BasketballEsmeralda Skrijelj: Rendezvous mit der Vergangenheit

Basketball / Esmeralda Skrijelj: Rendezvous mit der Vergangenheit
Esmeralda Skrijelj bestritt mit der U18-Auswahl Bosniens eine Europameisterschaft Foto: Editpress/Gerry Schmit

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FLBB-Co-Kapitänin Esmeralda Skrijelj durchlebt emotionale Basketball-Tage. Nach dem erneuten, durchaus überraschenden Erfolg in Fribourg gegen die Schweiz und der Kür zum MVP steht für die Amicale-Spielerin am Sonntag (17 Uhr) ein weiteres spezielles Spiel auf der Tagesordnung. Gegen Bosnien-Herzegowina hat sie ein Rendezvous mit der Vergangenheit.

Vor der Partie in der Schweiz besann sich Nationalspielerin Esmeralda Skrijelj noch auf die schönen Erinnerungen vom Vorjahreserfolg und redete sich und dem Team Mut zu. „Wir haben nichts zu verlieren. Wenn wir defensiv gut stehen und die Anweisungen des Trainers befolgen, haben wir unsere Chancen“, ließ sie Anfang der Woche verlauten. „Wir machen uns keinen Druck, wenn wir über Fast-Breaks überzeugen können, dann können wir bestehen.“ So viele Konter sprangen nicht heraus, aber die Defensivarbeit war optimal. Und in der Offensive übernahm Skrijelj enorme Verantwortung und ging als Top-Scorerin vom Platz – als Sieger in einem großen Kollektiv. „Letztes Jahr gelang uns eine Sensation. Sie hatten diesmal ein vermeintliches stärkeres Team, aber wir waren mental stark. Trotz sechs Punkten Rückstand haben wir nicht aufgegeben. Ein Basketballspiel dauert eben lange. Die letzten Atemzüge waren entscheidend, um den Erfolg unter Dach und Fach zu bringen“, so Skrijelj: „Diesen enormen Teamgeist nehmen wir jetzt am Sonntag mit ins Spiel. Bosnien ist sicherlich eine Mannschaft, die auf einem anderen Level steht. Aber wir versuchen, uns Respekt zu verschaffen und alles zu geben. Man weiß nie, was geschieht.“

Esmeralda Skrijelj wird aus den Emotionen nicht herauskommen, denn die Sonntagspartie wird für sie ein besonders Spiel werden. Ihre Eltern stammen aus Ex-Jugoslawien, sie selbst hat dort vor rund zehn Jahren in einer Jugend-Auswahlmannschaft Bosniens gespielt. „Es wird am Sonntag ein wirklich spezielles Spiel, denn es werden vier frühere Mitspielerinnen von mir bei Bosnien auflaufen. Es ist schon besonders, zehn Jahre später in einem Qualifikationsspiel bei den Damen auf Bosnien-Herzegowina zu treffen.“

EM-Teilnahme mit Bosnien

Und dann versucht Skrijelj, wieder sachlich zu werden und analysiert den nächsten Gegner. „Sie stehen ganz hoch im Weltranking. Für uns ist es eine Chance, gegen so eine Nation antreten zu können. Wir versuchen, auf dem Level wettkampffähig zu sein, ähnlich wie es schon gegen Italien der Fall war. Wir müssen solche Möglichkeiten nutzen, um einen Schritt weiterzukommen. Da haben wir rein gar nichts zu verlieren.“

Um ihre persönliche Geschichte kommt sie aber nicht herum und erzählt, wie es zur damaligen Berufung in die bosnische U18 kam und wie sie eine ganze Europameisterschaft mit dem Land ihrer Väter bestritt. „Da ich einen bosnischen Pass besaß, hatte mich Kresimir Basic vermittelt. Bosnien versuchte, seine Nationalmannschaft neu zu formieren und deshalb wurden Spielerinnen aus ganz Europa eingeladen. Ich stand zu diesem Zeitpunkt kurz vor meinem 18. Geburtstag und war eigentlich im Internat in Mersch mit den Kadermannschaften. Aber ich wollte mir diese Gelegenheit nicht entgehen lassen.“ Sie nahm mit Bosnien an der U18-EM teil, am Ende sprang sogar der fünfte Platz heraus, für Skrijelj eine unglaubliche Zeit. „Auch später wurde ich immer wieder kontaktiert. Das Team wurde immer besser und hat sich gar für die Weltmeisterschaft qualifiziert. Aber mein Leben hier in Luxemburg erlaubte es mir nicht mehr, schon rein vom Urlaub her, präsent zu sein.“

Dann kam die Einbürgerung und der Kontakt mit dem Nationalcoach Luxemburgs, Mariusz Dziurdzia. Eine Prozedur für einen Nationenwechsel wurde bei der FIBA eingeleitet. Bei den Gründen gab es keine Zweifel. „Ich bin in Luxemburg geboren, ich lebe und arbeite hier und mein Herz schlägt für Luxemburg. Ich bin auch ganz zufrieden, im Team zu spielen. Ich war lange Zeit traurig, kein Teil der Mannschaft zu sein.“ Corona verhinderte ihren ersten Einsatz fürs FLBB-Team, sodass sich die gelernte Erzieherin, die sich in ihrer Freizeit bei der Lasep engagiert, bis 2021 und der EM der kleinen Staaten in Zypern gedulden musste.

Am Sonntag gibt es nun ein Wiedersehen mit früheren Teamkameradinnen. „Die Emotionen werden hin und her schwanken. Das ist sicher. Aber ich möchte die Partie gegen Bosnien zu 100 Prozent genießen.“ Der Unterstützung ihrer Familie ist sich die Nationalspielerin sicher. „Ich hoffe auf eine gute Stimmung und dass wir auf dem Platz alles geben.“

Die Damen-Nationalmannschaft hat auf jeden Fall, spätestens nach der großartigen Leistung in Fribourg, den Support der luxemburgischen Anhänger verdient. Sie haben bewiesen, dass der Wille Berge, auch die schweizerischen, versetzen kann.

Der Kader

Charlie Bidinger, Michelle Dittgen, Ehis Etute, Isa Hämäläinen, Laurie Irthum, Liz Irthum, Lena Mersch, Magaly Meynadier, Catherine Mreches, Esmeralda Skrijelj, Laetitia Schumacher, Julija Vujakovic
Nationaltrainer: Mariusz Dziurdzia

Im Überblick

EM-Qualifikation, am Sonntag:
17.00: Luxemburg – Bosnien-Herzegowina
18.00: Montenegro – Schweiz

Tabelle:
1. Montenegro 1/2
2. Luxemburg 1/2
3. Schweiz 1/1
4. Bosnien-Herzegowina 1/1

Das weitere Programm der FLBB-Damen:
7. November 2024:

Luxemburg – Montenegro
10. November 2024:
Schweiz – Luxemburg
6. Februar 2025:
Bosnien-Herzegowina – Luxemburg
9. Februar 2025:
Montenegro – Luxemburg