Freitag31. Oktober 2025

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Spur nach Luxemburg

Spur nach Luxemburg
(AFP)

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Der Gründer des Implantate-Herstellers PIP hat seine Geschäfte über Briefkastenfirmen in Luxemburg getätigt. Doch es geht noch tiefer.

Die Gesellschaft Poly Implants Mammaires PIP vom Firmenchef Jean-Claude Mas ist insolvent. Wo aber schaffte Mas das ganze Geld, das er unter anderem durch seine gefährlichen Brustimplantate verdiente, hin?

Ein komplexes Netzwerk an Firmen und Briefkastengesellschaften, die aus Luxemburg operiert haben, verbergen sich hinter der Maske von PIP. Diese undurchsichtigen Finanzierungen erschweren den Werdegang des Kapitals. Auch kamen drei Strohmänner von Jean-Claude Mas zwischen 2007 und 2011 auf dubiose Weise ums Leben.

Briefkastenfirmen in Luxemburg

PIP wurde 1991 im französischen Var gegründet. Sieben Jahre später stand die Gesellschaft unter der Kontrolle von zwei Briefkastenfirmen in Luxemburg: Milo Finance und Penny Holding. Die Verwalter der beiden Firmen sind Sereyjol-Garros und Fabio Pezzera, die daneben noch andere Gesellschaften leiteten, die mit jenen Briefkastenfirmen in Luxemburg verknüpft waren.

Ein US-amerikanischer Pensionsfonds, Gem, schloss sich 2003 mit der luxemburgischen Briefkastenfirma Milo Finance zu einer Holding in den USA zusammen, um PIP an die Börse zu bringen. Der nicht ganz legale Werdegang wurde vom französischen Bankier Fabrice Viguier organisiert. 2005 flog der Deal auf, weil angeblich der Hauptaktionär Sereyjol-Garros Informationen preisgab. Fabrice Viguier war Vorsitzender des Gem-Fonds in Frankreich und versuchte nach dem aufgeflogenen Deal, gegen den Willen von Mas, Vermögensanteile an Gem zu übertragen. PIP muss die Gesellschaftsform ändern und Mas wird als Firmenchef abgesetzt. 2011 kam Viguier bei einem Motorradunfall ums Leben.

Die Strohmänner

Bereits 2007 kam es in einer Wohnung im Zentrum von Luxemburg-Stadt zu mysteriösen Todesfällen. Fabio Pezzera starb im Mai 2007 an einer Überdosis. Er wurde in der gleichen Wohnung in Luxemburg-Stadt tot aufgefunden, in welcher sich einige Monate zuvor Alain Sereyjol-Garros aus dem Fenster gestürzt hatte. Da keine Spuren von Einbruch oder Diebstahl vorhanden waren, kam es auch zu keiner polizeilichen Untersuchung.

Einige Wochen nach dem Tod der zwei Teilhaber wurden sie – so wurde es in den Statuten markiert – entlassen. Dennoch wurden die beiden Strohmänner nicht aus dem Luxemburger Handelsregister entfernt. Später löste der Staatsanwalt in Luxemburg die beiden Briefkastenfirmen auf. Diese hatten weder ihren Hauptsitz, noch irgendwelche Konten in Luxemburg.

Steuerberater in Luxemburg

Alain Sereyjol-Garros war französischer Jurist. Seine Rolle als Strohmann für Mas bestand darin, den Firmenchef von PIP mit Anteilen bei mehreren Briefkastenfirmen einzubringen. Er selber war Hauptaktionär. Nach seiner Karriere als französischer Jurist, wurde Sereyjol-Garros in Luxemburg zum Steuerberater umorientiert.

Die etlichen Verstrickungen mehrerer Gesellschaften mit dubiosen Briefkastenfirmen und drei toten Hauptakteure, machen es nicht besonders leicht, aufzuklären, wo das Kapital von Jean-Claude Mas eigentlich steckt. Dies soll nun der Prozess gegen den ehemaligen Firmenchef der umstrittenen Brustimplantate klären.