PandemieWie (un)gefährlich ist Omikron wirklich? Luxemburger Experten klären auf

Pandemie / Wie (un)gefährlich ist Omikron wirklich? Luxemburger Experten klären auf
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Die Infektionszahlen gehen in die Tausende: Die Omikron-Variante dominiert derzeit Luxemburg. Ist eine Infektion mit Omikron tatsächlich weniger gefährlich als mit der Delta-Variante? Was passiert, wenn die Virenspielart auf geboosterte Menschen trifft – oder auf einen Ungeimpften? Ist Omikron sogar der Ausweg aus der Pandemie? Wir haben mit Luxemburger Gesundheitsexperten über die derzeitige Infektionswelle gesprochen.

Wo ist die Delta-Variante hin?

„Delta gibt es noch immer“, sagt Joël Mossong. Es gebe noch immer ein paar Fälle, wenn auch nur wenige. „Das sind vor allem Menschen, die noch auf der Intensivstation sind.“ Das könne man dadurch erklären, dass ein schwerer Verlauf einer Erkrankung durch die Delta-Variante länger dauert. 

Die Booster-Impfung führe ebenfalls dazu, dass Delta weniger Chancen habe, sich zu verbreiten, sagt Mossong. Claude Muller sagt, dass der Vorteil von Omikron gegenüber seinem Vorgänger darin liege, dass eine Omikron-Infektion zum Teil gegen Delta schütze und die neue Variante sich gleichzeitig auch schneller ausbreite. Mehr Menschen infizierten sich mit Omikron – dadurch bauten sie auch eine Immunität  gegen Delta auf, so Mossong. „Diese beiden Faktoren führen dazu, dass Delta keinen mehr ansteckt – Delta hat nicht mehr genug ‚Hosts‘ zum Infizieren – wenn die nicht mehr da sind, stirbt die Variante aus.“  

Alexander Skupin stimmt Mossong zu. Die beiden Varianten streiten um dieselbe Ressource – den Wirt. Und da Omikron ansteckender sei, sei die Wahrscheinlichkeit, dass ein Omikron-Positiver Menschen anstecke, größer als bei einem Delta-Positiven. „Der Pool ist einfach größer“, sagt Skupin. „Prozentual ist der Anteil der Omikron-Träger größer – und damit hat die Delta-Variante weniger Wirte.“

Dirk Brenner erklärt die Verdrängung der Delta-Variante durch die Omikron-Variante folgendermaßen: „Die Omikron-Variante ist das erste post-pandemische Virus, das perfekt an eine immunisierte Gesellschaft angepasst ist.“ Das Delta-Virus habe man noch relativ gut mit einer doppelten Impfung unter Kontrolle halten können. Bei der Omikron-Variante zeige diese aber nur noch begrenzt Wirkung, wobei schwere Verläufe nach wie vor sehr effizient vermieden werden könnten. „Durch seine Fähigkeit, die Antikörperantwort unseres Immunsystems teilweise zu umgehen, hat die Omikron-Variante einen Selektionsvorteil gegenüber der Delta-Variante“, sagt Brenner. So könne Omikron beispielsweise doppelt Geimpfte und Ungeimpfte mit einer ähnlichen Effizienz infizieren.

Kann man sich auch mit beiden Virus-Varianten gleichzeitig infizieren?

„Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass man sich mit mehreren Varianten infiziert“, sagt Alexander Skupin. Aber: „Wenn sich eine Variante schneller vermehrt, wird sie auch im Körper prozentual Überhand nehmen.“ Und dann gibt der Patient auch wahrscheinlicher diese Variante weiter. „Am Anfang der Omikron-Welle war es sicherlich so, dass es Doppelt-Infizierte gegeben hat“, sagt Skupin. Wegen der hohen Übertragbarkeit und schnellen Virenproduktion von Omikron geht der Forscher aber inzwischen davon aus, dass „wir einen reinen Omikron-Pool“ haben. 

Alexander Skupin ist Biophysiker an der Universität Luxemburg und Mitglied der Covid-19-Taskforce von Research Luxembourg, die die Luxemburger Regierung während der Pandemie berät. In der Taskforce ist er vor allem für die Pandemie-Projektionen zuständig. 
Alexander Skupin ist Biophysiker an der Universität Luxemburg und Mitglied der Covid-19-Taskforce von Research Luxembourg, die die Luxemburger Regierung während der Pandemie berät. In der Taskforce ist er vor allem für die Pandemie-Projektionen zuständig.  Archivfoto: Editpress/Julien Garroy

Kommt Delta irgendwann zurück? 

„Das ist ein bisschen die Gretchenfrage“, sagt Alexander Skupin. „Was müssen wir in den kommenden Monaten erwarten?“ Momentan ließe sich dazu nicht wirklich eine fundierte Aussage machen. „Es gibt viele Möglichkeiten – es kann durchaus sein, dass wir durch die Omikron-Welle eine große Grundimmunisierung schaffen und es damit für eine neue Variante schwierig wird, sich durchzusetzen“, sagt Skupin. Ob Delta zurückkomme – oder eine Delta-ähnliche Variante, die noch fieser sei – sei nicht klar zu beantworten. „Das Meinungsbild ist nicht kohärent“, sagt Skupin. „Es gibt die verschiedensten Szenarien, sie werden im Endeffekt vom Zufall abhängen.“ Es könnten Varianten auftreten, die das Potenzial haben, ein „Deltakron“ zu sein. „Aber erst, wenn diese auf eine Bevölkerung treffen, die eine gewisse Immunität hat, wird sich zeigen, was passiert.“

Wie gefährlich ist Omikron?

„Omikron führt eindeutig zu weniger schweren Verläufen als Delta“, sagt Claude Muller. Omikron treffe einerseits auf eine geimpfte Bevölkerung. „Andererseits wissen wir, dass Omikron vor allem die oberen Atemwege infiziert und die unteren Atemwege weniger betrifft.“ Diese „Organverteilung“ sei ein wichtiger Indikator für die Virulenz des Virus. „Wenn das Virus lebenswichtige Organe – etwa die Lunge – befällt, ist es virulenter und gefährlicher, als wenn weniger wichtige Organe wie der Nasen-Rachen-Raum infiziert werden“, erklärt Muller. 

Dass Omikron weniger schwere Verläufe als Delta verursache, sehe man auch in Luxemburg: „Trotz massiv ansteigenden Inzidenzen gehen die Zahlen in den Krankenhäusern zurück“, sagt Muller. Ärzte aus dem CHL hätten berichtet, dass es sowohl auf der Intensivstation als auch auf der Normalstation keine schweren Verläufe bei Patienten gibt, die geboostert sind.

„Es sieht so aus, als könne Omikron nur ab dem Symptombeginn weitergegeben werden“, sagt Dirk Brenner. Im Gegensatz dazu konnte die Delta-Variante bereits vor dem Eintreten der ersten Symptome weitergegeben werden. „Personen mit schweren Symptomen legen sich eher ins Bett – und werden das Virus dementsprechend weniger weitergeben.“ Das würde bedeuten, dass nur noch Infizierte, die weniger starke Symptome entwickeln und entsprechend noch am gesellschaftlichen Leben teilnehmen, das Virus noch effizient weitertragen. Das könnte der Grund dafür sein, dass eine Selektion zu weniger schweren Verläufen stattfinden könnte. „Die Datenlage dazu ist aber noch recht dünn.“

Auch laut Alexander Skupin reduziert sich die Wahrscheinlichkeit deutlich, dass eine Behandlung im Krankenhaus nötig ist. Dabei müsse man aber einen Faktor beachten: „Wenn man sich die Altersverteilung anschaut, sieht man, dass viele Jüngere unter den Positiven waren.“ Für diese Altersgruppe scheine es sich zu bewahrheiten, dass man zumindest statistisch nicht mit großartigen Komplikationen zu rechnen hat. Aber auch in den jüngeren Altersklassen gebe es Einzelne, die auch mit Omikron einen schweren Verlauf haben. „Insgesamt verdichten sich doch die Aussagen, dass Omikron wesentlich milder verläuft“, sagt Skupin. 

Aber: Auch Omikron kann schwere Verläufe – bis zum Tod – verursachen. „Das ist möglich“, warnt Claude Muller – vor allem bei Menschen, die nicht geimpft sind, oder bei Personen mit zusätzlichen Risiken – sei es durch hohes Alter, chronische Krankheiten oder ein geschwächtes Immunsystem.

Was sind die Symptome einer Omikron-Infektion?

„Was sich herausstellt, ist, dass die Omikron-Variante weniger häufig Symptome in den Lungen herbeiführt“, sagt Joël Mossong. Erkrankungen wie Lungenentzündungen kämen also weniger vor. „Das Virus hat sich auf die oberen Atemwege spezialisiert und nicht mehr auf die Lungen selbst“, sagt Mossong. Vor allem Symptome der oberen Atemwege seien bei Omikron deshalb typisch, sagt Claude Muller. „Wie zum Beispiel Halsschmerzen, eine tropfende Nase, Kopfschmerzen und Müdigkeit. Das alles passt zu Omikron.“ Dagegen komme seltener vor, dass Menschen ihren Geruchs- oder Geschmackssinn verlieren. „Das war bei den anderen vorigen Varianten typisch, ist aber bei Omikron seltener“, sagt Muller. 

Auch Omikron kann schwere Verläufe verursachen, sagt Joël Mossong, diese träten aber „vor allem bei geimpften und geboosterten Personen“ seltener auf. Laut Alexander Skupin sei Omikron „statistisch gesehen  so etwas wie ein ekliger Schnupfen“. Aber: „Die Schwankungen können sehr extrem sein.“ Es gebe durchaus geboosterte Menschen, die auch einen relativ starken Verlauf bekommen – genauso gebe es auch Ungeimpfte, die mit Omikron nur einen kleinen Schnupfen haben. „Statistisch gesehen hat man als Geboosterter unter 50 momentan sicherlich eine Chance auf einen milden bis gar keinen Verlauf“, sagt Skupin. Auch für Geboosterte über 50 sei Wahrscheinlichkeit, dass man ins Krankenhaus müsse, klein. „Und auf die Intensivstation zu kommen, fast null.“

Wie groß ist die Gefahr von Long Covid bei Omikron?

Ob Patienten mit Omikron auch seltener an Long Covid leiden, ist „momentan schwer einzuschätzen, da es sich dabei um chronische Symptome handelt, die auch nach einer Infektion noch wochen- oder monatelang prävalent sind“, sagt Joël Mossong. „Es gibt noch fast keine Daten hierzu.“ Jedoch gebe es einen klaren Zusammenhang von Menschen, die einen schweren Krankheitsverlauf durch Covid haben und später „Long Covid“ entwickeln. „Da die Omikron-Variante zu weniger schweren Verläufen führt, könnte man davon ausgehen, dass Menschen dadurch weniger Long Covid entwickeln“, meint Mossong. 

Prof. Claude P. Muller (CPM) ist Mediziner und Chemiker beim „Luxembourg Insitute Of Health“ (LIH), wo er sich mit der Überwachung und dem Management von Virusausbrüchen auf globaler Ebene beschäftigt 
Prof. Claude P. Muller (CPM) ist Mediziner und Chemiker beim „Luxembourg Insitute Of Health“ (LIH), wo er sich mit der Überwachung und dem Management von Virusausbrüchen auf globaler Ebene beschäftigt  Foto: Editpress/Philippe Reuter

Auch Claude Muller erklärt, dass Long Covid vor allem bei Patienten nach einem schweren Krankheitsverlauf vorkomme. „Besonders Menschen, die auf der Intensivstation waren, brauchen oft sehr lange, um sich zu erholen“, sagt der Mediziner. Dabei spielten auch die intensivmedizinischen Behandlungen eine Rolle. „Dazu passt, dass die Impfung nicht nur den akuten Krankheitsverlauf von Covid-19 bessert, sondern sie reduziert auch das anschließende Risiko für Long Covid“, sagt Muller. Eine israelische Studie zeige, dass die Hälfte der Patienten von einer Impfung während Long Covid profitieren.

Wieso öffnen sich einige Länder trotz Omikron?

„Es handelt sich hierbei um Länder, die bereits einen Höhepunkt erreicht haben – also in denen die Fälle wieder abnehmen“, sagt Joël Mossong. Man müsse ebenfalls beachten, wie sich dies auf den jeweiligen Gesundheitssektor auswirke, denn „eines der wichtigsten Kennzeichen ist, dass das Gesundheitssystem weiterhin funktioniert.“

Laut Dirk Brenner könnte Dänemark eventuell auch ein Modell für andere europäische Gesellschaften sein, – „wenn der Immunisierungsgrad hoch genug ist, gerade in den älteren Bevölkerungsteilen“. In Dänemark liege die Inzidenz bei über 6.000 und dennoch seien alle Corona-Beschränkungen aufgehoben worden, da nicht mehr so viele Infizierte die Krankenhäuser belasten. Dennoch bleibt der Immunologe vorsichtig. „Die Virus-Varianten können wieder mutieren oder verschiedene Varianten können rekombinieren“, sagt er. Im günstigsten Fall würde Omikron Delta aber komplett verdrängen. „Das heißt, jetzt müssen wir erst mal abwarten.“

Der Epidemiologe Joël Mossong arbeitet bei der „Inspection sanitaire“ des Gesundheitsministeriums und ist Spezialist für die Ausbreitung von Viren
Der Epidemiologe Joël Mossong arbeitet bei der „Inspection sanitaire“ des Gesundheitsministeriums und ist Spezialist für die Ausbreitung von Viren Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Sollten die Maßnahmen auch in Luxemburg reduziert werden?

Claude Muller ist der Meinung, dass man die Maßnahmen zurückfahren kann. Für ihn sei das entscheidende Indiz die Belegung der Betten auf der Intensivstation. „Und diese geht eindrucksvoll zurück“, sagt er. Laut dem Chef der CHL-Intensivstation hätten von den fünf Covid-Intensivpatienten in dem Krankenhaus drei eine schwere Lungenbeteiligung, so Muller. Alle drei seien ungeimpft. Die beiden anderen Patienten hätten zwar einen positiven PCR-Test, seien aber aus anderen Gründen hospitalisiert. „Das bedeutet, dass nur drei von fünf Patienten mit einer respiratorischen Insuffizienz wegen Covid auf der Intensivstation liegen.“ Diese Zahlen seien den Beobachtungen in Dänemark und England ähnlich. „Mit Blick auf die Intensivstation bin ich der Meinung, dass man die derzeitigen Maßnahmen zurückfahren kann.“ Die Zahlen zu den Patienten auf den Intensivstationen seien immer sehr intransparent und oft irreführend kommuniziert worden. Dabei ist das das wichtigste Indiz für den Zustand der jetzigen Situation.

Jeder habe die Möglichkeit, sich wirksam gegen das Virus zu schützen, sagt Muller. „Wenn er das nicht tut, dann hat er sich für das Virus entschieden.“ Trotz Maßnahmen werde es nicht möglich sein, Ungeimpfte vor Omikron zu schützen. „Die Maßnahmen, die wir ergreifen, um uns gegen Omikron zu schützen, wurden getroffen, um die Krankenhäuser vor Überlastung zu schützen“, sagt Muller. „Solange dies nicht der Fall ist, können wir zurückschrauben.“

Bei Omikron landeten weniger Menschen auf der Intensivstation als bei Delta, bestätigt auch Joël Mossong. „Wir müssen trotzdem weiterhin die Lage im Auge behalten und sehen, wie es weitergeht.“ Das hohe Ansteckungspotenzial habe einen großen Einfluss auf die Arbeitswelt. „Die Variante wird in vereinzelten Sektoren prävalent.“ Der Epidemiologe glaubt jedoch nicht, dass es zu einer Verhärtung der Maßnahmen kommen werde. „Es hängt davon ab, wie die Maßnahmen und das Risiko der Krankenverläufe sich auf die Gesellschaft auswirken“, so Mossong. Im November und Dezember sei man in einer anderen Situation gewesen. Es sehe daher nicht nach einer Maßnahmen-Verstärkung aus – ganz im Gegenteil: „Wir müssen eine Balance zwischen den Maßnahmen und dem Kollateralschaden auf die Gesellschaft finden.“ Man müsse gezielt nach Maßnahmen suchen, die eine Übertragung zum Wohle der ganzen Gesellschaft minimierten – und wie am Anfang der Pandemie gelte: „Flatten the curve“.

Ist Luxemburg bald „immunisiert“?

„Ich glaube, das geht ziemlich schnell. In zwei, drei Wochen werden die Fallzahlen, also die Inzidenzen, wieder heruntergehen“, sagt Claude Muller.

Laut Joël Mossong könnte der „Peak“, also der Scheitel der Welle, demnächst erreicht sein. „Es sieht danach aus“, sagt er. „Wir müssen schauen, was noch kommt.“ Vor allem die Maßnahmen in den Schulen und in der Gesellschaft würden zeigen, wie es weitergeht. Aber: „Die Fälle werden langsamer nach unten gehen, als sie gestiegen sind.“ Dieser Vorgang werde noch Wochen oder sogar Monate andauern. „Wir müssen sicherstellen, dass das Gesundheitssystem nicht infrage gestellt wird“, erklärt der Epidemiologe. „Wenn wir die Maßnahmen lockern, könnte es wieder zu einem kleineren Peak kommen – es hängt aber davon ab, wie diese Lockerung aussieht.“ 

Dirk Brenner ist Immunologe am Luxembourg<br />
Institute of Health (LIH) und an der Universität Luxemburg. Brenner hat Biochemie an den Universitäten in Bonn, Witten, Stanford und Harvard studiert und in Heidelberg promoviert. Brenner<br />
leitet das Labor für „Experimental & Molecular Immunology“ am LIH.
Dirk Brenner ist Immunologe am Luxembourg
Institute of Health (LIH) und an der Universität Luxemburg. Brenner hat Biochemie an den Universitäten in Bonn, Witten, Stanford und Harvard studiert und in Heidelberg promoviert. Brenner
leitet das Labor für „Experimental & Molecular Immunology“ am LIH. Foto: LIH

Kann Omikron als Weg aus der Pandemie angesehen werden?

Laut Alexander Skupin lässt sich die Frage, ob wir im Sommer mit der Pandemie „durch“ sind, noch nicht klar beantworten. „Die Wahrscheinlichkeit, dass es nach Omikron eine gewisse Ruhe gibt, ist relativ groß“, sagt er. „Sicherlich nicht 100 Prozent, aber ich habe die berechtigte Hoffnung.“ Dies könne aber durchaus weggewischt werden, wenn es doch irgendwo eine Variante gebe, die sich nicht um die Omikron-Immunisierung schere. „Das kann dazu führen, dass es noch mal zu einem Rebound kommt“, sagt Skupin. Was jedoch im Herbst passiert, sei eine ganz andere Frage. „Da lässt sich schwer eine Prognose stellen.“

Es gebe klare Hinweise darauf, dass Omikron weniger gravierend sei als die Varianten davor – darunter auch Delta, sagt Joël Mossong. „Das können wir als positive Entwicklung im Verlauf dieser Pandemie sehen.“ Der Epidemiologe ruft jedoch die Varianten ins Gedächtnis. Ob die Omikron-Welle dazu führe, dass es ruhiger wird, müsse man noch abwarten. Im Herbst und Winter könnte das Virus wieder anziehen, meint er. „Welche Variante dafür verantwortlich ist, können wir nicht sagen. Auch hängt es davon ab, ob die Impfung noch gegen die nächste Variante wirkt.“ Wenn es zu einer neuen Variante käme, müsse man dafür sorgen, dass die Immunität gegen das Coronavirus hoch bleibt. „Man kann dabei nicht ausschließen, dass es noch zu weiteren Impfungen kommen könnte“, sagt Mossong.

Die vorherigen Virus-Spielarten hätten etwas gemeinsam: „Jede Variante war schlimmer als die vorherige. Alpha war schlimmer als Wuhan und Delta wiederum schlimmer als die vorherige.“ Omikron habe dieses Schema gebrochen, sagt Mossong. „Wir können nicht sagen, ob die nächste Variante weniger schlimm oder schlimmer wird.“ Man müsse sich daher auf beide Szenarien einstellen. Solange Omikron aber noch dominiert, scheint unser Gesundheitssystem nicht mehr so in Gefahr zu geraten, wie das noch vor einem Jahr der Fall war.

Claude Muller glaubt, es sei gut möglich, dass Omikron der Weg aus der Pandemie ist. „Wir sind am Ende des Interviews, da darf man etwas mutiger spekulieren“, sagt der Virologe. „Meine optimistische Einschätzung ist, dass wir die Wellen im Sommer hinter uns gelassen haben und Corona, für die, die es wollen, zu einer normalen Krankheit geworden ist – also für alle, die geimpft sind.“ Für die Ungeimpften sei es anders.

„Ich weiß, dass das gewagte Aussagen sind“, sagt Muller. „Dennoch möchte ich auch Kollegen widersprechen, die noch keine Kehrtwende sehen wollen und weiterhin vor Lockerungen warnen, besonders im Hinblick auf zukünftige Varianten.“ Diese würden auf eine Bevölkerung treffen, die zumindest einen guten Teilschutz haben, auch gegen neue Varianten. „Man sollte erst mal diese Varianten abwarten, bevor man in vorauseilendem Gehorsam Maßnahmen aufrechterhält“, sagt Muller. Die Impfungen seien sehr gut und schützen sehr gut gegen alle bisherigen Varianten, mindestens gegen schwere Krankheitsverläufe – und das ist das Entscheidende. „Mag sein, dass der Schutz gegen die alte Beta-Variante weniger gut wäre – aber die ist verschwunden.“

zeyen
3. Februar 2022 - 22.33

@Ujheen, oh mei.Ass dat alles?

Michelau
2. Februar 2022 - 19.58

@allawi33 "Gibt es den Zufall, oder?" Die Amis haben ein Sprichwort: Once is happenstance. Twice is coincidence. Three times is enemy action.

charles.hild
2. Februar 2022 - 18.01

Die Behauptung: "die Zahlen in den Krankenhäusern gehen zurück" stimmt bis heute noch nicht. Denn auch wenn man den "Schminketrick", mit den "exklusiv Covid" Patienten hinnimmt (wieviele haben es noch nicht verstanden? RTL, glaube ich, hat es jedenfalls noch nicht durchschaut), kann man bestenfalls sagen, die Zahlen bleiben "stabil" oder, sie steigen nicht an. Aber, seit Dezember steigt die Gesamtheit der Covidtoten stetig nach oben. (Die Neuen ersetzen die, welche oben wegsterben. Daher bleibt die Zahl konstant). Wollen wir tatsächlich 1000 Tote erreichen? Ich höre schon wieder Politiker posaunen: Alles richtig gemacht, denn die Wirtschaft boomt, und dem Urlaub auf Male steht nichts mehr im Wege. Schämt euch! Bitte, bereiten Sie die nächste Welle ordentlich vor, und europäisch, bis hin zur Ukraine.

Ujheen
2. Februar 2022 - 16.34

@ HTK Amen Pofesser Dokter HTK! Amen…

allawi33
2. Februar 2022 - 13.09

„Es gibt die verschiedensten Szenarien, sie werden im Endeffekt vom Zufall abhängen“, sagt Alexander Skupin. Meine Frage ist : Gibt es den Zufall, oder?

TG
2. Februar 2022 - 12.57

Ich finde die Idee gut, mehrere Experten zu dem gleichen Thema zu befragen und die Meinungen thematisch zu verbinden. Somit war der Artikel interessant und sehr gelungen. Danke

HTK
2. Februar 2022 - 9.01

Was hier vor Monaten erwähnt wurde ist eingetroffen. Das Virus mutiert sich ins Abseits.Die Impfung ist ein voller Erfolg.70% der Kranken waren nicht geimpft.Das erinnert an die Quote der Todesfälle bei der Influenza. Die Schwurbler dürften spätestens jetzt einpacken und ihre Litanei zuhause in den vier Wänden verbreiten. Die Korrelation zwischen den Infektionen und den Krankheitsfällen belegt,dass es keinen Grund zur Panik gibt.Allerdings....Mutationen bei Viren wird es immer geben. Man kann sich also wieder voll auf die Influenza konzentrieren?! Dank Covid wird die Impfung hier jetzt ernster genommen.Vor allem bei uns Alten.