Trotz hoher Impfraten / In Serbien und Ungarn sind die Covid-Kliniken überfüllt
Auch teuer bezahlte Impfbruderhilfe aus China und Russland ist keine Schutzgarantie gegen die Pandemie: Europas Impfvorreitern Serbien und Ungarn machen stark gestiegene Infektionszahlen zu schaffen.
Corona-Mirakel können auch Sputnik oder Sinopharm kaum verrichten: Ausgerechnet der auf chinesisches und russisches Serum setzende EU-Impfvorreiter Ungarn weist laut Our World in Data mittlerweile die weltweit höchste Zahl von Corona-Toten pro einer Million Einwohner in den letzten sieben Tagen auf.
18,1 Prozent der ungarischen Bevölkerung ist bereits mit mindestens einer Dose geimpft: Nach Malta verfügt der Donaustaat damit über die höchste Impfrate in der EU. Dennoch hat die wieder stark aufgeflackerte Epidemie das Land auch bei den Infektionszahlen in die Spitzengruppe katapultiert: Hinter San Marino und Estland hat Ungarn mit 625 derzeit die höchste Sieben-Tage-Inzidenz Europas.
Als „chaotisch“ und „totales Versagen“ geißelt Tamas Harangozo, der stellvertretende Chef der oppositionellen Sozialisten (MSZP), das umstrittene Krisenmanagement der nationalpopulistischen Regierung von Premier Viktor Orban. Deren „Pseudo-Restriktionen“ würden die eine Hälfte der Bevölkerung „in den Ruin treiben“ und vom Rest umgangen: „Die Krankenhäuser sind überfüllt. Und selbst mit mehr Betten und Beatmungsgeräten würde es an Ärzten und Pflegern fehlen.“
Tatsächlich ist es nicht nur die britische Virus-Mutation, die Ungarn derzeit zu schaffen macht. Ein Teil der Epidemie-Probleme ist nach Ansicht von Kritikern hausgemacht: Sie werfen Budapest eine viel zu geringe Zahl von Tests und eine zu lange Unterschätzung der Lage vor. In der Corona-Krise rächt sich zudem Ungarns weißer Exodus. Auch wegen der schlechten Bezahlung sind viele Ärzte und Krankenschwestern in den letzten Jahren in den Westen abgewandert.
Während die hohen Impfraten in Israel (60,1 Prozent) und Großbritannien (42,2 Prozent) zumindest die Zahl der Corona-Toten spürbar abgesenkt haben, ist der Grad der Durchimpfung auch in Serbien (19,7 Prozent) noch zu gering, um die Epidemie nachhaltig abbremsen zu können. Serbiens Sieben-Tage-Inzidenz ist auf 502 geklettert. Die Covid-Kliniken im Balkanstaat sind überfüllt: Rund jeder dritte Getestete erweist sich inzwischen als infiziert.
Große Impfskepsis
Die Politiker in Serbiens Krisenstab haben mit Rücksicht auf die Wirtschaft sehr lange einen härteren Lockdown verhindert. Neben der Gastronomie haben Epidemiologen auch den ungekannt großen Andrang in Serbiens Ski-Ressorts in diesem Winter als eine der Virusschleudern ausgemacht.
Serum gibt es in Serbien dank der gut bezahlten Impfbruderhilfe aus China und Russland zwar genug. Doch die große Impfskepsis im Land hat das Impftempo zuletzt merklich abflachen lassen. Dafür machen sich immer mehr Impfwillige aus den ex-jugoslawischen Nachbarländern zu Impfausflügen nach Serbien auf.
Kritiker bemängeln, dass der allgewaltige Präsident Aleksandar Vucic seine Impfung zwar unzählige Male angekündigt, aber stets wieder verschoben hat. Der Staatschef müsse eigentlich ein „Vorbild“ sein, ätzt der Epidemiologe Zoran Radovanovic: „Es sieht so aus, als ob er entweder nicht an die Impfung glaubt, sich vor der Nadel fürchtet oder sich Immunpräparate verabreichen lässt.“
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