Kontroverses CastingStatistensuche für Luxemburgs „Capitani“ sorgt für scharfe Kritik im Netz

Kontroverses Casting / Statistensuche für Luxemburgs „Capitani“ sorgt für scharfe Kritik im Netz
Tatort Internet: Die Ausschreibung der Casting Lux Asbl. sorgt für Unmut Foto: Samsa Film

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Rassismus und Sexismus am Set? Eine Casting-Ausschreibung für die zweite Staffel der Luxemburger Erfolgsserie „Capitani“ löst im Netz einen Sturm der Entrüstung aus.

Nach dem internationalen Erfolg auf Netflix ist die luxemburgische Serienproduktion „Capitani“ wieder in aller Munde. Diesmal allerdings nicht wegen der Serie selbst, sondern wegen des Casting-Aufrufs für die zweite Staffel. Diese soll, wie kürzlich bekannt wurde, nicht mehr in dem fiktiven Örtchen Manscheid im Luxemburger Ösling spielen, sondern verlegt die Handlung nach Luxemburg-Stadt – ins Bahnhofsviertel. Die Dreharbeiten beginnen bald und die Produktionsfirma Samsa hat die Agentur Casting Lux mit der Suche nach Statisten und Komparsen beauftragt. Ein inzwischen gelöschter Facebook-Post der Casting-Agentur sorgte am Wochenende für Entrüstung im Netz.

Dieser Casting-Aufruf sorgt für scharfe Kritik
Dieser Casting-Aufruf sorgt für scharfe Kritik Screenshot/Finkapé

So suchen die Produzenten nach „zwei Männern mit afrikanischen Wurzeln, die in der Lage sind, eine Pistole zu halten“. Weiterhin wird ein großer Mann aus dem „Osten“ gesucht, „sechs Prostituierte zwischen 16 und 45 Jahren“ und auch „fünf afrikanische Männer zwischen 16 und 35, um Dealer zu spielen“. Die vollständige Liste ist dem Screenshot zu entnehmen, den die Organisation Finkapé auf ihrer Facebook-Seite gepostet hat. Finkapé setzt sich für die Rechte von Menschen mit afrikanischem Migrationshintergrund in Luxemburg ein – und kritisiert die Ausschreibung hart. „Minderheitencharaktere sind fast ausschließlich Prostituierte, Schläger, Drogendealer, Einbrecher, Menschen, die als gewalttätig und geächtet dargestellt werden.“ Für die Macher von „Capitani“ sei Diversität „die nigerianische und albanische Mafia“.

Die Produktionsfirma Samsa distanzierte sich kurz darauf in einem Facebook-Kommentar von der Ausschreibung und schrieb: „Wir bedauern zutiefst die ungeschickten Worte der Agentur, an die wir diese Anzeige vergeben haben.“ Samsa wurde dafür von Nutzern kritisiert, die darauf hinwiesen, dass die Agentur wohl lediglich die Angaben weitergegeben hat, die sie von Samsa erhalten hätte. Aber die Dynamik der sozialen Netzwerke ließ ohnehin kaum noch Raum zur Schadensbegrenzung.

In der Folge griffen unter anderem sowohl die Präsidentin der „Femmes socialistes“ Maxime Miltgen als auch das Künstlerkollektiv Richtung22 die Kritik auf und erweiterten sie auf Überlegungen hinsichtlich der Grundrechte einerseits, aber auch auf die bereits als stereotyp empfundene Darstellung von Frauen und Männern in der ersten Staffel andererseits. Laut Richtung22 verunglimpft die erste Staffel außerdem Menschen mit Behinderung. Wenig später griff auch Lëtz Rise Up, ein Bündnis gegen die Opfer von Diskriminierung, die Affäre auf und beglückwünschte die Teilnehmer zu der schnellen Reaktion – ein solch kraftvolles Vorgehen gegen Rassismus „wäre vor ein paar Monaten nicht möglich gewesen“. Antirassistische Bemühungen hätten erst im Frühjahr 2020 und nach dem Mord an George Floyd so viel Schwung bekommen.

Die Agentur Casting Lux Asbl. hat sich nach Tageblatt-Informationen noch nicht öffentlich positioniert.

Taxpayer
19. März 2021 - 8.04

Heng: da die Damen für Statistenrollen als Prostituierte gesucht werden, wäre es kompliziert, bei den Auswahlkriterien körperliche Attribute aussen vor zu lassen. Oder müssen wir aus Gründen der political correctness zukünftig auch 60-jährige Rentner auf solche Rollen casten?

Heng
18. März 2021 - 22.20

Natürlich ist der Casting-Aufruf rassistisch und sexistisch formuliert. Es sieht so aus als würden Ausländer oder Luxemburger mit ausländischen Wurzeln nur für Verbrecherrollen und Frauen nur wegen ihres Körpers gesucht. Das spiegelt die Realität nicht wieder und deshalb ist die Aufregung gerechtfertigt. Es ist auch kein Blödsinn auf Rassismus oder Sexismus hinzuweisen. Solche Klischees werden in anderen Serien und Filmen längst gebrochen. Und nur weil das früher gemacht wurde, ist es noch längst nicht ok.

de Schéifermisch
17. März 2021 - 15.22

Aber bitte, wenn man nun einmal schwarzhäutige Statisten braucht, muss dies auch klar und deutlich aus der Ausschreibung hervorgehen. Ob die Aufregung auch so gross gewesen wäre, wenn man eine/n schwarze/n König/in gesucht hätte?

JCC
15. März 2021 - 18.19

Egal wat momentan opgefouert gëtt. Solle mir dann elo och nach op d'Barikaden goen well an der Annonce no engem groussen staarken Mann mat osteuropäëschen Originen fir e "Rausschmeisser" gesicht gëtt. Wann dat esou viru geht dann wäerten all Filmer nach eng Zensur operluecht kréien. Dat ass e Film am Garer Quartier mat der bekannter Problematik. Soss loosse mir Samsa de ganz Film nëmmen nach mat Spillschoulskanner dréihnen an am beschten mat villen Sechslingen fir nëmmen keen ze "verletzen".

Kelly Rodrigues
15. März 2021 - 15.42

Wow datt klengt ganz gudd mol een deel matt spillen zekennen, geiff mech freen mol enmol matt maachen zekennen, falls dea interessen hutt kenn dea iech reueg mellen!. Alter: 19joër Greisst: 1m56 Greiss Kelly

raymond
15. März 2021 - 14.59

Sie hätten nicht so realistisch sein sollen und es machen wie die Amis, lauter weiße 28jährige mit falschen Zähnen, falsche Brüste, falsche Haare...

B.G.
15. März 2021 - 9.17

Siehe mein Kommentar zu EINWURF , Kritiek am Casting zu CAPITANI ( der besten luxemburgischen Serie aller Zeiten )

Bimbo
15. März 2021 - 6.41

Wat e Blödsinn ewell mat Rassismus......Menschen verblöden

Realist
14. März 2021 - 20.13

Wer allen Ernstes in einer Netflix-Serie eine "Stereotypisierung" der Charaktere kritisiert, hat das Konzept der Kino- und Tv-Unterhaltung der letzten über 100 Jahre vermutlich nicht verstanden.

Till vor dem Spiegel
14. März 2021 - 16.43

Wenn wir in Filmen die Realität bestimmter Zeitepochen, das Umfeld bestimmter Milieus verschönern müssen, kommt es fast schon einer Zensur gleich und müssten die Mehrzahl renommierter Filme der Vergangenheit auf den Index stellen.

J-Marc Calderoni
14. März 2021 - 15.55

Deenen Herrschaften aus der sanktrosankter Filmbranche geet ët dach nëtt an éischter Linn ëm Rassismus, Sexismus oder gar Qualitéit. Deene geet ët virun allem drëm, sech schnellstméiglechst d‘Täschen ze fëllen ! Aux frais de la princesse, natiirlech. Business as usual halt... Hat do een eppes vu Kultur gesot ?