Der wichtigste Literaturpreis der Welt ist mit umgerechnet 930.000 Euro (8 Millionen Schwedischen Kronen) dotiert und geht dieses Jahr an den chinesischen Schriftsteller Mo Yan. Zur Begründung hieß es, Mo Yan habe „mit halluzinatorischem Realismus Märchen, Geschichte und Gegenwart vereint“. Der Sprecher der Jury, Peter Englund, sagte im Rundfunksender SR: „Wir haben es mit einer einzigartigen Autorenschaft zu tun. Sie hat uns einen einzigartigen Einblick in ein einzigartiges Milieu verschafft.“
" class="infobox_img" />Der Nobelpreis für Literatur geht in diesem Jahr an Mo Yan (57) aus China.
Mo Yan sei eine „Mischung aus Faulkner, Charles Dickens und Rabelais“. Er schildere eine dörfliche Welt in einem Teil Chinas, der den meisten anderen fremd sei. „Mo Yan ist nicht als Intellektueller dort hinabgestiegen, sondern er ist selbst ein Teil davon“, sagte Englund.
Der 57-jährige Mo Yan ist einer der erfolgreichsten zeitgenössischen Schriftsteller Chinas. Im Westen wurde Mo Yan mit seinem Buch „Rotes Kornfeld“ (1987) bekannt, das der berühmte Regisseur Zhang Yimou verfilmte. Er ist ein Geschichtenerzähler – inspiriert von den Erzählungen der Bauern in seinem Heimatdorf Gaomi (Provinz Shandong) in Ostchina. Das arme Dorf ist bis heute seine literarische Heimat, auch wenn Mo Yan schon lange in Peking lebt.
Armut und Klassenkampf
Am 17. Februar 1955 als Guan Moye geboren, ist der Schriftsteller in Armut und Klassenkampf aufgewachsen. Er konnte nur fünf Jahre zur Schule gehen. Mit 20 Jahren trat er der Volksbefreiungsarmee bei, wo er als Bibliothekar arbeitete und sein schriftstellerisches Werk begann. Das Chaos der Kulturrevolution (1966-76) prägte Mo Yan.
Viele seiner Bücher sind in andere Sprachen übersetzt worden, was die internationale Aufmerksamkeit für Mo Yan erklärt. Bekannte Werke sind auch „Die Knoblauchrevolte“ (1989), „Die Schnapsstadt“ (1993) oder „Große Brüste und breite Hüften“ (1996). Sein Buch „Wa“ (übersetzt: Frosch) von 2009 beschäftigt sich mit der kontroversen chinesischen Ein-Kind-Politik.
In China etabliert
Anders als der erste aus China stammende und Frankreich zugeordnete Literatur-Nobelpreisträger Gao Xingjian (2000), der in Paris lebt, oder der häufig als Kandidat genannte Bei Dao, der sich aus dem Exil heraus kritisch mit dem chinesischen Regime auseinandersetzte, ist Mo Yan ein in China etablierter Schriftsteller. Als Mitglied der offiziellen Delegation Chinas bei dem umstrittenen Gastlandauftritt auf der Frankfurter Buchmesse 2009 musste sich Mo Yan gegen Vorwürfe wehren, nicht genug Distanz zum System zu wahren.
Die Nobelpreise werden traditionsgemäß am 10. Dezember überreicht, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel. Im vergangenen Jahr hatte der schwedische Lyriker Tomas Tranströmer die Auszeichnung erhalten.
De Maart

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