Kurzsichtig und beschämend

Kurzsichtig und beschämend
(Patrick Pleul/dpa)

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Umgang mit Pflegepersonen

Jeder kann zur Pflegeperson werden, und dies von heute auf morgen. Eine überraschende Erkrankung oder ein Unfall eines Angehörigen reichen aus, um unerwartet zu dessen informellem Betreuer zu werden. Gedanken um die Folgen macht man sich oft erst, wenn man sich in der Situation einer Pflegeperson befindet.

dvalvasori@tageblatt.lu

Dabei sind die Konsequenzen nicht zu unterschätzen, denn die eigene Berufstätigkeit und die Pflege einer nahestehenden Person zu vereinen, kostet sehr viel physische und psychische Kraft. Auch finanzielle Einbußen sind keine Seltenheit, denn Pflegepersonen leiden oftmals unter Überbelastung und müssen ihre Karriereplanung stark revidieren oder ihre berufliche Laufbahn sogar unterbrechen. Beförderungen oder Gehaltserhöhungen rücken in weite Ferne. Umso erstaunlicher ist es, dass die informellen Helfer für die Politik kaum eine Rolle spielen.

Die Pflegepersonen haben nämlich immer noch keinen Rechtsstatus und von einem Gehaltsausgleich kann auch in naher Zukunft nicht ausgegangen werden. Selbst spezielle Urlaubstage für Arbeitnehmer, die einen Angehörigen pflegen, gibt es nicht. Angesichts der Tatsache, dass die Lebenserwartung weiter ansteigt und viele den Wunsch äußern, prinzipiell lieber zu Hause und von Angehörigen als von Fremden beziehungsweise in einem Heim gepflegt zu werden, ist der aktuelle Umgang mit Pflegepersonen kurzsichtig und beschämend.