VolleyballIsabelle Frisch und Tim Laevaert ziehen Schlussstrich unter ihre internationale Karriere

Volleyball / Isabelle Frisch und Tim Laevaert ziehen Schlussstrich unter ihre internationale Karriere
Der Abschied vom internationalen Parkett fiel Tim Laevaert sichtlich schwer Foto: Jerry Gerard

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Tim Laevaert hatte es von vornherein angekündigt, Isabelle Frisch nahm nach der Silver League die gleiche Entscheidung: Die beiden Volleyball-Nationalspieler werden in Zukunft keine internationalen Spiele mehr bestreiten. Das Tageblatt wollte von beiden wissen, welche prägenden Momente in ihren langen Karrieren überwogen haben, welche Persönlichkeiten, Ereignisse und Begebenheiten dem Duo spontan in den Sinn kamen. Ein Rückblick auf fast 250 Auftritte im Dress der „Roten Löwen“.

Tim Laevaert blickt auf 123 FLVB-Spiele zurück

Zur Person

Tim Laevaert
Geboren am
25. Januar 1987
Vereine: Diekirch, Strassen
Spielt Volleyball seit: dem Alter von 18 Jahren
Nationalteam Herren: 2007-2021
Einsätze für das FLVB-Team: 123

Die Nationalhymne: „Jedes einzelne Mal, wenn ich an der Grundlinie aufgereiht mit meinen Mitspielern stand und die Nationalhymne ertönte, verspürte ich immer dieses Kribbeln – mit einer einzigen Ausnahme: Bei meinem letzten Auftritt kamen noch Tränen dazu. Zu wissen, dass dies das letzte Mal sein würde, hat mich dann doch emotional übermannt. Das erging einigen Mitspielern nicht anders.“

Kamil Rychlicki: „Ein sehr guter Freund, der in hohem Maße mitverantwortlich war, dass nach vielen mageren Jahren der Umschwung gelang. Heute spielt er auf Weltniveau. Die Zeiten, zu denen ich ihm Tipps gab, sind vorbei. Er hat mich längst überholt und das macht mich stolz. Ein klein wenig habe ich vielleicht auch beigetragen, dass er heute auf diesem Level angekommen ist.“

Reisen und Kulturen: „Durch den Volleyball konnte ich viele Länder und ihre Kulturen kennenlernen, auch in Ländern, in denen ich wohl kaum je gelandet wäre. Oft haben wir in kleineren Provinzstädten aufgeschlagen, wo nicht immer alles schön anzusehen war. Wir haben viel Armut gesehen. Das eine oder andere Mal hat man vom Bus aus gelästert, wenn wir an einem Hotel vorbeigefahren sind, und dann dumm aus der Wäsche geschaut, wenn wir genau in dem Hotel dann logiert haben. Schockierende Bilder haben mir vor Auge gehalten, wie gut es uns doch daheim ging.“

Internationale Starspieler: „Seit Kamil im Ausland spielt, sehe ich mir öfters seine Auftritte an. Beim Gegner laufen dann schon öfters Spieler auf, gegen die ich selbst schon vor Jahren gespielt habe. Dann denke ich mir schon manchmal „den hast du doch schon einige Male geblockt“ oder „so gut war der doch damals nicht“. Im Nachhinein muss ich sagen, dass wir immer ernst genommen wurden. Als nach der letzten Europameisterschaft der Name ‚Tim Laevaert’ als bester Annahmespieler auftauchte, war das schon verrückt. Da fühlte ich mich auch ein wenig als Starspieler.“

Burkhard Disch: „Eine Persönlichkeit, die den luxemburgischen Volleyball extrem nach vorne gebracht hat, sei es als Nationaltrainer oder später als Technischer Direktor des Verbandes. Er hat uns definitiv auf die richtige Schiene gestellt, damit wir über Jahre auf einem doch schon hohen Level mitmischen konnten.“

Ein Bild aus dem Jahr 2012: Damals traf die FLVB-Mannschaft auf Tschechien
Ein Bild aus dem Jahr 2012: Damals traf die FLVB-Mannschaft auf Tschechien Foto: Editpress-Archiv/Julien Garroy

JPEE 2011 in Luxemburg: „Das Verrückteste, das ich je im Volleyball erlebt habe. Das Gymnase der Coque am späten Abend gegen San Marino war proppenvoll. Weit über 2.000 Zuschauer wollten sich das Spiel nicht entgehen lassen. Als dann während einer Auszeit eine La-Ola gestartet wurde, war das einfach überwältigend. Es war schwer, sich noch auf die Anweisungen des Trainers zu konzentrieren. Damals haben zurückhaltende Luxemburger uns eine Gänsehaut beschert.“

Verletzungen: „Diese gehören zu jeder Sportlerlaufbahn, sind aber sehr frustrierend. Man hat sich vielleicht monatelang auf ein Ereignis vorbereitet und steht schlussendlich nur als Zuschauer am Rand des Spielfelds. Ich habe über die Jahre öfters wegen Verletzungen passen müssen, konnte aber jedes Mal gestärkt zurückkommen. Wie viele Stunden ich beim Arzt oder Physiotherapeuten verbracht habe, ist nicht nachvollziehbar. Doch ihnen gebührt mein Dank, denn sie haben mich immer wieder aufgebaut.“

Freunde fürs Leben: „Viele Mitspieler sind im Laufe der Zeit zu sehr guten Freunden geworden, einige sogar zu regelrechten Brüdern. Mit einigen habe ich mehr Zeit verbracht als mit meiner Familie. Ich habe dabei jede einzelne Sekunde genossen, auf oder neben dem Spielfeld. Die Qualifikation zur EM fand immer in den Sommermonaten statt. Jeden Tag standen wir auf der Matte und es kam einem komisch vor, wenn man am Sonntagabend zu Hause duschte. Dann fehlte das ‚dumme Geschwätz’. Und da die Resultate stimmten, haben wir diesen Trainingsaufwand problemlos angenommen und durchgezogen. Wir haben in dieser Zeit professionell unter nicht-professionellen Bedingungen gearbeitet, ohne jemals dafür Geld zu sehen.“

Meine Familie: „Meine Familie hat mich von Anfang an, als ich im Alter von 18 Jahren vom Fußball zum Volleyball wechselte, unterstützt. Wenn sie nicht auf der Tribüne Platz genommen hat, dann verweilte sie im Ausland. Diese Unterstützung findet man immer weniger und die Spieler, denen jegliche Anfeuerung von den Eltern verwehrt bleibt, tun mir ehrlich leid.“

Isabelle Frisch (M.) behält die Unterstützung von Großherzogin Maria Teresa in schöner Erinnerung
Isabelle Frisch (M.) behält die Unterstützung von Großherzogin Maria Teresa in schöner Erinnerung Foto: Gerry Schmit

Isabelle Frisch blickt auf 120 FLVB-Einsätze zurück

Zur Person

Isabelle Frisch
Geboren am
16. Dezember 1987
Vereine: Esch, Gym, Mamer, Diekirch, Petingen, Mamer
Spielt Volleyball seit: dem Alter von 7 Jahren
Nationalteam Damen: 2003-2021
Einsätze für das FLVB-Team: 120

Mila Superstar: „Als Kind, noch vor meinem Debüt, konnte ich nie genug von der japanischen Comic-Serie im Fernsehen bekommen. Es war später mein Wunsch, so zu werden wie mein Star. Auch wenn ich den Trainingsmethoden von Milas Coach nicht viel abhaben konnte, da sie oft mit blutenden Armen und Nase auf dem Spielfeld stand …“

Krivov und Gorbachev: „Diese beiden Trainer haben mich bei weitem am meisten geprägt. Unter ihnen habe ich meine ganze Jugend gespielt, sei es im Escher Verein (Krivov) oder in den Auswahlmannschaften (Gorbachev). Ihnen verdanke ich, dass es mir gegönnt war, schlussendlich auf 120 Einsätze für die Damen-Nationalmannschaft zu kommen. Krivov war wie ein zweiter Vater für mich, was allerdings nicht verhinderte, dass er ein sehr strenger Trainer war. Im Nationalteam hat Gorbachev schon früh an mich geglaubt und mich auch unterstützt, wenn ich mal nicht gut drauf war. Er konnte jede Spielerin wieder aufbauen.“

Reinder Nummerdoor und Björn Andrae: „Kurz nach der offiziellen Eröffnung der Coque traten die Herren-Teams aus Deutschland und den Niederlanden gegeneinander an. Ich hatte mit meinen 15 Jahren noch nie Volleyball auf diesem Niveau live sehen können. Vor allem zwei Spieler haben mich beeindruckt: Reinder Nummerdoor (NL) und Björn Andrea (D), mit einem leichten Plus für den niederländischen Sonnyboy. Fortan habe ich alles über diese beiden Spieler gesammelt und abgeheftet, was ich finden konnte.“

Anruf vom Damen-Nationaltrainer: „Im September 2003 wurde ich zusammen mit Deni Krivova von den Juniorinnen in den Kader der 1. Mannschaft berufen. Damals waren wir noch richtige ‚Rookies’, denn fast alle anderen Spielerinnen waren weitaus älter als wir. Wir wussten, dass wir zum Lernen aufgenommen wurden und waren mächtig stolz.“

Beach-Meisterschaft 2005: „Nur eine Woche nach den JPEE in Andorra (in der Halle) fanden die Beach-Meisterschaften in Junglinster statt. Nach nur einer Woche gemeinsamem Training stand ich mit meiner Partnerin Marie Reiterova im Sand. Unsere Gegnerinnen im Finale waren die Silbermedaillengewinner von Andorra, Jeanne Schneider und Norma Zambon. Nach einem Satz-Rückstand und einem hart umkämpften Duell belohnten wir uns am Ende mit Gold.“

JPEE 2007 in Monaco: „Während dieser Spiele logierten sämtliche teilnehmenden Sportler auf einem Kreuzfahrtschiff, das im Hafen lag. Als wir eines Morgens zum Training aufbrachen, sahen wir Fürst Albert von Monaco im Gespräch mit den Organisatoren der Spiele und baten ihn noch schnell um ein Foto mit der Mannschaft. Dass er sich prompt und liebend gern, wie er uns versicherte, zur Verfügung stellte, überraschte uns schon. Bei der Abschlussfeier sahen wir ihn dann wieder, als er sich tanzend unter die Sportler mischte. Ich habe ihn noch heute als einen sehr sympathischen und zugänglichen Menschen in Erinnerung.“

JPEE 2011 in Luxemburg: „Großherzogin Maria Teresa war schon seit längerem ein lieber und gern gesehener Fan des Luxemburger Damenteams. Sie unterstützte uns jedes Mal bei den JPEE lautstark. Im Spiel gegen San Marino, einem sehr engen Spiel, das wir mit viel Mühe mit 3:2 gewinnen konnten, kam sie nach dem vierten Satz auf der Tribüne ganz nach vorne, um uns noch einmal persönlich viel Glück für das Tiebreak zu wünschen. Unser Trainer, Detlev Schönberg, war nicht froh, dass man ihn bei seinen Anweisungen an die Mannschaft störte. Als er dies auch ausdrücken wollte, wurde er von seinem Co-Trainer zurückgehalten, der ihn ins Bild setzte, wer denn diese Dame sei. Sichtlich erschrocken wollte er sich wohl zurückkaufen: Bei der folgenden missglückten Verneigung konnte sich sein Team nicht mehr zurückhalten.“

SCD-Quali 2014 in Island: „Ein sehr enges Spiel gegen die Lokalmannschaft. Auch wenn wir schlussendlich mit 3:0 gewinnen konnten, war es wohl eines der intensivsten Spiele, die ich erlebt habe. Der dritte Satz war in der Länge kaum zu toppen. 43:41 stand auf der Tafel, als ich total erschöpft, körperlich wie auch emotional, zu Boden ging. Die ganze Mannschaft hatte nichts Besseres vor, als sich auf mich drauffallen zu lassen und den Sieg zu feiern.“

Saison 2015/16 in Mamer: „Im Pokal hatten wir bis hin zum Finale alle starken Teams zugelost bekommen. Gym, Diekirch und Mamer hatten wir besiegt und nun stand uns eigentlich der leichtere Gegner im Finale gegenüber, Steinfort. Während zwei Sätzen wurden wir regelrecht vorgeführt. Nach unserem bisherigen Parcours wäre eine Niederlage eine Riesenenttäuschung gewesen. Mit 3:2 waren wir mit einem blauen Auge davongekommen. Am Ende der Saison konnten wir dann auch die Meisterschaft, und damit das Doublé, feiern.“

Novotel Cup 2017: „Der Sieg, der auf dem Papier wohl für Luxemburg der wertvollste war, gelang uns gegen Norwegen. Dieses Team wäre normalerweise mindestens eine Nummer zu groß für uns gewesen. Beim Spielball (20:24) zum 3:0 für Norwegen musste ich zum Aufschlag. Der Trainer wollte ein gewisses Risiko, um dem Gegner nicht den Sieg zu schenken. Damit gerechnet, dass dieses Spiel noch lange nicht zu Ende war, hatte wohl niemand in der Coque, am wenigsten ich selbst. Wie es mir dann gelungen ist, diesen Satz mit 26:24 abzuschließen, weiß ich bis heute nicht. Der norwegische Trainer sah sein Team langsam untergehen. Auch seine Stammsechs, allesamt langjährige Profispielerinnen, brachte es nicht fertig, das Ruder noch einmal herumzureißen. Der Sieg ging mit 3:2 an Luxemburg.“

Isabelle Frisch 2013 gegen Zypern
Isabelle Frisch 2013 gegen Zypern Archivfoto: Jeff Lahr