Coupe de LuxembourgDer Hesperinger Dejvid Sinani vor dem Finale gegen Niederkorn: „Wir haben Charakter gezeigt“

Coupe de Luxembourg / Der Hesperinger Dejvid Sinani vor dem Finale gegen Niederkorn: „Wir haben Charakter gezeigt“
Dejvid Sinani pendelt täglich zwischen Büroräumen und Fußballplatz Foto: Editpress/Gerry Schmit

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Die letzte einer Serie an englischen Wochen ist angebrochen. Mittendrin die beiden Pokalfinalisten Swift Hesperingen und Progrès Niederkorn, deren Saisonhöhepunkt am Donnerstag um 19.30 Uhr mit dem Endspiel der Coupe de Luxembourg angepfiffen werden wird. Dejvid Sinani sprach im Vorfeld über Belastungssteuerung, Karrierefragen und den Gegner in Gelb-Schwarz.

Tageblatt: Nach 45 Minuten war Ihr Arbeitstag auf der Escher „Grenz“ am Sonntag beendet. Wie intensiv waren die vergangenen Tage für den Swift Hesperingen?

Dejvid Sinani: Wir bestreiten inzwischen jeden dritten Tag ein Pflichtspiel – und das seit immerhin fast einem Monat. Der Rhythmus ist dementsprechend hoch. Trotzdem schaffen wir es, das im Training gut zu steuern. Der Trainer erlaubt uns, zu regenerieren, damit jeder am Spieltag frisch ist. Pro Begegnung sind es im Durchschnitt zwischen zehn und elf Kilometer, die jeder abspult. Das merkt man dann am zweiten Tag nach dem Spiel (lacht) … Aber der Coach steuert das sehr gut und passt auf, dass es keine Überbelastungen gibt. Im Moment läuft das gut. 

Wie schwer ist es als Berufstätiger, Arbeitsalltag und Fußball auf diesem Niveau unter einen Hut zu bekommen?

Mit dem Alter wird es schwerer, das ist tatsächlich so. Inzwischen bin ich seit sechs Jahren berufstätig. Die Regeneration dauert in meinem Fall länger als bei Teamkollegen, die nicht arbeiten gehen und sich nur auf den Fußball konzentrieren können. In meinem Fall sind guter Schlaf, die richtige Ernährung und die Belastungssteuerung im Training enorm wichtig und entscheidend. Jeden Morgen klingelt mein Wecker um 6.00 Uhr, eine halbe Stunde später sitze ich bereits im Auto und lege die 45 Minuten Fahrt zur Arbeit zurück. Normalerweise breche ich gegen 16.15 Uhr zum Training auf – außer heute (am Montag), denn wir haben freibekommen. Ansonsten ist das mein Alltag, und zwar schon jahrelang. Man gewöhnt sich dran.

Sie haben Erfahrung mit Wertpapieren im Börsenbereich. Wie viel würden Sie heute auf einen Pokalsieg des Swift Hesperingen setzen?

Vor etwa einem Jahr habe ich den Beruf gewechselt und bin jetzt beim Steueramt. Das ist schon sehr praktisch, da es nur noch 15 Minuten Fahrt bis zum Training sind. Um aber auf die Frage zurückzukommen: Das hängt von der Quote ab (lacht). In so einem Finale kann alles passieren. Es ist eine historische Möglichkeit für beide Teams. Für uns geht es darum, die Saison über die Coupe de Luxembourg zu retten. Ich denke aber, dass die realistischen Chancen in diesem Finale bei 50:50 stehen.

Sie sind im Sommer mitsamt dem Trainer und zwei Mitspielern von Düdelingen nach Hesperingen gewechselt. Darf man sagen, dass Sie sich den Saisonverlauf anders erhofft hätten?

Ja, das stimmt schon. Die Ziele und Vorstellungen waren anfangs deutlich höher als das, was wir jetzt erreicht haben. Wir wollten Meister werden, haben es aber nicht geschafft. Es gab auch andere Baustellen, außerhalb des Fußballplatzes, die nicht förderlich waren. Sagen wir’s so: Es hat der Mannschaft nicht geholfen, die Ziele zu erreichen. Trotzdem haben wir gekämpft und mit der Qualifikation für den Europapokal ein Minimalziel geschafft. Am Donnerstag können wir das Jahr retten.

Kamen in der Hinrunde Zweifel wegen Ihres Wechsels auf?

Nein, nie. Der Transfer war wohlüberlegt und mit meinem Umfeld ausdiskutiert worden. Ich hatte leider Pech und zog mir diesen Zehenbruch zu. Der erste Teil der Saison lief also nicht wirklich gut, dennoch bin ich zufrieden. Ich weiß aber, dass ich meine eigenen Leistungen noch steigern kann. Ich hoffe, dass es für mich noch bergauf gehen wird.

Es besteht dennoch die Möglichkeit, das Jahr mit einem Titel zu krönen. Es wäre Ihr fünfter nationaler Titel mit dem vierten Verein (2x Pokalsieger mit D03, Meister mit Fola und F91). Was sagt das über Sie und Ihre Karriere aus?

Es ist immer ein ganz besonderer Moment, wenn man einen nationalen Titel gewinnt. Denn man spielt eben nicht jedes Wochenende ein Pokalspiel oder wird jedes Jahr Meister. Solche Momente gehören zum Prestige. Ich gehe auch noch immer davon aus, dass ich in meiner Karriere die richtigen Entscheidungen getroffen habe. Ich bin von Differdingen nach Mondorf gewechselt und habe dort eine sehr gute Saison gespielt. Am Ende war ich bester Vorlagengeber der Liga. Danach sind meine Statistiken jedes Jahr besser geworden. Es folgten die Titel mit der Fola und Düdelingen. Dass ich das geschafft habe, verdanke ich den Leuten, die mir dies ermöglicht haben.

In Ihrer persönlichen Bilanz gegen Niederkorn stehen sechs Siege, vier Unentschieden und sechs Niederlagen zu Buche. An welches Duell gegen den Progrès haben Sie die besten Erinnerungen?

Diese Statistik habe ich nicht im Kopf, aber es scheint ja sehr ausgeglichen zu sein. Am Donnerstag ist alles möglich. Selbstverständlich wollen wir gewinnen – und es wäre ja nicht schlecht, wenn sich dadurch meine eigene Bilanz verbessern würde (lacht). Ich denke, dass die Spiele gegen Niederkorn immer spannend waren und mit vielen Toren endeten. Ich erinnere mich an ein Derby mit Differdingen, bei dem ich zwei Tore zum 3:2-Sieg beigesteuert habe. Aber das ist schon ein paar Jahre her (2014, d.Red.) … Der Pokal hat bekanntlich seine eigenen Gesetze, es gibt keine leichten Gegner.

Was macht den Progrès Niederkorn in dieser Saison so gefährlich?

Sie haben Differdingen im Viertelfinale aus dem Pokal geworfen, was bedeutet, dass sie es verdienen, im Finale zu stehen. Jede Position ist gut besetzt. Sie haben ihren eigenen Stil, ihre Philosophie. Defensiv stehen sie gut. Zudem haben sie mit Jeff Strasser einen Trainer, der weiß, was er tut. Im Moment setzen sie das jedenfalls gut um. 

Auch der Swift hat seine beiden Niederlagen gegen Mondorf und Differdingen gut weggesteckt.

Wir mussten eine Reaktion zeigen – und es war die richtige. Die Wende kam mit dem Pokalsieg gegen die Jeunesse. Danach haben wir dreimal kein Gegentor kassiert. Solch eine Serie ist uns in der ersten Saisonhälfte kein einziges Mal gelungen. Ich kann nicht einmal einen Grund nennen, warum es jetzt besser läuft. Ich denke aber, dass sich jeder bewusst geworden ist, dass wir noch ein gemeinsames Ziel erreichen können, mit dem wir unsere Saison retten können. Wir haben Charakter gezeigt und gleichzeitig wieder individuelle Qualitäten. Dieser Wille, einer für den anderen zu kämpfen, hatte vorher vielleicht etwas gefehlt. 

Der Trainer hat uns sogar letzte Woche noch mehrfach wiederholt, dass dieses Duell gegen die Jeunesse unser erstes Finale wäre

Es geht am Donnerstag um eine Trophäe, ein Zweitrundenduell in der Conference League und um die Ehre. Wie beruhigend ist es für den Hinterkopf, dass das Ticket für Europa schon gelöst wurde?

Der Trainer hat uns sogar letzte Woche noch mehrfach wiederholt, dass dieses Duell gegen die Jeunesse (am Sonntag) unser erstes Finale wäre, weil wir damit unsere Qualifikation in trockene Tücher bringen könnten. Das haben wir geschafft. Jetzt können wir uns auf das nächste Ziel konzentrieren. Klar, man ist ruhiger, wenn man weiß, dass man schon eine Sorge weniger hat. Das war aber auch der Plan des Trainers, der darauf gepocht hat, dass wir unbedingt gegen die Escher gewinnen müssten. Am Donnerstag erwartet uns wieder ein ganz anderes Spiel. Es sind unterschiedliche Wettbewerbe, die man nicht vergleichen kann. Wer schon einmal im Stade de Luxembourg war, weiß, wie besonders es ist. Jeder möchte in diesem Stadion spielen, der Rasen ist top. So eine Möglichkeit ergibt sich eben nicht jeden Tag. Ich hoffe, dass viele Fans kommen werden.

Sie haben 2022 im Interview verraten, dass Titel-Fotos zu Hause einen Ehrenplatz bekommen. Wurde schon Platz für den Schnappschuss von Donnerstag gemacht?

Eigentlich hängen da nur die Fotos mit der Meisterschale. Die Frage habe ich mir noch nicht gestellt, aber ich denke, dass das keine schlechte Idee wäre …

Steckbrief

Dejvid Sinani
Geboren am
2. April 1993
Nationalität: Luxemburger
Bisherige Vereine: Déifferdeng 03, US Mondorf, Fola Esch, F91 Düdelingen, seit Sommer beim Swift Hesperingen
Position: Offensives Mittelfeld
Größe: 1,85 m
Länderspiele: 3 Einsätze / 0 Tore
BGL-Ligue-Statistiken: 208 Spiele, 86 Tore, 14.324 Minuten Spielzeit