BelvalSo soll die Betonwüste lebenswerter gestaltet werden

Belval / So soll die Betonwüste lebenswerter gestaltet werden
 Grafik: Agora

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Mit der Metzeschmelz und Rout Lëns stehen die nächsten Revitalisierungsprojekte der Industriebrachen rund um Esch in den Startlöchern. Den Auftakt machte Belval. Die Erschließung ist noch lange nicht abgeschlossen, momentan macht man sich Gedanken, das bereits Bestehende aufzufrischen. Es geht in erster Linie darum, ein neues Mobilitätskonzept umzusetzen und die Betonwüste rund um das Universitätsviertel menschenfreundlicher zu gestalten.  

Am Mittwochabend hatte die Entwicklungsgesellschaft Agora zu einer Bürgerversammlung eingeladen, um über die neuen Pläne für Belval zu informieren. Es ging in erster Linie um Mobilität und Begrünung. Dabei wurde den Anwesenden vor allem das präsentiert, was die Minister Bausch, Turmes und Welfring (alle „déi gréng“) Ende September auf einer Pressekonferenz vorgestellt hatten. Allerdings nicht nur, die Bürger erhielten Einblick in das Gesamtprojekt und die momentanen Schwierigkeiten.

Bau des Square Mile stockt

Und die betreffen in erster Linie das Square Mile (Gelände rund um den früheren Parkplatz gegenüber dem roten Hochhaus) mit seinem Central Square und der place des Bassins. Der Square Mile sollte eigentlich das zukünftige Herzstück Belvals sein. „Wir befinden uns momentan in einer Immobilienkrise. Der Promotor braucht Verkäufe, um bauen zu können. Seit Sommer ist der Verkauf aber komplett zum Erliegen gekommen. Wir hoffen jedenfalls, dass es so schnell wie möglich weitergeht und dass die Maßnahmen der Regierung zur Unterstützung der Baubranche greifen“, sagte Agora-Generaldirektor François Dorland, „wir verfolgen das Dossier ganz genau, aber es braucht Zeit.“ Zumal er zuvor die Hoffnung genährt hatte, dass sich der Zugang zum Park nach der Fertigstellung verbessern würde.

Die Abgelegenheit des Parks ist das, was die Bewohner am Mittwoch gleich mehrmals bedauerten. Sie wünschen sich mehr Begrünung, Spielplätze und Erholungsoasen im Herzen des Belval rund um die Universitätsgebäude. Zwar soll es hier im Rahmen des Mobilitätskonzeptes und der Ankunft der Tram im Viertel (2033-2035) grüner werden, doch der Masterplan von 2002 hatte nun mal den Park als Erholungsgebiet vorgesehen, während das Wohn- und Arbeitsviertel dicht bebaut werden sollte. Trotzdem werde das Mobilitätskonzept helfen, Belval „grüner und menschenfreundlicher“ zu machen, wie es Dorland ausdrückte.   

Agora-Generaldirektor François Dorland
Agora-Generaldirektor François Dorland Foto: Editpress/Didier Sylvestre

Es ist der nationale Mobilitätsplan PNM2035, der das Viertel nachhaltig verändern wird. Die Tram wird Belval auf dem Weg zur Endhaltestelle beim Rathaus in Beles durchqueren. Dabei handelt es sich um die Fortführung der Trasse der schnellen Tram zwischen der Cloche d’Or und dem Süden. Im neuen Viertel Metzeschmelz wird sie wieder zu einer innerstädtischen Straßenbahn und erreicht via Esch und den Kreisverkehr Raemerich die Porte de Science. In Belval sind auf dem Weg zur Endhaltestelle insgesamt vier Stationen geplant. Die Trasse wird den Park nicht in zwei Hälften teilen, wie einige Anwohner befürchteten, sondern vielmehr nah am Lycée Belval entlang führen. Östlich neben der Schule wird zudem bis 2027 endlich der lange versprochene Sportcampus (Kostenpunkt 114 Millionen Euro) entstehen.

Neu: Fahrradhaus und Gastronomie am Pavillon Bel-Val

Gute Nachrichten hatte auch die Sanemer Bürgermeisterin Simone Asselborn-Bintz (LSAP) zu verkünden, denn am Europatag wurde probeweise am Pavillon Bel-Val im Park Gastronomie angeboten. Der Pachtvertrag mit dem zukünftigen Betreiber ist jedenfalls unterschrieben, sodass es hier ab dem Sommer kleine Restauration geben wird, was den Park beleben dürfte. Allerdings verzögert sich wohl die Ausweitung des Parks in Richtung Norden, da der Staat die Konvention mit dem hier provisorisch untergebracht LIST (Luxembourg Institute of Science and Technologie) verlängern will. 

6.112 Antworten hatte Agora bei einer im März durchgeführten Umfrage von Bewohnern bzw. Angestellten des Viertels insgesamt erhalten. Dabei wünschten sich 64% mehr Grünflächen, 14% mehr Radwege, 4% mehr Fußwege und 18% mehr Parkplätze. Zwei sogenannte Facility Hubs sollen helfen, den Anteil von Parkplätzen pro Wohneinheit auf eins zu reduzieren. Und somit auch die Kosten beim Bau der Wohnblöcke, wie Dolard unterstrich. Facility Hubs sind moderne Parkhäuser für Autos und Fahrräder, die ebenfalls kleinere Geschäfte für die Alltagsbesorgungen beherbergen.     

 
   

Beim multimodalen Knotenpunkt in der Nähe des Rathauses in Beles wird in unmittelbarer Nähe zur Endhaltestelle der Tram ein neuer Bahnhof entstehen, der die beiden existierenden Beleser Bahnhöhe ersetzt. Auch wird von hier aus der schnelle Buskorridor (CHNS) in Richtung Esch eingerichtet. Er soll 2028/2029 in Betrieb gehen. Bis 2030 soll das Radwegenetz fertig sein, ehe dann 2035 die Straßenbahn in Belval erwartet wird. Der Umbau der Avenue de Rock’n’Roll in ein Shared Space ist dagegen laut Plänen bereits 2026 abgeschlossen. Viel früher, nämlich in den nächsten Tagen, wird im Bahnhof das Haus des Fahrrads eröffnet. Hier werden allerlei Informationen und eine kleine Reparatur-Werkstatt angeboten.         

Rekonvertierung des Belval im Zeitraffer

– Ende Juli 1997 stellt der letzte Hochofen seinen Betrieb ein.
– Im Oktober 1998 beschließt die Regierung, die Hochöfen A und B in die Liste der nationalen Kulturstätten aufzunehmen.
– Im Oktober 2000 wird die Entwicklungsgesellschaft Agora (50% Staat, 50% ArcelorMittal) gegründet.
– Im Januar 2005 beginnen die ersten Straßenbauarbeiten am Standort Belval.
– Die Rockhal eröffnet im September 2005.
– Im Dezember 2006 zieht die Dexia mit 1.800 Arbeitnehmern nach Belval.
– Das Belval Plaza I eröffnet im Oktober 2008.
– Im Oktober 2009 ziehen nach der Eröffnung des Quartier Belval Nord die ersten Bewohner ein.
– Der neue Bahnhof wird ein Jahr später, im Oktober 2010 eröffnet.
– Im September 2011 kommt es zur Teileröffnung des neuen „Lycée Bel-Val“.
– Das CIPA „Op der Waassertrap“ geht im November 2012 auf.
– Im Oktober 2014 wird das P&R-Parkhaus der CFL eingeweiht.
– Große Teile der Universität gehen im September 2015 in Betrieb.
– Im Dezember 2016 wird die Liaison Micheville mit dem Tunnel teileröffnet. Erst 2024 ist sie ganz fertig. – 2018 zählt das Viertel 3.000 Einwohner, 5.700 Schüler, Studenten und Lehrkräfte sowie 8.500 Arbeitnehmer.
– 2021: Belval zählt 7.000 Einwohner und 15.000 Arbeitsplätze und ist zu 85% fertiggestellt.

Die Facility Hubs, moderne Parkhäuser für Auto und Fahrrad, gepaart mit kleinen Einzelhandelsgeschäften für den Alltag
Die Facility Hubs, moderne Parkhäuser für Auto und Fahrrad, gepaart mit kleinen Einzelhandelsgeschäften für den Alltag Grafik: Agora