Gelebte Solidarität in SchengenWinzerhaus wird in Rekordtempo für Flüchtlinge renoviert

Gelebte Solidarität in Schengen / Winzerhaus wird in Rekordtempo für Flüchtlinge renoviert
Wetten, dass … wir das Haus in vier Wochen renoviert haben! Gemeindedienste und viele Freiwillige legen sich dafür mächtig ins Zeug – und bleiben gutgelaunt. Foto: Editpress/Claude Lenert

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Das Schicksal ukrainischer Flüchtlinge stößt in der Gemeinde Schengen auf große Anteilnahme. Im Rekordtempo renovieren kommunale Dienste und freiwillige Helfer ein altes Winzerhaus. Mitte April soll es bezugsfertig sein. Die Verwaltung übernimmt ab dann die „Croix-Rouge“.

Was für ein Kontrast: Während Putin die Ukraine in Schutt und Asche legt, lässt die Gemeinde Schengen mit Hilfe der Bevölkerung ein rund 100 Jahre altes Winzerhaus aus der Versenkung auferstehen. Flüchtlinge sollen dort unterkommen.

Die Renovierungsarbeiten am Haus in der rue des Caves, 23, in Bech-Kleinmacher schreiten zügig voran, eigentlich in Rekordzeit. Vielleicht liegt es daran, dass Alex Borri gewettet hat: „Wetten, dass wir es schaffen, in vier Wochen fertig zu sein!“ Ein Ortsbesuch diese Woche zeigt, dass der Leiter der technischen Dienste der Gemeinde seine Wette wohl gewinnt. „Eigentlich hätte ich drei Wochen sagen sollen“, sagt er, lacht und blickt zufrieden auf die Arbeit, die Gemeindearbeiter, externe Firmen und freiwillige Helfer bisher bereits geleistet haben.

Einweihung Mitte April

Mitte April soll das sogenannte „Sünnenhaus“ bezugsfertig: neue Küche, neues Bad, hübsches Wohnzimmer, viele Schlafgelegenheiten, eine komplett erneuerte Stromversorgung sowie ein Garten. Eine Terrasse hat das Haus auch, die ist aber leider baufällig und muss abgerissen werden.

„Alle Arbeiten sind so gemacht, dass sie wieder rückgängig gemacht werden können, wenn das Haus in Zukunft vielleicht anders umgebaut werden soll“, sagt Alex. Zum Gebäude, das sich seit längerem schon in Gemeindebesitz befindet, gehört auch eine riesige Scheune. Die wird jetzt aber nicht renoviert. Auch die gut erhaltene Fassade bleibt im Ist-Zustand. Alles andere wäre eine unnötige Ausgabe gewesen.

Fabienne Matagne aus dem Gemeindesekretariat kümmert sich beim Projekt „Sünnenhaus“ unter anderem um das Inventar: „Was fehlt noch, was brauchen wir unbedingt, was können wir noch von Spendern bekommen?“ Das reiche von Alufolie über Betten und Kaffeemaschine bis zur Zitronenpresse, so Fabienne. „Wir haben bereits jetzt eine ganze Menge erhalten oder es wurde uns in Aussicht gestellt. Wenn wir nächste Woche einen Aufruf machen, dann geht es ganz konkret um Haushaltsgeräte und Gegenstände des täglichen Gebrauchs, die punktuell noch fehlen. Vielleicht auch noch Fahrräder für Kinder und Erwachsene, damit wir den neuen Bewohnern eine gewisse Mobilität ermöglichen können.“

Das „Sünnenhaus“ ist gut an den öffentlichen Transport angebunden. Die Bushaltestelle liegt nur einige Meter entfernt, genauso wie übrigens auch der Kindergarten, die Grundschule sowie der Spielplatz. Das Haus scheint prädestiniert, eine Großfamilie mit vielen Kindern aufzunehmen.

Gelebte Solidarität

Bürgermeister Michel Gloden freut sich sehr über das Voranschreiten des Projektes. „Der Name Schengen verpflichtet, Solidarität liegt in unseren Genen“, sagt er und verweist stolz auf den Einsatz des gesamten Gemeindeteams und auf die Hilfsbereitschaft der Menschen –  weit über die Gemeindegrenzen hinaus. Jeder könne sich auch weiterhin auf die eine oder andere Art und Weise beteiligen: „Die Renovation des Sünnenhauses hat jedenfalls eine richtige Aufbruchstimmung ausgelöst.“ Einwände habe es im Gemeinderat keine gegeben. Wen wundert’s? Bei einem Projekt, das dem guten Zweck dient, Menschen zusammenbringt und zeigt, wie kurzfristig man als Kommune helfen kann.

Die Verwaltung des Hauses wird nach Fertigstellung die „Croix-Rouge“ übernehmen. Sie wird die Bewohner auswählen und betreuen sowie die Rechnungen zahlen – für Heizung, Strom und Internet zum Beispiel.

Spenden holt die Gemeinde übrigens vor der Einweihung Mitte April ab. Einfach ein Foto des Gegenstandes an folgende Adresse schicken: ukrain@schengen.lu

Miette
3. April 2022 - 22.38

So sieht zwischenmenschliche Hilfe aus, Hut ab???