Von der Großstadt auf die Farm

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Tageblatt-Praktikantin Isabelle Greisch verbringt nach der Première ein Jahr mit ihrer Freundin in Australien. In regelmäßigen Abständen berichtet sie auf Tageblatt.lu über ihre Erfahrungen dort. Thema heute: Der Wechsel von Sydney in die Pampa.

Gleich ist das Kapitel Sydney, Coogee abgeschlossen. Wie ich die letzten Wochen in meinem kleinen Paradis verbracht habe, werdet ihr jetzt erfahren. (Am zwölften Februar heisst es nämlich see ya Großstadtleben und nice to meet you Farmwork!)

Die Highlights meiner restlichen Zeit hier waren ganz klar meine Eltern und Elena. Elena ist am 17. Januar von Neuseeland nach Australien geflogen und meine Eltern sind am 25. Januar nach einer 28 Stunden dauernden Reise ebenfalls „down under“ angekommen. Mein letzter Arbeitstag war demnach der 17. Januar, da ich nicht mehr arbeiten wollte, wenn meine Liebsten sich schon die Mühe machen um mich besuchen kommen. Mit gemischten Gefühlen absolvierte ich meine letzte Schicht: Einerseits froh und super aufgeregt, da ich meine letzten Wochen mit meiner Familie und Elena arbeitslos genießen kann; andererseits traurig, da ich sehr gerne im Tropicana und Burger Barrel gearbeitet habe und meinen Chef und meine Mitarbeiterinnen liebgewonnen habe. Dieser Teil des Kapitels Sydney ist unwiderruflich abgeschlossen. Das hat mir klar gemacht, wie schnell die Zeit (vier Monate) doch vergeht, und dass man die einzelnen Tage mehr schätzen und genießen sollte. Leider oder glücklicherweise (je nach Perspektive) ist Veränderung das Einzige, das bestehen bleibt.

Wiedersehen mit Elena

Nach meiner letzten Schicht bin ich schnell nach Hause um mich umzuziehen und habe mir einen Uber zum Flughafen bestellt um Elena abzuholen. Glücklich habe ich dem Uber Fahrer erzählt wieso wir denn Richtung Flughafen fahren und wurde immer aufgeregter. Als ich Elena dann endlich wiedersah, haben wir damenhaft ein paar Tränchen verdrückt und uns auf den Rückweg gemacht. Sie, frisch aus Neuseeland, musste sich erst mal an die Hitze und die Menschenmenge gewöhnen. In unserem australischen Zuhause angekommen, stellte ich Elena Chris und Adam vor, die ein kleines Barbecue mit ihren Freunden auf dem Balkon hatten. In dieser Woche (ehe meine Eltern angekommen sind) sind wir herumgebummelt (Opera House, Harbour Bridge, Coastal Walk,…) und haben uns einfach daran erfreut einander zu haben. Es war gewöhnungsbedürftig nicht mehr arbeiten zu müssen und so viel Freizeit zu haben. Manchmal habe ich es tatsächlich vermisst arbeiten zu gehen, man stelle sich das mal vor.

Eltern-Besuch

Ich konnte es kaum erwarten meine Eltern endlich wieder in die Arme zu schließen und auch ihnen meine neue Welt zu zeigen. Am 25. Januar machte ich mich also wieder auf den Weg zum Flughafen (diesmal jedoch mit Elena). Wieder sind ein paar Tränen geflossen. Das Wetter machte meinen Eltern allerdings zu schaffen, da sie mit fast 50 Grad Differenz klarkommen mussten. Ansonsten war es eine sehr schöne Zeit. Sie haben meine Mitbewohner kennengelernt, meine Ex-Mitarbeiterinnen, meinen Ex-Chef, usw. Ich habe mein Bestes gegeben um ihnen die wesentlichen schönen Plätze Sydneys zu zeigen. Für mich war es wunderschön meine Eltern wiederzusehen; ich vermisse sie jedoch jetzt schrecklich, da diese eine Woche einfach zu kurz war. Der Abschied war sehr hart, da ich sie erst im Juni/ Juli wiedersehen werde und weiß, dass sie sich um mich sorgen und mich vermissen. Aber auch diese Monate werden vergehen.

Es hat mich sehr gefreut das Staunen beim Anblick der Schönheiten Sydneys auch auf ihren Gesichtern lesen zu können. Das hat mich an meine ersten Tage hier erinnert und daran wie ich mich in diesen Momenten gefühlt habe.
Ein sehr schöner Abend war definitiv als wir in Watson’s Bay zu Abend gegessen haben. Watson’s Bay ist eine etwas ruhigere Gegend nicht zu weit von Coogee entfernt und sehr bekannt für die schöne Aussicht auf die Skyline Sydneys. Gut geeigneter Platz um den Sonnenuntergang zu bewundern. Wir saßen in einem der besten Fischrestaurants (allerdings nur zufällig) und das Essen war demnach fantastisch. Gutes Essen mit Meeresrauschen und magischer Aussicht als Begleitung ist doch einfach toll.
Außerdem hat mein Chef meine Eltern und mich zu einem gratis Abendessen im Tropicana eingeladen. Sehr nette Geste, die ich zu schätzen gewusst habe (allerdings ein bizarres Gefühl dort bedient zu werden!).

„VisitOz“

Der Abschied war wie gesagt nicht einfach und auch der Abschied von Coogee, meinen Freunden und Mitbewohnern wird mir sehr schwerfallen… Gleichzeitig freue ich mich auf die Farmarbeit. Nach langer Suche bin ich auf die Organisation „VisitOz“ gestoßen. „VisitOz“ existiert seit einigen Jahren und hat schon vielen Backpackern beim Thema „Farmwork“ ausgeholfen. Wie läuft das genau ab? Ich habe „VisitOz“ per Mail kontaktiert und musste ein Formular ausfüllen, das dann berwertet wurde (ob ich geeignet für diese Art von Arbeit bin, was für „skills“ ich habe, usw.). Mit einem Bauern als Vater hat man schon sichtlich mehr Chancen und da ich seit 12 Jahren reite, bin ich qualifiziert genug um auf einer Pferdefarm aufgenommen zu werden. Ich wartete ungeduldig auf ihre Antwort, die dann schlussendlich auch kam, mit den guten Neuigkeiten, dass sie mich gerne in ihrem Programm, der am 13. Februar startet, aufnehmen würden. Erleichtert endlich ein festes Abflugsdatum zu haben, machte ich an die restliche Organisation (Flüge, Hostel, usw.)

„VisitOz“ handhabt das Ganze so: Vom 13. Februar bis zum 17. Februar werde ich auf ihrer Farm mit andern Backpackern sein und dort trainiert werden. Das heißt die Grundlagen werden uns dort beigebracht: Einzäunung eines Grundstücks, Reiten, Motorrad fahren, Traktor fahren und Kühe von Weide zu Weide bringen. Ja, die wollen richtige Cowboys und Cowgirls aus uns machen. Während dieser Woche finden unsere Trainer dann auch heraus, in welchem Bereich wir besonders hervorstechen und können das bereits bestehende Profil von uns verbessern und so die perfekte Farm für uns finden. Natürlich muss ich für diesen Wochenaufenthalt und das Training bezahlen, aber das ist es mir wert, da man mit Hilfe von „VisitOz“ sehr viel Neues lernen kann, sie einem eine gute Farm mit freundlichen Menschen suchen, und das Ganze legal und sicher abläuft. Ich weiß also nicht wo ich am Ende tatsächlich landen werde um meine drei Monate Farmarbeit zu absolvieren. Am Sonntag geht es auf jeden Fall mit dem Flugzeug nach Brisbane und dann mit dem Bus nach Noosa, wo ich in einem Hostel übernachten werde. Am Montagmorgen werde ich dann um 8 Uhr morgens von „VisitOz“ abgeholt werden, da die „Springbrook Farm“ weiter von der Küste entfernt liegt.

„VisitOz“ verspricht, die best geeignete Farm für Backpacker herauszufiltern und verspricht gleichzeitig auch den Besitzern gute Arbeitskräfte. Die Horrorszenarios, von denen mir viele andere Backpacker auf individuellen Höfen erzählt haben, sollten mir demnach nicht passieren. Trotz besten Umständen warnt die Organisation dennoch vor Kulturschock, Umstellung und harter Arbeit, aber was soll’s, das schaffen wir schon! Ich freue mich auf diese Herausforderung, und natürlich auch auf das Geld und die Garantie auf das zweite Jahr Working Holiday Visa (das man ja durch 3 Monate Farmwork erstattet bekommt).

Nach den 3 Monaten Farmwork geht mein East Coast Trip dann auch schon los! Nachdem ich dann wieder ein bisschen Geld gespart habe, habe ich vor mir ein Auto und eine alte Matratze zu besorgen und dann die Ostküste Australiens zu bereisen. Verschiedene Aktivitäten habe ich schon gebucht, die ich allerdings noch nicht verraten werde.

Große Abschiedsparty

Was sonst noch los war, war eine „Staff Party“, die unser Chef organisiert hat, da viele Mädchen gehen werden. Es war eine große Abschiedsparty bei der auf den Tischen getanzt, Pizza und Eis gegessen wurde. Dann hatte ich eine Infektion durch einen Moskitostich und die Medikamente hatten mich für ein paar Tage flachgelegt. Da mein betroffener Fuß so geschwollen und rot war, mussten die Medikamente was herhalten. Die Stechmücken in Australien stammen wohl von einem anderen Kaliber ab als die europäischen.

Dieses Wochenende wird das bisher wärmste Wochenende des Sommers und das spürt man jetzt schon. Es war noch nie so heiß, und das will etwas bedeuten. Die Hitzewelle löst in Australien einen besonderen Zustand aus. Öffentliche Gebäude, wie Restaurants und Apotheken werden aufgefordert Fußgänger willkommen zu heißen um sich mit Hilfe der Klimaanlage abkühlen zu können und ihnen Gläser Wasser anzubieten.
Die Temperaturen werden bis in die 40 ansteigen.

Dann fand noch das chinesische Neujahr statt, das zumals in der Stadt Anklang fand. Die Harbour Bridge war dem Anlass entsprechend abends in roter Farbe zu sehen. Luftdrachen –und Katzen haben außerdem die Gehwege verziert. Aber nicht nur die Chinesen hatten Grund zum Feiern; am 26. Januar ist der australische nationale Feiertag. Kurz gesagt: Australia Day. Überall war die australische Flagge zu sehen, unter anderem auch auf Gesichtern und anderen Körperteilen. Der Nationalstolz war deutlich spürbar und der Tradition treu wurde in den Parks Cricket gespielt.

Blue Mountains

Hinzu kommt, dass ich mit meiner deutschen Freundin die Blue Mountains besichtigen war. Wandern, etwas über Australiens Fauna und Flora lernen und ein kleiner Sprung in ein Wasserfallgewässer hatten uns den Tag versüßt. Sogar ein paar Spinnen haben wir zu Gesicht bekommen.

Um abzuschließen etwas weniger schöne News: Der „Dumb Deal“, den Präsident Trump nicht akzeptieren will, war bei den Australiern ein umstrittenes Thema. Der australische Premier Minister Malcolm Turnbull hatte allerdings schon befürchtet, dass der Deal, den er mit Ex-Präsidenten Obama abgeschlossen hatte, unter Trump nicht bestehen würde. Nun, wie es aussieht ist Donald Trump tatsächlich nicht davon begeistert Hunderte australische Asylum Suchende in Amerika aufzunehmen (wer hätte das gedacht). Australien selbst geht mit dem Problem Flüchtlinge sehr eigen um, weshalb verschiedene Australier Trump sicherlich unterstützen. Dass er sich jetzt so gegen sie wendet hat vermutlich einige Gemüter erhitzt.

Zu guter Letzt wurde letzten Samstag eine Leiche in Coogee Beach gefunden. Die Wasserleiche wurde ans Unfer angespült und es soll sich um einen (ungefähr) 50-jährigen Mann handeln. Genaueres weiß man nicht bis jetzt noch nicht. Kinder haben die Leiche beim morgendlichen Spielen am Strand entdeckt.

Ich mach mich dann jetzt mal auf die Socken, ein Cowgirl braucht schließlich ausreichend Schlaf.

Yehaaa!

Die bisherigen Einträge:

Australien, wir kommen!

Sydney ist wundervoll!

Seit 28 Tagen in Australien

Erster „Arbeitsunfall“: Check!

Abwarten und „Supermoon“ genießen

Der Sommer ist da!

Ho ho ho, und frohes neues Jahr!