Das Rätsel um den EHEC-Keim

Das Rätsel um den EHEC-Keim
(dpa)

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Der Darmkeim EHEC stellt Forscher weiter vor Rätsel: Wie lässt er sich am besten behandeln? Woher kommt er? Dennoch sind Forscher zuversichtlich, eine Therapie zu finden.

Für manche EHEC-Patienten ist es ein Wettlauf mit der Zeit. Seit die Eigenschaften des gefährlichen Darmkeims entschlüsselt sind, konzentrieren sich Mediziner auf neue Therapien. Trotz erster Erfolge bleibt weiterhin unklar, wo der Infektionsherd ist. Immerhin ist ein erster echter Erfolg im Kampf gegen den tödlichen Keim gelungen: Forscher aus Münster sowie aus Hamburg und China haben das Erbgut des Bakteriums entziffert.

Beim EHEC-Erreger handelt es sich um ein Bakterium des Typs „O“, das sonst sehr rar ist. Als besondere Eigenschaft hat dieser Stamm eine sehr starke Widerstandskraft, so eine verantwortliche Mikrobiologin beim Staatlichen Labor in Luxemburg gegenüber Tageblatt.lu. Sie konnte uns allerdings nicht bestätigen, dass es sich beim EHEC-Erreger um den Austausch von Teilen des genetischen Materials handele. Allgemein sei die Vermischung von Bakterien aber keine Hexerei, da es sich um lebende Organismen handele, die sich ständig austauschen und dabei ihre Eigenschaften ändern können, so die Mikrobiologin. In diesem Sinne sei also auch sei nicht ausgeschlossen, dass sich der Stamm weiter verändere.

Antikörper-Therapie

Bei schwer erkrankten EHEC-Patienten setzen Ärzte große Hoffnungen in eine neue Antikörper-Therapie – doch wie wirksam diese ist, bleibt ungewiss. „Wir haben bisher kein eindeutiges Bild“, sagte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie, Prof. Reinhard Brunkhorst in Hamburg. Weder zu positiven Effekten, noch zu Nebenwirkungen. Meist behandeln Mediziner HUS-Patienten mit einer sogenannten Plasmapherese – also dem Austausch des Blutplasmas. Damit sollen giftige und entzündliche Stoffe entfernt werden, sagte Prof. Hermann von der Medizinischen Hochschule Hannover. „Manche Patienten sprechen darauf an, manche Patienten sprechen verzögert darauf an, manche Patienten sprechen nicht darauf an.“

Das hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) ist eine besonders schwere Verlaufsform der Infektion mit dem EHEC-Erreger. Es kann zu Nieren- und Hirnschäden führen. Bessere sich der Zustand eines Schwerkranken mit der Plasmapherese nicht, bekomme er den Antikörper Eculizumab, sagte Prof. Ulrich Kunzendorf von der Universität Kiel. Werde der Gesundheitszustand dann immer noch nicht besser, bekomme der Patient sowohl Plasmapherese als auch den Antikörper.

Effektivität

Bisher könne die Effektivität der Antikörper-Therapie aber nicht beurteilt werden, sagten Mediziner aus Kiel, Hamburg und Hannover übereinstimmend. „Es mag eine Tendenz zur Besserung geben unter dem Antikörper“, sagte Kunzendorf. „Aber dass ganz schnell innerhalb von wenigen Tagen alle Patienten geheilt sind, das ist sicher nicht so.“ Die Deutsche Gesellschaft für Infektiologie wies darauf hin, dass der Einsatz von Antibiotika in bestimmten Situationen bei Patienten mit EHEC-Infektion und Komplikationen wie HUS medizinisch angebracht sein könne. „Insbesondere bei bereits eingetretenem HUS gibt es keine präklinischen und klinischen Daten, die eine Verschlechterung des Krankheitsbildes durch eine notwendige Antibiotikatherapie zeigen oder vermuten lassen.“