UmweltministeriumEin Plan für mehr Naturschutz in Luxemburg

Umweltministerium / Ein Plan für mehr Naturschutz in Luxemburg
Vielen Arten in Luxemburg geht es nicht gut Foto: Editpress-Archiv/Julien Garroy

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Das Umweltministerium hat am Donnerstag den dritten Naturschutzplan (PNPN3) vorgestellt. „Es geht um nichts weniger, als unsere Lebensgrundlage zu schützen“, sagte Ministerin Joëlle Welfring. „Dies ist wissenschaftlichen Studien zufolge eine absolute Notwendigkeit.“

Neben Welfring standen am Donnerstag zahlreiche Vertreter ihres Ministeriums sowie eingeladene Gäste den Journalisten Rede und Antwort. Der dritte Naturschutzplan wurde vorgestellt und es wurden Schlussfolgerungen aus dem Vorgängerplan gezogen.

Es geht um den Schutz unserer Lebensgrundlage, betonte Umweltministerin Joëlle Welfring
Es geht um den Schutz unserer Lebensgrundlage, betonte Umweltministerin Joëlle Welfring Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Der Natur in Luxemburg, aber auch weltweit, gehe es nicht gut, so die grüne Ministerin. 50 Prozent der Lebensräume in Luxemburg sind in einem schlechten Zustand. Dies sei teils auf das Verbauen unserer Flächen zurückzuführen. Jedes Jahr würden Flächen, die 244 Fußballplätzen entsprechen, hierzulande versiegelt werden. „Luxemburg ist zudem eines der am meisten zersiedelten europäischen Länder“, sagt Welfring. Hier lautet das Ziel, diese Lebensräume wieder zusammenzuführen. Dies sind nur einige der Ursachen für den schlechten Zustand der Lebensräume. Vielen Arten geht es nicht gut. Beim Feldhuhn hat Luxemburg bereits eine Ermahnung von der EU-Kommission bekommen, die den Schutz dieser kleinen Bestände vor dem Aussterben fordert. Hier müsse man nun schnell sehr aktiv werden, betont die Ministerin.

Luxemburg ist eines der am meisten zersiedelten europäischen Länder

Joëlle Welfring, Umweltministerin

Welfring erläutert einige Punkte zur Bilanz des zweiten Naturschutzplans, die zusammen mit dem Fachgremium „Observatoire de l’environnement naturel“ erstellt wurde. Positiv sei gewesen, dass sich einige Arten ein wenig erholt haben. Allerdings müsse man noch Anstrengungen unternehmen, um Lebensräume wiederherzustellen und bestimmte Arten besser zu schützen. Eine Empfehlung lautet, die Mittel zu erhöhen, sowohl finanziell als auch personell, um die Empfehlungen des zweiten Plans umsetzen zu können. „Wir haben mit dem neuen Plan versucht, all diesen Empfehlungen Rechnung zu tragen“, sagt Welfring. Grundlage für die Naturschutzpläne ist das Naturschutzgesetz. Vorlage ist die Biodiversitätsstrategie bis 2030, die besagt, dass Luxemburg 20 Prozent seiner Fläche schützen muss.

Kohärentes Netzwerk statt Schutzglocke

Vor dem Erstellen des neuen Plans wurde ein Workshop organisiert und eine öffentliche Konsultation eingeleitet. Bei Letzterer wurden 254 Bemerkungen eingereicht worden, von denen zwei Drittel direkt in den Plan eingefügt wurden.

Die Natur soll wieder zurück in die Dörfer kommen, Bäume sollen im Sommer Schatten und Feuchtigkeit spenden und bei starkem Regen einen Schutz gegen Hochwasser bieten können

Gilles Biver, Erster Berater des Umweltministeriums

Gilles Biver, Erster Berater des Umweltministeriums, erklärte, der dritte Naturschutzplan setze seine Ziele bis ins Jahr 2030 und werde über diese Laufzeit mit 790 Millionen Euro finanziert. Wie ein roter Faden würden folgende Elemente immer wieder im Plan auftauchen: „Die Natur soll wieder zurück in die Dörfer kommen, Bäume sollen im Sommer Schatten und Feuchtigkeit spenden und bei starkem Regen einen Schutz gegen Hochwasser bieten können.“ Biver spricht von einer Win-win-Situation.

Zahlreiche Vertreter des Umweltministeriums stellten mit der Unterstützung eingeladener Gäste den dritten Naturschutzplan vor
Zahlreiche Vertreter des Umweltministeriums stellten mit der Unterstützung eingeladener Gäste den dritten Naturschutzplan vor Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Der Plan ist demnach in vier Bereiche eingeteilt: der Schutz, die Wiederherstellung, die Kooperation zwischen den Akteuren und das internationale Engagement. Beim Schutz gehe es nicht darum, eine Schutzglocke über uns zu hängen, sondern ein kohärentes Netzwerk zu schaffen, damit die Tierarten migrieren können und dabei Schutz finden, erklärt Biver. In den vergangenen Jahren wurde festgestellt, dass es der Biodiversität innerhalb der Schutzgebiete besser geht als außerhalb. Ziel ist es, 30 Prozent als Schutzgebietsnetzwerk zu erreichen. Das Natura-2000-Netzwerk macht den Großteil der hiesigen Schutzgebiete aus und erreicht heute bereits 27,8 Prozent. Die angepeilten 30 Prozent sind nicht mehr so weit entfernt. Die Strategie sieht zudem vor, ein Drittel dieser Fläche noch strikter zu schützen, so Biver. Hier sei es wichtig, dies mit dem Vorhaben der CO₂-Speicherung zu verbinden. Der Fokus liegt demnach auf jenen Ökosystemen, die das Karbon speichern, nämlich die Wälder.

DOWNLOAD Den Naturschutzplan kann man hier als PDF herunterladen. Hier gibt es weitere Informationen.

Vor dem Aussterben gerettet

Der zweite Teil des Naturschutzplans soll die Wiederherstellung der am meisten degradierten Lebensräume und Ökosysteme sichern. Biver nennt das Beispiel des Heckenfroschs, der durch gezielte Maßnahmen vor dem Aussterben gerettet werden konnte, wenngleich die Anzahl der Tiere immer noch niedrig und die Art weiter gefährdet sei. Auch der urbane Raum sei von der Wiederherstellung betroffen. Der Lebensraum der Menschen müsse begrünt werden, so Biver. Dies verbessere auch die Lebensqualität der Menschen durch kühlere Temperaturen im Sommer, weniger Hochwassergefahr und eine bessere Luftqualität.

Für Doris Bauer vom Gemeindesyndikat SIAS ist der Naturschutzplan eine wichtige Leitlinie. Das Syndikat betreibt biologische Stationen und zieht sich im Osten des Landes über 22 Gemeinden. Ein Beispiel zur Wiederherstellung des Naturschutzes sind die „Bongerten“. Dort stehen alte Obstbäume, die gepflegt werden müssen. Sie bieten einen wichtigen Lebensraum für viele Tierarten. 460 verschiedene Obstsorten zählt Bauer in den „Bongerten“.

Als kleines Land können wir mehr zum Naturschutz beitragen, als nur die hiesigen Flächen zu schützen

Gilles Biver, Erster Berater des Umweltministeriums

Die Kooperation zwischen den Akteuren ist der dritte Teil des Plans. Naturschutz alleine durch das Umweltministerium und dessen Verwaltungen reiche nicht aus, ist Biver überzeugt. Viele verschiedene Akteure wie Gemeinden, Privatfirmen oder Bauern müssen ins Boot genommen werden. Als Beispiel stellt Claude Thiry, Landwirt der „Laiterie Thiry“, seinen Familienbetrieb sowie die Zusammenarbeit mit anderen Akteuren vor. Die Milchprodukte seien naturbelassen und ohne chemische Zusatzstoffe. Er verzichte bewusst auf die Auszeichnung „Bio“, weil er dadurch seine eigenen Produkte nicht mehr selber vermarkten könne. Die großen Molkereien, die diese Produkte abnehmen, würden dies so vorschreiben.

Der vierte Bereich des Plans ist das internationale Engagement. „Als kleines Land können wir mehr zum Naturschutz beitragen, als nur die hiesigen Flächen zu schützen“, sagt Biver. Das seien internationale Abkommen und Kooperationen im Bereich des Naturschutzes. Insbesondere im Kampf gegen die Abholzung der Wälder sei Luxemburg stark engagiert, so der Berater des Umweltministeriums. Wälder seien zudem ein wichtiger Karbonspeicher. Auch im Bereich der Meere engagiere sich das Großherzogtum, wobei es selber ja keinen Zugang zum Meer hat. In Bezug auf die Fischerei könne sich Luxemburg vielleicht gerade deshalb etwas weiter aus dem Fenster lehnen als andere Länder, so Biver.

MarcL
3. Februar 2023 - 12.57

Bleibt zu hoffen, dass der vom Landwirtschaftsminister unterstützte Vorstoss die nationale Agrarpolitik unabhängiger von europäischen Gremien zu machen kohärent mit den Bestrebungen unseres Umweltministeriums ist.

Beobachter
3. Februar 2023 - 11.31

Ein Plan ist immer gut. Doch ich sehe nur Abholzung und Flächenversiegelung, immer mehr.