Viele freiwillige Helfer„Wir vermissen unsere Männer und Väter“ – Ukraine-Flüchtlinge sind jetzt zu Hause in Schengen

Viele freiwillige Helfer / „Wir vermissen unsere Männer und Väter“ – Ukraine-Flüchtlinge sind jetzt zu Hause in Schengen
Froh über das neue Zuhause: (v.l.n.r.) Karima, Natalia, Andrey, Emilia, Anna, Milana, Natalia, Polina (im Kinderwagen). Auf dem Bild fehlt Kristina. Foto: Editpress/Lenert Claude

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

In Rekordzeit haben die kommunalen Dienste der Gemeinde Schengen und freiwillige Helfer ein altes Winzerhaus in Bech-Kleinmacher renoviert. Seit dem 1. Juli wohnen neun Flüchtlinge aus der Ukraine im „Sünnenhaus“. „Alles gut“, sagen sie. Aber sie vermissen ihre Männer und Väter und hoffen, dass der Krieg bald vorbei sein wird und sie alle wieder zusammenleben können – in ihrer Heimat. Bericht über einen Ortsbesuch.

Es ist sehr warm an diesem Dienstag – 19. Juli. Warm in der Sonne, aber auch ums Herz. Fabienne Espen Matagne ist zufrieden – und froh. Das sind alle anderen Anwesenden auch, wie Bürgermeister Michel Gloden, vor allem aber die neunköpfige Flüchtlingsgruppe aus der Ukraine, die in Bech-Kleinmacher, Gemeinde Schengen, einstweilen ein neues Zuhause gefunden hat.

Fabienne ist mitverantwortlich für ein kommunales Projekt, das seinesgleichen im Land sucht. Viele freiwillige Helfer aus der Gemeinde, Bewohner wie Geschäftsleute, haben nämlich gemeinsam mit den Gemeindediensten in rund drei Monaten aus einem herabgekommenen, ehemaligen Winzerhaus eine Bleibe für die Zukunft gemacht. Das Tageblatt berichtete.

Platz und Komfort

Das „Sünnenhaus“, behaglich und lichtdurchflutet, bietet viel Platz und Komfort. Alles, was im Haus ist, wurde von der Bevölkerung gespendet, sogar eine moderne Küchenzeile und Fahrräder für alle. Demnächst wird der kleine Garten instandgesetzt. „Wir kümmern uns drum“, sagt der Bürgermeister. „Wir können die Arbeit aber gerne selber übernehmen, sagen die neuen Bewohner.“

Auf die Frage, ob das Haus ihnen gefällt, leuchten die Augen der Frauen auf. „Sehr gut, sehr zufrieden“ lautet, mit etwas Verzögerung, die Antwort aus der Übersetzungsapp des Mobiltelefons. Einzig ihre Männer, Väter würden sie vermissen und sich Sorgen machen um deren Schicksale, auch wenn sie öfters miteinander telefonieren könnten.

Die Männer durften oder wollten nicht mit flüchten aus Charkiw, der im Osten gelegenen, zweitgrößten Stadt der Ukraine, weil sie als Wehrtüchtige gebraucht werden, in der Heimat. Nach Etappen über Polen und Deutschland erreicht die neunköpfige Gruppe, fünf Erwachsene, ein Jugendlicher und drei Kinder am 22. April Luxemburg. Sie kommen zunächst im Shuk („Structure d’hébergement d’urgence“) auf Kirchberg unter, dann in einem Hotel in Echternach. Seit dem 1. Juli sind sie in Bech-Kleinmacher.

Karima, Natalia, Anna, Andrey, Kristina, Polina, Natalia, Milana und Emilia machen das Beste draus. „Ja, es wäre schön, wenn die Männer bald nachkommen und zu uns in dieses Haus ziehen könnten.“ Wenn der Krieg vorbei ist, wollen sie wieder zurück in die Ukraine, geben die Frauen zu verstehen. Wann das sein wird, darauf kann ihnen heute keiner eine Antwort geben.

Luxus Freiheit

Bis dahin wird Kristina in einem Schönheitssalon arbeiten, Andrei eine Lehre machen, Karima eine internationale Schule besuchen und die drei Jüngsten die 50 Meter entfernt liegende „Maison relais“. Anna und Natalia werden demnächst in der Traubenlese helfen. Es kommt, was kommt, und was sich alles so ergeben wird.

Unterstützung bekommt die Flüchtlingsgruppe auch vom Luxemburger Roten Kreuz. Es bezahlt Rechnungen, für Heizung, Strom und Internet zum Beispiel. Außerdem gibt es Geld für Lebensmittel und Kleidung. Ein Leben im Luxus erlaubt das nicht, aber was bedeutet Geld, wenn der größte Luxus Freiheit und Nächte ohne Bombenalarm ist? Oder die Möglichkeit, einfach in den Bus zu steigen, der wenige Meter von der Haustür entfernt hält und zum Beispiel nach Remich zu fahren oder nach Schengen.

Manchmal geht die Gruppe auch zu Fuß runter an die Mosel und spaziert entlang des Flusses, der hier eine Grenze bildet. Eine Grenze, wo Menschen auf beiden Seiten friedlich zusammenleben.

Hagar
21. Juli 2022 - 10.02

Mir sin jo hei an engem soi-disant fréie Staat. Dat heescht, och deenen Leit steet dat elementar Recht zou fir ze goen wann sie wëllen an wann et hinnen gefällt.