MobilitätskonzeptDrei Fahrspuren weniger: So wird die „Betonwüste“ Belval in Zukunft aussehen

Mobilitätskonzept / Drei Fahrspuren weniger: So wird die „Betonwüste“ Belval in Zukunft aussehen
Belval soll grüner werden und mehr Platz für sanfte Mobilität bieten Illustration: Agora

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Sechsspurige Straßen, betonierte Plätze und kaum Fahrradwege: Belval wirkt laut Mobilitätsminister Bausch wie ein Viertel „des vergangenen Jahrhunderts“. Radfahrer und der öffentliche Verkehr sollen mehr Platz bekommen. Minister und Bürgermeister haben das neue Konzept am Donnerstag präsentiert.

Urbanismusminister Claude Turmes, Mobilitätsminister François Bausch, Umweltministerin Joëlle Welfring („déi gréng“), die Sanemer Bürgermeisterin Simone Asselborn-Bintz (LSAP) und der Escher Bürgermeister Georges Mischo (CSV) stellten das neue Mobilitätskonzept vor
Urbanismusminister Claude Turmes, Mobilitätsminister François Bausch, Umweltministerin Joëlle Welfring („déi gréng“), die Sanemer Bürgermeisterin Simone Asselborn-Bintz (LSAP) und der Escher Bürgermeister Georges Mischo (CSV) stellten das neue Mobilitätskonzept vor Foto: Editpress/Alain Rischard

Das Stadtbild in Belval wird momentan von Beton und Autos dominiert. Das soll sich ändern. Die zuständigen Minister und Bürgermeister haben am Donnerstag einen neuen Mobilitätsplan für Belval vorgestellt. Bis 2033 sollen Zug, Tram, Bus und Fahrrad miteinander verbunden sein. „Dann haben wir im Süden eine Qualität des öffentlichen Transportes, die man nicht mit dem vergleichen kann, was wir heute haben“, sagte der grüne Mobilitätsminister François Bausch während der Pressekonferenz.

Es gehe nicht darum, das Auto zu verteufeln, sondern ein multimodales System zu erschaffen. Im ehemaligen Industriegebiet nimmt das Auto momentan zehnmal mehr Platz ein als der öffentliche Verkehr. Bis 2035 soll das Verhältnis allerdings bei eins zu eins liegen. So wird auf der Hauptstraße Porte de France die Zahl der Fahrspuren für Autos beispielsweise von sechs auf drei reduziert. Fahrräder erhalten separate Wege, den Fußgängern wird mehr Platz zugeschrieben, schnelle Busspuren sollen den Busverkehr fördern und die Tram wird über begrünte Gleise fahren.

Bauarbeiten dauern mehr als zehn Jahre

Die Arbeiten sollen bis 2035 dauern, werden allerdings in mehreren Phasen umgesetzt. Der Busbahnhof Belval-Université wird bis Ende 2024 von vier auf acht Quais ausgeweitet. Vor dem Belval Plaza und der Rockhal sollen bis Ende 2026 Shared Spaces entstehen. Diese sollen morgens noch für Lieferanten zugänglich sein, später am Tag allerdings den Fußgängern und Fahrradfahrern vorbehalten sein. Dieser Bereich könne ebenfalls für Veranstaltungen genutzt werden. Bis Ende 2026 sollen verschiedene Nebenstraßen in Einbahnstraßen umgebaut werden. Die schnellen Busspuren sind bis 2028 befahrbar. Die Bauarbeiten der multimodalen Hauptstraßen Porte de France und Boulevard du Jazz werden voraussichtlich 2030 fertig.

Die Verbesserung der Fahrradinfrastruktur zieht sich über die gesamte Bauzeit. Einen neuen, provisorischen Radweg gibt es allerdings jetzt schon. Dieser verläuft von der Fahrradbrücke „Vëlodukt“ bis zum Radweg PC8 und weiter in Richtung Beles. Auf Escher Seite ist die Radbrücke bis jetzt nicht an einen Radweg in Richtung Bahnhof angebunden. Laut Escher Bürgermeister Georges Mischo (CSV) soll die Ausschreibungsphase für den Bau des Radwegs am 12. Oktober anfangen.

Von Grau zu Grün

„So wurden Viertel im vergangenen Jahrhundert geplant.“ Ein Satz, der Mobilitätsminister Bausch regelmäßig wiederholt, um Belval zu beschreiben – so auch während der Pressekonferenz am Donnerstag. Turmes bezeichnete Belval als Betonwüste. Das Stadtbild soll grüner werden. Auf allen Illustrationen sind neue Bäume, Sträucher oder Rasen zu erkennen. „Die zusätzlichen Bäume führen zu einer Beschattung der Fassaden und Straßen, was wiederum dazu führt, dass es nicht so heiß wird“, sagte Umweltministerin Joëlle Welfring. 

Die Umgestaltung des ehemaligen Industriegebietes soll allerdings noch einen weiteren Vorteil für die Umwelt haben. In Luxemburg gebe es nämlich verschiedene Gegenden, wo die Luftqualität nahe am Grenzwert für Stickoxiden sei – Esch gehöre dazu. „Diese entstehen, wenn viele motorisierte Fahrzeuge durch eine enge Straße fahren“, sagte Welfring. Das vorliegende Mobilitätskonzept würde dieses Problem zum Teil lösen und die Hotspots entlasten. Die Tram habe die Luftqualität in Luxemburg-Stadt ebenfalls verbessert.

Wie teuer die gesamten Bauarbeiten werden, ist laut Bausch schwierig einzuschätzen. „Es sind viele verschiedene Akteure beteiligt“, so der Mobilitätsminister. Einen großen Teil der Kosten für die Mobilitätsinfrastruktur würde der Staat übernehmen, aber auch die Gemeinden, Agora und der Fonds Belval seien beteiligt.

Die Verantwortlichen glauben nicht, dass die Lebensqualität der Bewohner unter langwierigen Bauarbeiten leiden könnte, da die Arbeiten über mehrere Viertel und mehrere Jahre verteilt realisiert werden. Und: „Wenn man offensiv kommuniziert, wie es nachher aussieht, dann akzeptieren sie es auch“, sagt Bausch. „Ohne Baustellen, keine Veränderungen.“

Grober J-P.
2. Oktober 2023 - 8.58

Wer würde gerne dort wohnen, bitte melden!?

liah1elin2
30. September 2023 - 12.51

@Leila Danke, es tut gut basisorientiert Argumente auszutauschen? @Jemp Solange die Wirtschaft hemmungslos wachsen will und immer mehr neue Einwohner und Pendler anzieht, werden solche bauliche Auswüchse entstehen. Da können wir uns lange "grün und "schwarz" ärgern?

All Dag….
30. September 2023 - 8.34

….Eng Veranstaltung fir e Minister an Szene ze setzen, den am viraus set hien well net mei an der Regierung deel huelen. Wann en esou Presse Geil as froen ech mech?

Jemp
29. September 2023 - 23.43

@Leila: " Dieses Viertel ist ästhetisch gesehen DER Reinfall" Stimmt 100%tig. Da will keiner wohnen, der nicht dazu gezwungen ist, da geht keiner hin, der nicht in der Rockhal ein Konzert besuchen will, und die Studenten haben auch keine andere Wahl. Sogar Käufermagneten wie Mediamarkt sind kundenleer. Niemand will in solchen sonnenlosen, zugigen Hochhäuserschluchten wohnen, und außer der engeren Umgebung von Belval-Plazza begegnet man definitiv keinem Menschen auf der Straße. Sogar in den DDR-Trabantenstädten war es grüner zwischen den Plattenbauten. Am besten wäre es, alles wieder abzureißen, mitsamt den entsetzlichen dreckigen Industriehallen. Ein Hochofen als Monument zu behalten hätte genügt. Darüber hinaus müssten alle Verantwortlichen für diesen architektonischen Vollreinfall vor Gericht zur Rechenschaft gezogen werden und dafür haften. Die Menschen, die in dieser Urbanisation leben müssen, sind definitv die Kontrapunkte der unseeligen Schöpfung der Architekten. Da ist NICHTS mit ein paar Bäumchen zu retten. Die werden jämmerlich im Sreusalz eingehen.

Leila
29. September 2023 - 20.22

Ich antworte mal anstelle von Albert, obschon ich nicht weiß, ob er so denkt wie ich und er mich nicht dafür braucht. Ich bin gleicher Meinung wie er in diesem Fall. Für junge Leute ist Belval natürlich schon alt, für meine Generation relativ neu (Millennium). Die Umweltprobleme gibt es seit den 70ern, wie Sie selbst schon mal geschrieben haben (grüne Spinner etc.) In der Tat wäre es angebracht gewesen, im äußerst hässlichen, monotonen Belval Bäume und andere ansehnliche Bepflanzung zu berücksichtigen. Dieses Viertel ist ästhetisch gesehen DER Reinfall (mein bescheidenes Urteil)!

liah1elin2
29. September 2023 - 15.14

@Leila Bin froh nicht allein zu sein mit meiner Gesinnung links der Mitte. Ein bißchen mehr grün und weniger schwarz schadet dem ökologischen Fortschritt nicht?

liah1elin2
29. September 2023 - 13.53

@Albert Wann wurde Belval konzipiert und ich denke grüne Ideen und nachhaltige Mobilität waren dazumal nicht in den Planungszimmern?

liah1elin2
29. September 2023 - 13.48

@JJ In anderen Städten wird auch bei Regen und Schnee gefahren, ist eben eine Sache der Einstellung?

Leila
29. September 2023 - 12.14

Claudette, ich finde Sie einfach niedlich, wie Sie mit einer Ausdauer devot vor dem grünen Minister buckeln - rührend...!

Claudette
29. September 2023 - 11.30

Merci Fränz.

Leila
29. September 2023 - 10.56

„Wenn man offensiv kommuniziert, wie es nachher aussieht, dann akzeptieren sie es auch“, sagt Bausch. Als ob sie eine andere Wahl hätten... Anyway - es ist und bleibt keine ansprechende Architektur! Bis die noch zu pflanzenden Bäume nennenswerten Schatten spenden, leben etliche Einwohner schon nicht mehr. Wohnen eigentlich die Architekten/Planer in Belval? Wetten, dass nicht? "Die Hitze ist umboten, Steckt zwischen Häusern fest. Für andere kaum zu verstehen, was uns das Leben lässt. Das was den Atem nimmt, die Fenster schwärzt - ein kleiner Tod auf grauen Laken, ein rotes Herz." https://www.songtexte.com/songtext/broilers/grau-grau-grau-4b5937ea.html Als ob der Song für Belval geschrieben wurde, so gut passt er!

Jemp
29. September 2023 - 10.16

Wenn das fertig ist, dann ist Herr Bausch 95 und dann wird er mit dem Lastenrad in den Delhaize, der inzwischen ein kleiner Biobuttik sein wird, einkaufen fahren.

Albert
29. September 2023 - 10.06

Warum, wenn dann nötig, wurde nicht von Anfang an anständig und nachhaltig geplant und gefertigt. Dann müssten nicht nach nur einigen Jahren wieder Millionen investiert werden. Aber, "wien et lâng huet dee kann et lâng hänke lôssen".

JJ
29. September 2023 - 9.09

Zeigt uns mal ein Foto von den Radlern bei Schnee und Regen!