GolfAbschlag ins Profigeschäft: Charles Weis spricht über seine Vergangenheit – und seine Pläne

Golf / Abschlag ins Profigeschäft: Charles Weis spricht über seine Vergangenheit – und seine Pläne
Charles Weis studiert mittlerweile in Aix-en-Provence und konzentriert sich dort auch auf seine sportliche Karriere Fotos: Editpress/Didier Sylvestre

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Charles Weis will 2023 als Übergangsjahr nutzen – um danach den Sprung ins Profitum zu schaffen. Der 21-jährige Golfer studiert mittlerweile in Aix-en-Provence und konzentriert sich dort auch auf seine sportliche Karriere. Im Gespräch mit dem Tageblatt lässt er die vergangenen Jahre Revue passieren und erklärt, warum ihm aus Luxemburg die Unterstützung fehlt. 

Keine Turniere, kaum Trainingseinheiten und kaum Fortschritte in der sportlichen Entwicklung: Für Golfer Charles Weis sahen die Corona-Jahre kaum anders als bei anderen Sportlern aus. Doch der 21-Jährige versuchte, die Zeit in der Pandemie positiv zu gestalten. „Um ehrlich zu sein, habe ich mit 17 oder 18 Jahren, als ich noch in Luxemburg lebte, das Gefühl gehabt, schlechter zu werden“, sagt Weis, der die Pandemie nutzte, um einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen. Er zog nach seinem Schulabschluss im Frühjahr 2020 nach Aix-en-Provence, wo er sein Wirtschaftsstudium begann. „Ich konnte von null anfangen und habe im Vergleich zu anderen nicht viel verloren. Ich habe das als Neustart angesehen.“ 

In Südfrankreich lernte Weis mit Loïc Reyno einen neuen Coach kennen, der ihn fortan gemeinsam mit Harry Goerke aus Luxemburg betreut. „Das hat mir sehr geholfen, weil ich in einer schlechten Phase war. Er hat neue Ideen reingebracht und mein Spiel aufgefrischt“, sagte der junge Sportler. 2021 begann er seine Saison dann spät, vieles war wegen der Pandemie noch unklar. „Mein Spiel war am Anfang sehr mittelmäßig, wurde aber von Woche zu Woche besser. Ich gewann die luxemburgischen Meisterschaften mit 14 Schlägen Abstand.“ Weis konnte folglich „international ein paar gute Resultate machen. Es war nicht bombastisch, aber solide.“ 

Erste Weltranglisten-Punkte

Passend für Weis ist, dass seine Semester an der Universität von September bis Dezember und Januar bis April andauern. Danach hat er vier Monate Sommerferien, in denen er sich voll auf den Sport konzentrieren kann. 2022 begann er seine Saison im Februar mit einem 40. Platz bei einem Amateur-Turnier in Portugal. Weiteres Selbstvertrauen tankte er mit starken Leistungen in seinem Club, dem Golfclub Rheinhessen Hofgut Wißberg e.V., mit dem er in der 2. Bundesliga spielt. An fünf Spieltagen war er gleich dreimal der beste Spieler des Teams, in der deutschen Rangliste schaffte er es damit auf Platz 85. 

Wenn ich vorne in der Welt mitspiele, werde ich automatisch am Ryder Cup teilnehmen. Das ist mein Traum und deswegen stehe ich jeden morgen auf und trainiere.

Charles Weis

Im vergangenen Sommer nahm der Luxemburger dann an der Europameisterschaft der Amateure teil – ein Turnier, das zu den drei größten Wettbewerben außerhalb der Profiturniere zählt. „Ich habe den Cut geschafft“, erzählt er. „Damit hatte ich nicht gerechnet. Leider habe ich mir eine Lebensmittelvergiftung zugezogen, die Kraft ging komplett aus. Ich wurde 66., damit war ich aber zufrieden.“ Mit einem 15. Platz bei den Luxembourg International Amateur 2022 in Canach, einem achten Platz bei den Belgian International Amateur Championships 2022 und einem 76. Platz bei der WM für Luxemburg tankte Weis weiteres Selbstvertrauen. 

Einen Meilenstein erreichte er dann Ende September, als er bei einem Challenger-Turnier, das mit 300.000 Dollar Preisgeld dotiert war, den Cut machte. Damit sammelte er erste Weltranglisten-Punkte bei den Profis und wird seitdem dort gelistet. „Bei meinem ersten Profi-Turnier habe ich gleich meine ersten Punkte in der Rangliste bekommen, obwohl ich noch Amateur bin“, sagt Weis. „Es fehlt mir noch an Erfahrung, es gibt noch viel Luft nach oben. Aber das hat mir sehr gutgetan“.

Übergangsjahr 2023 

Weis, der im April dieses Jahres seinen Bachelor-Abschluss machen wird, will danach den Sprung ins Profigeschäft schaffen. „Das ist, was ich 2023 anstreben möchte. Wegen der Uni kann ich noch keine volle Saison spielen. Deswegen werde ich dieses Jahr als Übergangsjahr ansehen. Ich will mich optimal vorbereiten, um im September als Profi einzusteigen.“ Dann wäre der COSL-Promotionssportler 22 Jahre alt – und noch jung genug, um als Profi durchzustarten. „Das Durchschnittsalter, mit dem man es auf die Tour schafft, ist 25. Ich habe Zeit, das Alter spielt keine Rolle und das nimmt mir den Druck. Ich weiß, dass nur wenige es schaffen, vom Sport zu leben, aber ich bin mir sicher, dass ich es schaffen kann.“

Charles Weis will 2023 als Übergangsjahr nutzen – um dann den Sprung zu den Profis zu schaffen
Charles Weis will 2023 als Übergangsjahr nutzen – um dann den Sprung zu den Profis zu schaffen

Wenn es nicht mit dem Profitum klappt, erklärt Weis, habe er durch sein dann abgeschlossenes Studium immer noch einen Plan B in der Hand. Aktuell will er sich aber auf den Sport konzentrieren. „Mein Traum ist es, dass ich der Beste in meinem Sport werden will. Sonst würde ich es nicht machen. Wenn ich vorne in der Welt mitspiele, werde ich automatisch am Ryder Cup teilnehmen. Das ist mein Traum und deswegen stehe ich jeden morgen auf und trainiere.“

Mangelnde Unterstützung

Weis glaubt an seinen Traum und an seine Fähigkeiten. Enttäuscht ist er jedoch über die Unterstützung, die er aus dem Großherzogtum erhält. „In Luxemburg wurde noch nicht erkannt, was Golf für Möglichkeiten hat. Es gehört zu den Sportarten, die weltweit am meisten geschaut werden. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich in Luxemburg vergessen werde. Sie sagen zwar, dass sie mich unterstützen, aber das fühle ich nicht wirklich.“ 

Während einige Sportverbände der nationalen Presse die Ergebnisse ihrer Schützlinge am Wochenende durchgeben, herrscht beim Golfverband Stille. „Medientechnisch ist das einfach keine gute Arbeit. Ich habe Resultate erreicht, die in Luxemburg noch nie jemand geschafft hat. Aber es bekommt keiner mit. Das finde ich sehr schade. Ich will auch keine anderen Sportarten angreifen, aber wenn ich teilweise lese, was hochgepuscht wird – und dann stehe ich da –, das macht mich traurig.“

Seit drei Jahren geht Weis unabhängig vom Verband seinen eigenen Weg. Unterstützung erhält er weiterhin vom COSL und vor allem von seinen Sponsoren, ohne die es nicht möglich wäre, seinem Traum nachzugehen. „Als ich jünger war, hat mich die Situation belastet. Mittlerweile kann ich damit umgehen. Ich will mich nun voll auf mich konzentrieren.“