EditorialWie wäre es mit den Schulfächern Glück, Empathie oder Klimaschutz?

Editorial / Wie wäre es mit den Schulfächern Glück, Empathie oder Klimaschutz?
 Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

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Mit dem Jahr 2020 haben wir ein neues Jahrzehnt angebrochen. Vor genau hundert Jahren waren das die „Goldenen Zwanziger“. Es waren die Jahre der Erleichterung nach dem Ersten Weltkrieg. Jene der Emanzipation und des Aufbruchs. Aber auch jene des Börsencrashs am Ende des Jahrzehnts. Welchen Beinamen die 20er Jahre des 21. Jahrhunderts bekommen werden, steht noch in den Sternen.

Die Welt scheint sich schneller zu drehen. Natürlich nicht physisch, sondern im übertragenen Sinn. Alles wird digitaler, mit einem Klick. Die Menschen sind gestresst. Burnout. Immer mehr Wachstum. Und noch mehr Wachstum. Unser Planet ist ebenfalls gestresst. Klimawandel. Die Erde verträgt das Wachstum irgendwie nicht. Wir wissen es. Fast alle. Tun aber nichts dagegen.

Oder doch? Schüler folgen dem Ruf der Klimaaktivistin Greta Thunberg und gehen seit Ende 2018 auf die Straße. Sie nennen es „Fridays for Future“. Sie kämpfen gegen den Klimawandel. Schließlich sind sie es, die später auf einem kranken und fiebrigen Planeten ausharren müssen. Von manchen Erwachsenen werden diese Schüler belächelt. Von anderen ernst genommen.

Zu diesen Letzteren gehört Lorenzo Fioramonti, Italiens Minister für Bildung und Forschung. Seine Idee: ab nächstem Schuljahr das Fach Klimawandel und Nachhaltige Entwicklung einzuführen. Und zwar als Pflichtfach von der ersten Klasse bis zum Abitur. Die entsprechenden Gesetzestexte sind auf dem Weg. Der italienische Minister unterstützt die „Fridays for Future“-Idee und setzt sich dafür ein, dass Schüler an jenen Tagen die Schule schwänzen dürfen. Wäre ein solches Fach nicht auch in Luxemburg eine gute Idee?

Und wie sieht der Blick in die digitale Zukunft aus? Vergangene Woche hatte das Tageblatt (Ausgabe vom 3. Januar; Anm. d. Red.) über die schwachen digitalen Kompetenzen von Schülern in Luxemburger Schulen berichtet. Das Bildungsministerium spricht von „Schlüsselkompetenzen des 21. Jahrhunderts“ und hat vor, das digitale Defizit unserer Schüler durch entsprechende Kurse zu kompensieren. Ab nächstem Schuljahr soll es losgehen mit Fächern, in denen algorithmisches Denken und digitales Problemlösen gelehrt werden.

Was aber tun gegen gestresste Menschen, das Burn-out-Syndrom oder den stetigen Drang nach mehr Wachstum? Ein Blick auf andere europäische Länder könnte bei diesen Punkten Linderung verschaffen.

In Dänemark wird das Schulfach Empathie, also Mitgefühl, gelehrt. Es handelt sich dabei um ein Pflichtfach für 6- bis 16-jährige Schüler. Und das bereits seit 1993. Dort haben Kinder und Jugendliche die Möglichkeit, über ihre Gefühle und Probleme zu reden. Das stärkt die sozialen Fähigkeiten und den Zusammenhalt der Schüler in einer Klasse.

In einigen Bundesländern Deutschlands, in Österreich und in der Schweiz steht das Fach Glück in den Schulprogrammen. Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass Schüler dadurch mehr Selbstachtung gewinnen und lernen, offener auf andere zuzugehen.

In Großbritannien und Irland hat man erkannt, dass Stress bedingt durch Leistungsdruck in der Schule zu vermehrten psychischen Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen geführt hat. Deshalb wurde in den beiden Ländern jüngst das Pflichtfach Achtsamkeit eingeführt. Anhand von Meditation und Atemübungen sollen die Schüler lernen, Stress abzubauen, ihre Konzentration zu steigern und ihre Kreativität zu fördern.

Einige dieser Fächer könnten demnach auch für Luxemburger Schüler förderlich sein. Im Sinne ihrer Entwicklung und im Hinblick auf eine bessere Zukunft für alle.

de Pinktchen
13. Januar 2020 - 16.29

Man wird den Eindruck nicht los, dass heute in unseren Schulen die Dummheit immer mehr gefördert wird.

Goofy
9. Januar 2020 - 20.32

Jo alles schein a gudd, leider sin mir hei zu Letzebuerg, siu Aennerungen brauchen hei Zeit well mir ons terribel schweier din eppes ze aenneren, an 10 Joer kennt een Politiker mat denen Idee'en a stellt se dann dohinner wei wann et das Ei des Kolumbus fonnt haett

Married with Children
8. Januar 2020 - 15.26

@J. Zeyen und Zuli: Zur Veranschaulichung ein kurzer Dialog zwischen Vater (ich) und Teenager-Tochter, der sich erst vor wenigen Tagen abspielte. Tochter: Papp, kannst du das mal stoppen, was du dir gerade anschaust? Ich will dir was auf meinem Handy zeigen. Ich: Was ich mir anschaue, nennt man Fernsehprogramm. Das kann man nicht mal eben so stoppen. Da es sich aber offenbar um einen Film für Digital Natives mit der Aufmerksamkeitsspanne einer Eintagsfliege handelt, was bedeutet, dass alle 5 bis 10 Sekunden ein entscheidender Handlungsumschwung erfolgen muss, habe ich inzwischen ohnehin zu viel verpasst, um dem Ganzen noch folgen zu können. Du darfst mir also das neueste, eminent wichtige Posting deiner Instagram- oder TikTok-Follower zeigen. Tochter: ??

Jacques Zeyen
8. Januar 2020 - 10.31

@Zuli ...das Bildschirmformat spielt keine Rolle.Es geht um das was rauskommt. Aber sie haben Recht.Man sieht viele die beim Überqueren der Straße sogar auf die Mattscheibe glotzen.

GuyT
8. Januar 2020 - 9.45

Na klar die Schule solls wieder richten. Sionst noch Wünsche. Zudem wird das geforderte schon lange implizit ghemacht denn Lehrer sind seit jeher vollständige Menschen die nicht nur wissen vermitteln sondern auch Werte. Dazu gehört auch , dass man vor populistischen Bewegungen die mit einfachen Lösungen daherkommen ein gewisse Skepsis entgegenbringen sollte.

Paula
7. Januar 2020 - 18.14

„Nachhaltige Entwicklung“ und „Empathie“ halte ich für eine gute Idee, wobei letzteres „Empathie und Verantwortungsbewusstsein“ heissen sollte; vor allem der Teil Verantwortungsbewusstsein sollte bis zum Ende der Sekundarschule auf dem Plan stehen, denn an diesem scheint es bei nicht wenigen Mitmenschen zu hapern. Ein weiteres, m.E., sehr wichtiges Fach wäre „Ökonomische Bildung“ oder simpel ausgedrückt, wie gehe ich mit Geld um? Wenn hier die elterliche Erziehung versagt, vielleicht auch weil Mutter und/oder Vater talentlos in diesem Bereich sind, soll das Feld nicht den Medien mit der dazugehörigen Werbung und Drang zum Überkonsum überlassen werden. Zum richtigen Umgang mit Geld gehört Selbstkontrolle, nicht über seine Verhältnisse leben; diese bewahrt vor so manchen Problemen im späteren Leben.

Claude
7. Januar 2020 - 18.00

Die utopische Aufladung der Schule ist möglicherweise so alt wie die Schule selbst. Inwiefern zusätzliche Schulfächer allerdings eine Lösung auf diese (gesellschaftlichen) Problemlagen darstellen scheint fraglich. Insbesondere lässt sich kritisch fragen, ob ein dezidiertes Schulfach für Stressabbau das Lehrpersonal und die Schülerschaft tatsächlich entlastet oder ob dieses nicht einfach nur einen zusätzlichen, für alle Parteien überfordernden, Aspekt auf der To-Do Liste der Schule darstellt. An Stelle den Kindern zusätzliche - womöglich auch noch im Leistungskontext verortete - Inhalten in isolierten Schulfächern aufs Auge zu drücken, kann gefragt werden, ob es nicht sinnvoller wäre, Aspekte wie Umweltbewusstsein, Empathie, Achtsamkeit usw. holistischer zu integrieren - und zwar nicht nur in Schule, sondern in der Gesellschaft als Ganze.

Montessori
7. Januar 2020 - 13.45

Klar. Anschliessend setzen wir noch "Den eigenen Namen tanzen" aufs Schulprogramm und schon sind unsere Kinder auf ein Dasein in unserer zunehmend depperten Gesellschaft vorbereitet.

Zuli
7. Januar 2020 - 13.06

@Jacques Zeyen Sie verraten Ihr Alter, die Kids schauen kein Fernsehen mehr, wenn, dann Serien auf dem Handy.

J.Scholer
7. Januar 2020 - 10.55

Schöne , gutgemeinte Theorien, doch das Hauptanliegen unserer Gesellschaft ist es doch nach immer mehr Konsum , Luxus zu streben. Konsum und Luxus , das Streben nach Mehr ist der Verursacher jeglicher Leiden die unsere Welt arg in Mitleidenschaft. Sogar das Klima , die Umweltzerstörungen ......resultieren unmittelbar vom Streben nach Mehr . Hauptanliegen wäre unsere Kinder zu lehren , dass weniger mehr ist und ihnen das Sparen ob bei den Ressourcen , „ en Apel fir den Duuscht ze hun“ , Luxusgütern beizubringen.

titi
7. Januar 2020 - 9.55

Glück lernt man nicht. Glück ist eh relativ. Zufriedenheit und Genügsamkeit, beide sind eng miteinander verbunden, sind nur in einem gewissen Masse erlernbar, weil es sich dabei in erster Linie um Charaktereigenschaften handelt. Empathie, Mitgefühl, und Aufmerksamkeit in Sachen Klimaschutz kann man in der Schule wohl unterrichten, wenn diese Eigenschaften aber in der Familie nicht vorgelebt werden, haben sie nur eine beschränkte Wirkung auf die Schüler. Die Schule kann das Elternhaus nicht esetzen, das kann nicht ihre Aufgabe sein und damit wäre sie überfordert.

CESHA
7. Januar 2020 - 9.39

Gute Ideen! Wie wäre es ausserdem mit einem Schulfach "Respekt und höfliches Benehmen", da diese Tugenden ja in vielen Elternhäusern nicht mehr gelehrt werden?

Jacques Zeyen
7. Januar 2020 - 9.19

Wie wäre es mit den stupiden TV-Programmen die vor Blödheit nur so strotzen. Medien sind ein Lehrmittel erster Wahl.Wer seine Bevölkerung Sendungen mit Dieter Bohlen oder Dirk Bach aussetzt darf sich nicht über Pisaresultate wundern. Da ist die Sendung mit der Maus schon hohes Niveau.Da braucht es keine Atemübungen.