiden Erfolgen in der Qualifikation auf den Azoren in der Gruppe I schwierige Spiele. Dem Hosterter Coach François Manti war von Beginn an bewusst, dass die Gruppenphase ein kompliziertes Unterfangen werden würde. Er erklärt dann auch die eigentliche Zielsetzung beim Gréngewald. „Vor der Saison hatten wir drei erklärte Ziele: zwei nationale sowie die Qualifikation für die Gruppenphase. Das Rückspiel gegen Sportiva war für uns eine Art Finale im EuroCup. Aufgrund der zu diesem Zeitpunkt bekannten Auslosung besaßen wir null Chancen auf ein positives Resultat.“ Für Hostert galt es also, auf diesem höheren Level zu lernen und Erfahrungen zu sammeln für die nationale Meisterschaft. „Es war auch wichtig, eine bessere Kohäsion und einen größeren Zusammenhalt im Team zu finden. Wir mussten schwierige Situationen überstehen. Das Erlernte im EuroCup wird uns in den finalen Spielen am Ende der Saison zugutekommen.“

So hat der Gréngewald über die letzten Wochen eine Art verstecktes Teambuilding durchlaufen, allerdings immer mit dem Auftrag, eine ordentliche sportliche Leistung abzuliefern. „Ich hätte mir gewünscht, dass wir einen Mix aus allen kleinen guten Momenten aus jedem Spiel hätten vereinen könnten. Auch wenn kein Erfolg zu Buche steht, hatten wir doch gute Phasen und waren gegen gestandene Profiteams nicht lächerlich.“ Im Auftaktspiel in La Seu d’Urgell passte sich Hostert nach der Pause an das europäische Niveau an und konnte nicht nur das dritte Viertel, sondern sogar die zweite Halbzeit für sich entscheiden. Im Heimspiel gegen Braine konnte der Gréngewald während der ersten Halbzeit ordentlich dagegenhalten, eine Tatsache, die auch gegen Saragossa galt, wo zudem das zweite Viertel zugunsten von Logic und Co. verlief. Im Rückspiel gegen Cadi La Seu waren es dann starke 15 Auftaktminuten, mit dem Gewinn des ersten Viertels. Bei den Castors in Braine waren die „Greens“ überfordert, hatten aber wie in jeder Partie ein gutes Viertel, diesmal das zweite. „Positiv war hier die Offensive mit immerhin 66 Punkten.“ In Saragossa musste das Team mit einer limitierten Personaldecke auskommen und hielt dennoch die zweite Halbzeit in etwa ausgeglichen und vermied damit ein Debakel.

Als Coach und als Spielerinnen sind solche Begegnungen einmalige Gelegenheiten, die uns auf lokalem nationalem Niveau nicht gegeben sind

François Manti, Trainer Gréngewald Hostert

Hostert-Coach François Manti hätte sich für die schwierige Gruppenphase einen größeren Kader gewünscht
Hostert-Coach François Manti hätte sich für die schwierige Gruppenphase einen größeren Kader gewünscht Foto: Editpress/Fernand Konnen

Für den französischen Übungsleiter gibt es keinen Zweifel an einer erneuten Teilnahme. „Als Coach und als Spielerinnen sind solche Begegnungen einmalige Gelegenheiten, die uns auf lokalem nationalem Niveau nicht gegeben sind. Sportlich gesehen spricht alles dafür, allerdings wünsche ich mir für ein nächstes Mal einen größeren und stärkeren Kader. Das würde uns erlauben, die guten Momente wesentlich besser zu genießen.“