LuxemburgTeil 2 des Quarantäne-Überblicks: Wie stark Ministerien, Behörden und das Transportwesen betroffen sind

Luxemburg / Teil 2 des Quarantäne-Überblicks: Wie stark Ministerien, Behörden und das Transportwesen betroffen sind
Das Homeoffice hat in den Ministerien dazu beigetragen, dass die Dienstleistungen aufrechterhalten bleiben konnten. Jedoch kann nicht jeder davon Gebrauch machen. Symbolbild: Sebastian Gollnow/dpa

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Das Gesundheitsministerium meldete am Mittwoch wieder über 3.000 neue Corona-Infektionen. Menschen, bei denen ein Corona-Test positiv ausfällt, müssen in Quarantäne. Welche Auswirkungen haben diese Personalausfälle auf die Dienstleistungen der Luxemburger Ministerien und Gemeinden? In unserem zweiten Überblick zu dem Thema haben wir bei staatlichen Behörden und den Ministerien nachgefragt.

In unserem ersten Teil zu den Quarantäne-Ausfällen wegen des Coronavirus haben wir mit Protagonisten aus dem Gesundheitswesen, Energieversorgern und Arbeitgebern gesprochen. In diesem zweiten Teil widmet sich das Tageblatt den staatlichen Behörden, den Ministerien und den Gemeinden. Die Ministerien können laut eigener Aussage dank Homeoffice ihre Dienstleistungen aufrechterhalten – aus dem Transportwesen werden jedoch vereinzelte Probleme berichtet. In den Gemeinden Luxemburgs gebe es zudem keine größeren Personalausfälle, erklärt Emile Eicher, Präsident des Gemeindesyndikats Syvicol („Syndicat des villes et communes luxembourgeoises“), im Gespräch mit dem Tageblatt am Dienstagnachmittag. „Es gibt vereinzelte Krankheitsfälle – aber die Situation ist noch nicht dramatisch“, sagt der Bürgermeister von Clerf.

Anfang des Jahres hatten einige Gemeinden noch Probleme vermeldet – Ausfälle konnten aber noch kompensiert werden. Diese Probleme seien jetzt behoben. „Die meisten Menschen, die wegen Corona ausgefallen waren, arbeiten wieder“, sagt Eicher. Auch in Clerf, wo der Syvicol-Präsident Bürgermeister ist, gebe es momentan keine Probleme zu beklagen. Jedoch gebe es in den „Maisons relais“ viele Ausfälle: „Viele Kinder sind krank – dementsprechend ist auch das Personal erkrankt und fällt dadurch aus.“ Die „Maisons relais“ seien an ihrem Limit angelangt. An den Schulen sei die Lage ebenfalls angespannt. Die Tendenz sei dort die gleiche wie im ganzen Land.

Im Busverkehr gebe es ebenfalls mehrere Ausfälle, so Eicher. Das sei normal, da die Busfahrer in ihrem Alltag mit mehreren Menschen in Kontakt seien. Wie ernst die Lage ist, haben wir nachgefragt.

Buswesen

Das Bussyndikat „Transport intercommunal de personnes dans le canton d’Esch-sur-Alzette“ (TICE) kann seine Arbeit trotz vermehrter Covid-Krankheitsfälle weiterhin ohne größere Einschränkungen fortsetzen. „Die Linien können momentan noch komplett gefahren werden“, sagt Mike Schoos, Leiter des „Département mobilité et circulation“ bei dem Syndikat. Allerdings sei das nur möglich, weil ein kompletter „Freeze“ der Urlaubszeit bis Ende Februar beschlossen wurde. „Wenn die Abwesenheitsrate um weitere drei bis vier Prozent steigt – bei 400 Busfahrern –, könnte es zu Störungen kommen.“

Das Verwaltungspersonal im „Département mobilité et circulation“ könne dank Abwechslungen zwischen Büro und Homeoffice weiterhin reibungslos arbeiten – das Gleiche gelte für die Allgemeinverwaltung des Bussyndikats, erklärt Sekretär Arni Biren: „Wir hatten vermehrt Ausfälle wegen Covid-19 zu beklagen – die Ausfälle überlappten sich, sodass die Verwaltung größtenteils weiterfunktionieren konnte.“ Insgesamt gehe die verwaltungstechnische Arbeit ihren „mittlerweile ungewohnten gewöhnlichen Gang“, sagt Biren.

Der Präsident der TICE-Personalvertretung, Théo Schickes, erklärt zudem, dass es in den vergangenen Wochen zunehmend Ausfälle durch Covid-19-Erkrankungen oder Quarantänen gegeben habe. „Es hat des Öfteren dazu geführt, dass Linien komplett ausgefallen sind, da es kurzfristig unmöglich war, Fahrer zurückzurufen“, sagt Schickes. Das sei jedoch gleichzeitig die einzige Maßnahme, um Ausfälle durch Covid-19 zu kompensieren.

Der Busverkehr scheint am stärksten von der Omikron-Variante betroffen. Im RGTR-Netz mussten Fahrten angepasst werden. Beim TICE befürchtet man das Gleiche, sollte die Abwesenheitsrate um weitere 3 Prozent steigen.
Der Busverkehr scheint am stärksten von der Omikron-Variante betroffen. Im RGTR-Netz mussten Fahrten angepasst werden. Beim TICE befürchtet man das Gleiche, sollte die Abwesenheitsrate um weitere 3 Prozent steigen. Foto: Alain Rischard

Die Verwaltung für öffentlichen Verkehr („Administration des transports publics“) berichtet über ähnliche Probleme. „Es gibt seit der Ausbreitung der Covid-19-Fälle häufiger Ausfälle bei den Busfahrern“, sagt der Direktor der Verwaltung, Alex Kies. Bei Busfahrern sei das Homeoffice – logischerweise – keine Lösung. „Somit können die Ausfälle nur bis zu einem gewissen Grad aufgefangen werden“, sagt Kies. Dabei ist zu bemerken, dass die Ausfallquote nicht höher sei als in anderen Bereichen.

Momentan sei die einzige Auswirkung, dass vereinzelte Fahrten nicht stattfinden – auch könnte es dazu kommen, dass weitere Fahrten ausfallen. „Um die Ausfälle zu kompensieren, werden Fahrten aus dem Fahrplan gestrichen, die am wenigsten Fahrgäste betreffen“, sagt Kies. Der Arbeitsalltag sei zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht gefährdet und der kritische Zustand noch weit entfernt, so der Direktor.

Aufgrund der Auswirkungen der Corona-Infektionen auf den Personalbestand des RGTR-Netzes waren die Betreiber am Mittwochmorgen dazu gezwungen, die Fahrpläne anzupassen, um ein angemessenes Serviceniveau aufrechtzuerhalten.

Luftfahrt

Luxair hat in letzter Zeit mit einem „ziemlich starken“ Anstieg von Personalabwesenheit zu bekämpfen, sagt ein Sprecher des Luxemburger Luftfahrunternehmens dem Tageblatt. Die Abwesenheitsrate liege bei fast 13 Prozent. Krankheitsbedingte Ausfälle aufgrund von Covid-19 machten einen großen Teil dieser Fehlzeiten aus. Aber: „Man darf auch Quarantänemaßnahmen oder Urlaub aus familiären Gründen nicht vergessen, die ebenfalls die Abwesenheitsrate in die Höhe treiben“, teilt Luxair mit.

Die Luftfahrtgesellschaft beobachte angesichts der steigenden Fehlzeiten die Situation genau, um ihre Dienstleistungen aufrechtzuerhalten. „In der Branche, in der Luxair tätig ist, sind mit diesen Abwesenheiten Risiken verbunden“, sagt der Luxair-Sprecher. Zum Beispiel, bestimmte Fristen nicht einhalten zu können, was den reibungslosen Ablauf des Betriebs gefährden könnte. Luxair sei zudem der Ansicht, dass die Quarantänezeiten verkürzt werden sollten, insbesondere aufgrund der hohen Impfraten im Unternehmen.

Bei Luxair fehlen fast 13 Prozent der Mitarbeiter – das führt zu Verzögerungen bei verschiedenen Abteilungen. Am Flughafen gibt es jedoch keine Auswirkungen auf den Flugverkehr.
Bei Luxair fehlen fast 13 Prozent der Mitarbeiter – das führt zu Verzögerungen bei verschiedenen Abteilungen. Am Flughafen gibt es jedoch keine Auswirkungen auf den Flugverkehr. Foto: Editpress/Julien Garroy

Auch am nationalen Flughafen gebe es vereinzelte Personalausfälle. Das teilt eine Sprecherin von Lux-Airport am Mittwochnachmittag mit. „Das steigende Infektionsgeschehen im Land wirkt sich auch auf unser Personal aus“, sagt die Sprecherin. Lux-Airport beobachte jedoch die Situation sehr zeitnah. „Zum derzeitigen Zeitpunkt gibt es keine Auswirkungen auf den Flugverkehr.“

Die Post

Die Post konnte ihre Dienste bis auf einzelne temporäre Schließungen von Büros weiter anbieten.
Die Post konnte ihre Dienste bis auf einzelne temporäre Schließungen von Büros weiter anbieten. Foto: Editpress/Didier Sylvestre

Deutliche Personalausfälle hat es seit Jahresbeginn außerdem bei der Luxemburger Post gegeben. Die Anzahl der Mitarbeiter, die arbeitsunfähig sind, habe zugenommen, teilt ein Post-Sprecher dem Tageblatt mit. Außer temporären Schließungen von vereinzelten Postbüros habe das Unternehmen seine Dienstleistungen für Privat- und Geschäftskunden gewährleisten können.

„Um die Durchführung des Post-Verkaufsnetzes zu gewährleisten, werden die verfügbaren Mitarbeiter bestmöglich eingesetzt“, heißt es in der Antwort auf die Presseanfrage. „Aus verständlichen Gründen ist es nicht immer möglich, sämtliche Schalter zu besetzen.“ Die Entwicklung der Pandemie habe derzeit jedoch keine Auswirkungen auf den Betrieb.

ADEM

„Selbstverständlich hat es bei der ADEM (’Agence pour le développement de l’emploi’) mit ihren über 600 Beschäftigten in den letzten Tagen – wie bei vielen Unternehmen und in der Gesellschaft insgesamt – personelle Ausfälle gegeben“, sagt eine Sprecherin der Luxemburger Arbeitsagentur. Diese seien auf Corona-Infektionen oder Isolations- bzw. Quarantänemaßnahmen zurückzuführen, hätten allerdings keinen Einfluss auf die Serviceleistungen und die Aufrechterhaltung des normalen Arbeitsalltags bei der ADEM gehabt, erklärt die Sprecherin.

Der Grund: „Die ADEM hat bereits frühzeitig vielfältige Maßnahmen zum Gesundheitsschutz ihrer Beschäftigten und Kunden getroffen und diese immer wieder je nach Situation angepasst.“ Arbeitssuchendmeldungen erfolgten beispielsweise nicht mehr persönlich, sondern ausschließlich am Telefon. Dazu komme, dass ADEM-Beschäftigte, abhängig von ihrer Tätigkeit, maximal viermal pro Woche im Homeoffice arbeiten.

Das Arbeitsamt konnte den Arbeitssuchenden dank seiner Maßnahmen auch während der Pandemie bei der Arbeitssuche helfen
Das Arbeitsamt konnte den Arbeitssuchenden dank seiner Maßnahmen auch während der Pandemie bei der Arbeitssuche helfen Foto: Editpress/Alain Rischard

Ministerien

Laut Familienministerin Corinne Cahen ist die Lage in ihrem Ministerium – auch dank Homeoffice – stabil
Laut Familienministerin Corinne Cahen ist die Lage in ihrem Ministerium – auch dank Homeoffice – stabil Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Zahlreiche Ministerien können ebenfalls dank des Homeoffice ihre Arbeit fortsetzen. Familienministerin Corinne Cahen sagt im Gespräch mit dem Tageblatt am Mittwochmorgen, dass viele Personalabwesenheiten im Familienministerium auf Krankheitsfälle bei den Kindern der Ministeriumsmitarbeiter zurückzuführen seien. Jedoch habe dies keine Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit des Ministeriums – da die Mitarbeiter auch von zu Hause aus ihre üblichen Funktionen ausüben könnten. „Heute Morgen wurde beispielsweise bei einem Mitarbeiter ein positiver Corona-Test gemeldet, er kann aber trotzdem im Homeoffice arbeiten“, erklärt Cahen. „Mitarbeiter, die erkranken und dadurch nicht arbeiten können, müssen natürlich nicht im Homeoffice arbeiten.“ Wenn es in einer Abteilung Probleme gebe, kompensiere das Ministerium dort entsprechend. Auch in den vorherigen Wochen sei die Situation stets stabil gewesen, so Cahen.

Im Justizministerium gab es ebenfalls einzelne Ausfälle, die auf Covid-19-Krankheitsfälle, Isolation oder Quarantäne zurückzuführen sind. „Demnach haben diese Ausfälle keine besonderen Auswirkungen mit sich gebracht“, sagt eine Sprecherin des Justizministeriums. Das Gesundheitsministerium ist hier gleich betroffen, erklärt die Sprecherin. „Es ist bisher noch zu keinen Einschränkungen gekommen und es gibt auch keine Regelung, ab welchem Moment es kritisch werden würde.“ Wie andere staatliche Organisationen ergreife die „Santé“ dieselben Maßnahmen, um die Ausbreitung von Covid-19 zu verhindern. Im Ministerium für den öffentlichen Dienst gebe es ebenfalls die Homeoffice-Option für Mitarbeiter. Aufgaben innerhalb der verschiedenen Abteilungen könnten aber aufgeteilt werden, falls es zu einer Abwesenheit käme, so die Kommunikationsabteilung des Ministeriums.

Kein Ministerium scheint unbetroffen. Auch nicht das Ministerium für Transport und öffentliche Bauten an der place de l’Europe.
Kein Ministerium scheint unbetroffen. Auch nicht das Ministerium für Transport und öffentliche Bauten an der place de l’Europe. Foto: Editpress/Julien Garroy

Kein Ministerium scheint unbetroffen von den Abwesenheiten durch die Corona-Infektionen. „Wie in anderen Ministerien gibt es auch bei uns eine Reihe Ausfälle“, sagt die Sprecherin des Ministeriums für Transport und öffentliche Bauten. Dank Homeoffice sei die normale Behandlung der Dossiers nicht infrage gestellt. „Bei der Transportverwaltung ist die Lage jedoch anders, da Busfahrer nicht im Homeoffice arbeiten können“, sagt die Sprecherin. Bei der Bauverwaltung („Département des travaux publics“) und der Straßenbauverwaltung („Département des ponts et chaussées“) sei dies aber nicht der Fall. Die Bauarbeiten liefen dort normal weiter. „Es gibt zwar vereinzelte Ausfälle, aber nicht in dem Ausmaß, dass es zu Problemen kommt.“ Ein Sprecher der Straßenbauverwaltung sagt zudem, dass es insgesamt 40 Fälle in den letzten Wochen bei der Verwaltung gab – bei 1.200 Mitarbeitern.

„Das Ministerium für auswärtige und europäische Angelegenheiten operiert nicht in einem Vakuum“, schreibt der Sprecher des besagten Ministeriums. Personalausfälle habe es auch beim Außenministerium gegeben, aber dieses habe seit der Pandemie seinen Arbeitsalltag nicht nur aufrechterhalten, „sondern auch aktiv Krisenbekämpfung im Dienst der Bürger geleistet“, so der Sprecher – sowohl in Luxemburg als auch in den luxemburgischen Botschaften und Konsulaten im Ausland.