Afrika bleibt Krisenkontinent

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Krisen und Konflikte in Afrika werden auch 2014 die Vereinten Nationen und die Ex-Kolonialmacht Frankreich beschäftigen. Paris fordert von den Europäern mehr Engagement.

Afrikas Führer lieben den Slogan „Afrikanische Lösungen für afrikanische Probleme“. Auch auf der 50-Jahr-Feier der Afrikanischen Union (AU) im Mai wurde immer wieder der Wille zu wirklicher Unabhängigkeit und Selbstbestimmung auf dem Kontinent betont. Aber Bürgerkriege in Mali und in der Zentralafrikanischen Republik konfrontierten Afrika sehr schnell mit der Realität. Nur dank des Eingreifens französischer Truppen konnte Mali stabilisiert werden; auch in Zentralafrika konzentrieren sich alle Hoffnungen auf die ehemalige Kolonialmacht.

Paris hat in den vergangenen Jahren schon mehrfach bewiesen, dass es Chaos und endloses Blutvergießen in Afrika verhindern will – nun aber verlangt Frankreichs Präsident François Hollande mehr Einsatz der europäischen Partner auf dem Krisenkontinent, zumindest finanziell. Denn auch 2014 sind die Perspektiven für Afrika düster. Zwar frohlocken Weltbank und manche Ökonomen über Stabilisierung, starkes Wirtschaftswachstum und neue Mittelklasse in Afrika. Auch ist die Zahl demokratischer Staaten gewachsen.

Export von Rohstoffen

Aber der Boom basiert oft nur auf den Export von Rohstoffen. Eine enorm hohe Geburtenrate belastet jede Entwicklung. Schließlich wird in vielen Teilen des Kontinents gekämpft, vielerorts glimmen Krisen, drohen Kämpfe. Berichte aus Somalia oder Nigeria signalisieren auch, dass angesichts Afrikas Leiden der Strom von Flüchtlingen nach Europa anhalten wird.

Kaum ein Monat war 2013 ohne neue Schreckensmeldungen. Kurz vor Weihnachten macht ein alt bekanntes Krisenland wieder Schlagzeilen: Im erst 2011 nach jahrzehntelangem Blutvergießen unabhängig gewordenen Südsudan brodelt ein Machtkampf zwischen Präsident Salva Kiir und seinem im Juli entlassenen Ex-Vize Riek Machar. Die blutigen Unruhen haben sich von der Hauptstadt Juba auf andere Landesteile ausgeweitet – Experten warnen bereits vor einem neuen Bürgerkrieg, während die gebeutelte Bevölkerung in Panik die Flucht ergreift.

Blutige Massaker

Weitere Brutgebiete für blutige Massaker bleiben Nigeria und Somalia. Zwar bekämpfen die Regierungen in Abuja und Mogadischu die Islamisten der Boko Haram beziehungsweise der Al-Shabaab-Miliz auf heimischem Boden mit recht großem Erfolg. Aber Bombenanschläge sind in beiden Ländern noch immer an der Tagesordnung. 2013 haben die Attacken allein in Nigeria laut UN-Zahlen mehr als 1200 Opfer gefordert – und ein Ende der Extremistengewalt ist nicht in Sicht.

In Ostafrika müssen jetzt auch die Nachbarländer büßen, die zur Bekämpfung der Dschihadisten Soldaten nach Somalia entsandt haben. Viele werten den Anschlag vom September im Westgate-Einkaufszentrum in der kenianischen Hauptstadt Nairobi mit Dutzenden Toten erst als Beginn einer langen Terroroffensive. Tatsächlich kam es Mitte Dezember innerhalb von nur drei Tagen zu drei Granatenattacken.

Terrorattacken erwartet

Angst herrscht auch in Uganda und in Äthiopien, wo die Bevölkerung immer wieder aufgefordert wird, Luxushotels und größere Menschenansammlungen zu meiden. Der äthiopische Geheimdienst warnte, „dass mehrere Terrorattacken in Addis Abeba und anderen Teilen des Landes erwartet werden“. Erst im Oktober war im Zentrum der Hauptstadt ein Selbstmordanschlag missglückt: Zwei somalische Terroristen kamen ums Leben, als eine Bombe vorzeitig explodierte.

Die Augen der Weltöffentlichkeit werden aber wegen des französischen Kampfeinsatzes zunächst auf Zentralafrika gerichtet bleiben. „Das Land entwickelt sich zum Brutplatz für Extremisten und bewaffnete Gruppen“, warnte unlängst UN-Vizegeneralsekretär Jan Eliasson. Der Krisenstaat sei im Begriff „vor unseren Augen in totalem Chaos zu versinken“. Hinzu kommt eine drohende Hungerkrise für mehr als eine Million Menschen. Die französische Offensive in der Ex-Kolonie muss jetzt schnell Wirkung zeigen – denn eine afrikanische Lösung ist derzeit nicht in Sicht.

In Südafrika wird indes der heftigste Wahlkampf seit Ende der Apartheid 1994 erwartet. Die von Skandalen und Korruptionsvorwürfen gebeutelte Regierungspartei ANC von Präsident Jacob Zuma wird aggressiv von dem Links-Populisten Julius Malema herausgefordert. Die oppositionelle Demokratische Allianz fürchtet, dass der ANC gezielt einen gewalttätigen Wahlkampf vorbereite. Auch in Mosambik stehen Wahlen an: blutige Anschläge der Opposition Renamo und ihre Drohungen nach einem „Bürgerkrieg“ sind auch hier beängstigende Vorzeichen.