AXA LeagueHBK-Trainer Yérime Sylla hat die Titel-Hoffnung noch nicht augegeben: „Müssen mental noch stärker werden“ 

AXA League / HBK-Trainer Yérime Sylla hat die Titel-Hoffnung noch nicht augegeben: „Müssen mental noch stärker werden“ 
Yérime Sylla sieht Käerjeng in der Lage, eine fehlerfreie Rückrunde zu spielen Archivbild: Jeff Lahr

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Halbzeit in den Play-offs: Nach fünf Spielen hat Käerjeng als Tabellenzweiter einen Rückstand von 2,5 Punkten auf Esch. Nach der 34:33-Niederlage beim HBD hat Käerjeng sein Schicksal zwar nicht mehr selbst in der Hand, die Hoffnungen auf den Meistertitel hat Trainer Yérime Sylla aber noch nicht aufgegeben.

Tageblatt: Es ist Halbzeit in den Play-offs: Fünf Partien sind gespielt, fünf stehen noch aus. Wie fällt Ihre bisherige Bilanz aus?

Yérime Sylla: Nach den ersten vier Partien fiel das Fazit mehr als positiv aus. Bis dahin wiesen wir die beste Bilanz in den Play-offs auf. Nach dem fünften Spiel ist diese etwas ernüchternder. Wir sind zusammen mit Berchem als Tabellendritter in die Titelgruppe eingestiegen. Heute stehen wir, trotz der Niederlage gegen Düdelingen, einen Rang höher. Diese Niederlage ärgert mich besonders, denn wir hätten in diesem Spiel mehr erreichen können. Wir haben uns in der Schlussphase zurückgekämpft und es hätte durchaus auch unentschieden ausgehen können. Wir haben in der ersten Halbzeit quasi nicht existiert, bis dahin war besonders die erste Hälfte immer unsere Stärke. 
Nach unserem Sieg gegen Esch habe ich gesagt: Wenn man gewohnt ist, viele Spiele zu gewinnen, dann ist es schwierig, sich nach einer Niederlage wieder ohne zu zweifeln aufzurichten. Uns ist das Gegenteil passiert. Wir waren plötzlich nah am ersten Platz und das hat bei vielen Spielern für Druck gesorgt. Für mich war dies aber auch eine Lektion. Denn ich lerne die Meisterschaft erst kennen und ich lerne erst, wie eine Amateurmannschaft funktioniert. Man muss die Spieler mehr auf das Tagesziel fokussieren und darf sich nicht von dem Rest ablenken lassen. 

Was muss am kommenden Wochenende gegen Berchem anders laufen?

Solche entscheidenden Meisterschaftsspiele werden auf mentaler Ebene entschieden. Wir werden unsere Spielphilosophie jetzt nicht komplett umstellen. Diese steht und wird von den Spielern gut angenommen, denn zuvor haben wir damit einige sehr gute Spiele gezeigt. Auch gegen Düdelingen haben wir in der Schlussphase eine gute Leistung gezeigt. Wir müssen aber mental noch stärker werden.
Die Mannschaften in den Play-offs liegen alle nahe beieinander. Deshalb muss man wie gesagt besonders mental stark sein, um sich gegen die anderen Teams zu behaupten. Wir müssen uns jetzt nur auf Berchem konzentrieren und von nichts ablenken lassen. Nur so können wir ein gutes Spiel zeigen. Wir wissen aber, dass dies sehr schwierig wird, denn Berchem ist eine sehr starke Mannschaft.

Sie liegen in der Tabelle 2,5 Punkte hinter dem ersten Platz. Wird der Druck damit nicht noch größer?

Ehrlich gesagt, glaube ich, dass es sehr, sehr schwer wird, Esch noch einzuholen. Die Situation wäre anders, wenn es nur zwei Punkte wären und diese „Komma fünf“ nicht existieren würde. Dann könnte ein Spiel alles entscheiden und der Druck wäre wesentlich größer. Auch wenn wir so im Rückspiel gegen Esch ein perfektes Spiel abliefern und noch einmal gewinnen, holen wir sie nicht direkt ein. Wir haben unser Schicksal nicht mehr selbst in der Hand.
Man darf aber nicht vergessen, dass im Sport alles möglich ist. Was Differdingen am Wochenende gegen Esch gezeigt hat, kann auch Berchem und Düdelingen gelingen. Denn egal, ob es um das Klassement geht oder nicht: Gegen Esch sind alle motiviert und wollen gewinnen. Gleichzeitig müssen wir mental zurück in die Spur finden und eine fehlerfreie Rückrunde spielen. 

Wie lauten die Käerjenger Saisonziele nach fünf Partien in den Play-offs?

Ich glaube, dass wir in der Meisterschaft in der Lage sind, eine fehlerfreie Rückrunde zu spielen, das ist eins unserer Ziele. Wir dürfen uns aber keine Schwächephase von 20 Minuten wie gegen Düdelingen mehr erlauben. Wir haben keinen Spielraum für Fehler. 
Im Pokal ist sowieso jedes Team motiviert. Ich sehe alle vier Mannschaften, die im Halbfinale stehen, in der Lage, den Pokal zu holen. Unser Ziel ist es natürlich, zu gewinnen. Wir haben in der Meisterschaft gezeigt, dass wir gegen Differdingen und Esch siegen können. Im Pokal bleiben zwei Spiele, in denen wir dies wiederholen müssen. Ich glaube daran, dass uns dies gelingen kann.

Wie sehen Sie die Entwicklung von Käerjeng, seit Sie die Mannschaft im vergangenen Sommer übernommen haben?

Nach meiner Ankunft haben wir mit Pierre-Yves Ragot nur einen Neuzugang verpflichtet. Käerjeng hatte bereits zuvor mit der Entwicklung begonnen und einige Transfers getätigt. Tom (Meis) und Jacques (Tironzelli) wechselten schon davor nach Käerjeng.
Heute haben wir eine Mannschaft, die sehr gut Handball spielt. Wir haben viel zusammen gearbeitet: Die Spieler mussten meine Philosophie lernen und auch ich fand mich in einer neuen Situation wieder. Ich übernahm erstmals eine Amateurmannschaft, vorher war ich immer im professionellen Bereich tätig gewesen. Die Spieler haben hier eine Arbeit und spielen nebenbei Handball. Mittlerweile ist es mir aber gelungen, mit diesem Rhythmus umzugehen. Was mich besonders beeindruckt, ist der Zusammenhalt zwischen den Spielern und ihr Teamgeist. Alle Spieler haben ungefähr das gleiche Niveau und produzieren zusammen sehr guten Handball. 
Ich habe 2011 als Trainer mit Dunkerque den französischen Pokal gewonnen. Wenn ich den Vergleich zwischen Dunkerque und Käerjeng ziehen müsste, dann würde ich sagen, dass wir durchaus mit einigen Teams aus der französischen Proligue (2. Liga) mithalten könnten und uns dort nicht blamieren würden.

Sie haben vor der Saison einen Einjahresvertrag mit der Option auf ein weiteres Jahr unterschrieben. Sitzen Sie auch in der kommenden Saison auf der Käerjenger Trainerbank?

Präsident Yannick Schuler leistet wirklich eine sehr gute Arbeit. Er und seine Leute haben ihr Bestes gegeben, um den Club ohne großen Schaden durch die Corona-Pandemie zu führen. Ich bin motiviert, weiterzumachen. Ich glaube, es gibt noch viele Aspekte, die man weiterentwickeln kann, nicht nur bei Käerjeng: Insgesamt finde ich, dass es sehr gute Handballer in Luxemburg gibt. Ich bin keiner, der von einem Club zum nächsten wechselt. Ich mag es, Projekte zu begleiten und damit erfolgreich zu werden