Montag10. November 2025

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Zwischen Damaskus und Luxemburg

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Eine junge syrische Frau und ihr 15-jähriger Bruder leben bei einem luxemburgischen Ehepaar. Die Familie hat sie bei sich in Luxemburg aufgenommen. Ihre Geschichte.

Guy Breden und Sarah, eine junge syrische Frau, haben sich durch die Initiative „Oppent Haus“ (OH) kennengelernt. In Steinfort können sich interessierte Bürger darüber informieren, wie sie einen Flüchtling bei sich aufnehmen. Der Luxemburger und die Syrerin erzählen ihre Geschichte.

„Oppent Haus“
Die Initiative „Oppent Haus“ (OH) lud am Mittwoch ins Steinforter „Centre culturel Al Schmelz“. Ein Dutzend Bürger erschienen bei der Veranstaltung, um sich über die nötigen Schritte zur Aufnahme eines Flüchtlings zu informieren. Frédérique Buck, Pascal Clement und Marianne Donven gründeten „Open Home“ im Oktober 2016. Die Initiative bietet Antworten zu administrativen Fragen für die Aufnahme von Flüchtlingen bei sich zu Hause an und dient als Plattform zur Kontaktaufnahme von Luxemburgern mit Geflüchteten.
Bereits 38 Menschen konnten durch OH ein neues Zuhause bekommen. Mehr Informationen sind auf Facebook unter „oppenthaus“ zu finden oder unter der Mailadresse [email protected].

Guy Breden ist Informatiker und arbeitet bei der Stadt Luxemburg. Seine Frau ist Lehrerin. Die Familie Breden hat sich entschieden, zu helfen. Immer diese schrecklichen Bilder in den Nachrichten. Besonders die Kinder, meint Guy. Seine Frau wollte eine junge Geflüchtete bei sich zu Hause aufnehmen. „Dann kam Sarah. Wir wussten bereits nach wenigen Minuten, dass es klappt, und haben zugesagt“, erzählt Guy Breden. Doch es kam anders. Denn Sarah hat einen Bruder, Nour. Der 15-Jährige lebte zu dem Zeitpunkt noch im Foyer. Er sollte anfangs nur am Wochenende zu Besuch sein. Schlussendlich entschieden sich die beiden, den Jungen ganz aufzunehmen. „Nour ist ein intelligenter junger Mann, aber in der Schule war er unterfordert. Wegen Sprachproblemen wurde er in eine ‚Modulaire‘-Klasse gesetzt. Er ging während seiner Zeit im Foyer bis spät in die Nacht aus, obwohl er erst 15 Jahre alt war. Dadurch konnte er sich nicht aufs Lernen konzentrieren“, erklärt Guy.

Mittlerweile besucht der junge Syrer eine 4e. Laut Guy Breden klappt alles bestens in der Schule. Nour will später mal etwas mit Informatik oder mit Betriebswirtschaft machen. „In der ersten Zeit war es noch etwas schwierig mit Nour. Er ist ein richtiger Händler“, sagt Guy lächelnd. Der Junge verhandelte gerne über alles, erzählt er. Sarah fühlt sich zuständig für ihren jüngeren Bruder. Sie wollte, dass er gut lernt in der Schule. Als sie erfuhr, dass Frau Breden Lehrerin sei, gefiel ihr das sofort. Bildung ist ihr wichtig. Die junge Frau aus Syrien spricht bereits Französisch und sehr gut Englisch. Auch bei ihr läuft es gut in der Schule. Ihr nächstes großes Ziel ist es, Luxemburgisch zu lernen. Auch das sei hier wichtig, meint Guy. Sarah stimmt dem zu. Sie wirkt selbstbewusst und entschlossen. Es ist ihr anzumerken, dass sie Pläne für ihre Zukunft hat.

Mutter ist in Syrien

Guy Breden ist sehr zufrieden mit den beiden. Sie wirken wie eine glückliche Familie. Doch Sarah und Nour haben natürlich noch eine Familie in Syrien. „Sie skypen regelmäßig mit ihrer Mutter. Auch wir haben schon mit ihr geredet“, so Guy. Als die Bredens Nour bei sich aufnehmen wollten, gab es zuvor ein paar administrative Hürden zu meistern. Denn Nour ist noch minderjährig. Erst nach einem Brief der Mutter aus Syrien klappte alles.

Die Mutter kann wohl nicht so schnell nach Luxemburg kommen. Die Familienzusammenführung gestaltet sich in dieser Situation schwieriger, sagt Sarah. Meistens würden Eltern ihre Kinder zu sich holen und nicht umgekehrt. „Meine Mutter hat uns auf den Weg geschickt, weil es gefährlich in Syrien war“, erklärt Sarah mit ernstem Blick.

In dem Haus der Bredens ist die Situation in Syrien ein Dauerthema. „Wir diskutieren sehr oft über das, was wir in den Nachrichten sehen. Und dabei haben wir sehr viel über das Land gelernt“, sagt Guy.

Kennengelernt haben sich die Bredens und Sarah über die Initiative „Oppent Haus“.