Regionalität und Anbaumethode„Mouvement écologique“ kritisiert Ausschreibung der Regierung zum Schulobst

Regionalität und Anbaumethode / „Mouvement écologique“ kritisiert Ausschreibung der Regierung zum Schulobst
Obst ist gesund – doch das „Méco“ bemängelt unter anderem, dass es in der Ausschreibung keine Vorgaben gebe, was den zulässigen Pestizideinsatz betrifft Symbolfoto: dpa/Mohssen Assanimoghaddam

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Die Umweltschutzorganisation „Mouvement écologique“ hat die aktuelle Ausschreibung der Regierung zum Schulobst in Luxemburg kritisiert. Die Organisation hat in ihrer Stellungnahme vom Dienstag bemängelt, dass unter anderem die Kriterien zur Regionalität und der Anbaumethode in der Ausschreibung unangemessen seien.

Jeden Tag etwas Obst und Gemüse ist gesund, das ist bekannt – deshalb stellt die Luxemburger Regierung den Schülern im Land an fünf Wochentagen Obst und Gemüse als gesunden Snack zur Verfügung. Das Landwirtschaftsministerium veröffentlicht dafür jedes Jahr eine Ausschreibung, um entsprechende Lieferanten zu finden. Doch die Luxemburger Umweltschutzorganisation „Mouvement écologique“ („Méco“) kritisiert die derzeitige Ausschreibung der Regierung am Dienstag in einer Stellungnahme – und nennt das Gesuch einen „Flopp“.

Laut der Organisation sind die Kriterien des Landwirtschaftsministeriums nicht streng genug, unter anderem was die Regionalität, die Qualität oder die Anbaumethode betrifft. Bereits im vergangenen Jahr kritisierte „Méco“ die Ausschreibung der Regierung – seitdem habe sich nichts getan. „Generelle grundsätzliche Kriterien aus ökologischer Sicht betreffend den Obst-Anbau sucht man in der Ausschreibung weiterhin vergebens (abgesehen von einem Mindestanteil von fünf Prozent an Bio-Obst und Fairtrade-Bananen)“, heißt es in der Stellungnahme.

Regionalität, Qualität und Anbaumethode

Das „Méco“ bemängelt zudem in der Stellungnahme, dass es in der Ausschreibung keine Vorgaben gebe, was den zulässigen Pestizideinsatz betrifft. „Gerade im Obstbau aber werden erhebliche Mengen an Pestiziden eingesetzt.“ Ein weiterer Punkt, der laut „Méco“ zu kurz kommt, ist die Regionalität der Produkte, die an die Luxemburger Schulen geliefert werden sollen. Weder gebe es Vorgaben, dass bestimmte Produkte aus regionalem Anbau stammen müssen, noch werde es kleineren Produzenten erleichtert, sich an der Ausschreibung zu beteiligen. „So muss ein einzelner Anbieter alle (über 300!) Grundschulen beliefern“, heißt es in dem Schreiben des „Méco“.

Als Vorbild nennt die Umweltschutzorganisation in ihrer Stellungnahme beispielsweise die rheinland-pfälzische Ausschreibung für Schulobst in Deutschland. Dort werde es durch eine Aufteilung in 139 „Lose“, die etwa der Belieferung von 10 bis 20 Schulen oder Kitas entspricht, kleineren regionalen Lieferanten leichter gemacht, sich an der Ausschreibung zu beteiligen. In Luxemburg gibt es weit weniger Lose – nämlich fünf Stück.

Kriterien werden unterschiedlich stark bewertet

Ein weiterer Kritikpunkt ist laut „Méco“ die Punkteverteilung, die bei der Ausschreibung entscheiden soll, wer den Auftrag letztendlich übernehmen darf. Je nachdem, inwieweit die Bewerber bestimmte Kriterien erfüllen, erhalten sie entsprechende Punkte. „Dabei erhält man bei dem einen Los direkt 150 Punkte von 200 Punkten, wenn man das billigste Angebot einreicht“, schreibt die Organisation in der Stellungnahme. „Für Bioprodukte werden maximal lediglich 20 oder aber 25 Punkte erteilt.“

Tatsächlich könnten die Kriterien in Ausschreibung des Landwirtschaftsministeriums an einigen Stellen den Eindruck erwecken, dass sie nicht ganz so leicht zu erfüllen sind. Zum Beispiel bei der Größe der Früchte ist die Ausschreibung ziemlich genau: Äpfel dürfen einen Durchmesser von 65 bis 77 Millimeter haben und es dürfe sich dabei auch nur um bestimmte Sorten handeln. Darunter finden sich in der Ausschreibung bei den Äpfeln die Sorten „Jonagold“, „Gala“ oder „Golden“, bei den Birnen die Sorte „Conférence“. Zumindest bei den besagten Apfelsorten handelt es sich aber nicht um regionale Apfelsorten oder Luxemburger Produkte – „Jonagold“ ist beispielsweise eine der sechs am häufigsten angebauten Apfelsorten weltweit und kann demnach problemlos importiert werden.

Baut Luxemburg genügend eigenes Obst an?

Laut der Luxemburger Zeitung woxx werden für das Schuljahr 2020/21 etwas weniger als 363 Tonnen Äpfel, Bananen, Clementinen, Birnen, Nektarinen, Pfirsiche, Aprikosen und Pflaumen gefordert. Im vergangenen Jahr seien es noch 573 Tonnen gewesen. Im Großherzogtum selbst wurden laut der Luxemburger Statistikbehörde Statec im Jahr 2019 rund 2.377 Tonnen Obst geerntet, darunter waren 1.932 Tonnen Äpfel. 34,1 Tonnen Äpfel werden laut woxx für das Schulobstprogramm gebraucht. Eine große Menge an regionalem Obst aus Luxemburg wäre also durchaus vorhanden.

Kofinanziert wird das Schulobst-Projekt mit Mitteln der Europäischen Union (EU). Laut dem EU-Beschluss im März über die Beihilfen für Schulobst und -gemüse an die Mitgliedstaaten gehen von den insgesamt etwa 145 Millionen Euro für das Schuljahr 2020/21 genau 333.895 Euro an Luxemburg.