VerkehrUmgehungsstraße Bascharage: Das ist der neue Plan der Regierung

Verkehr / Umgehungsstraße Bascharage: Das ist der neue Plan der Regierung
Der „Contournement“ soll den Verkehr in Bascharage, Sanem und Petingen entlasten Foto: Editpress-Archiv/Isabella Finzi

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Die Regierung hat am Montag die neue Trasse der Umgehungsstraße Bascharage vorgestellt. Auch diese Strecke kommt wohl nicht ganz ohne Hindernisse aus. Ob sie zu überwinden sind, bleibt abzuwarten.

Transportminister François Bausch („déi gréng“) hat der Bürgermeisterin von Sanem, Simone Asselborn-Bintz (LSAP), und Michel Wolter (CSV), dem Bürgermeister von Käerjeng, zusammen mit ihren Schöffen am 13. September die neuen Regierungspläne für die Umgehungsstraße in Bascharage vorgelegt. Ziel sei es, den Verkehr innerhalb von Bascharage, Sanem und Petingen deutlich zu entlasten. Zugleich spiele die Region mit ihren Gewerbegebieten am europäischen Entwicklungspol, Robert Steichen, Haneboesch und Gadderscheier, eine erhebliche Rolle in der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes. Die neue Variante würde keine Zusatzkosten verursachen, gleichzeitig aber mehr Naturelemente bewahren – so geht es aus einer gemeinsamen Pressemitteilung des Transportministeriums sowie der Gemeinden Käerjeng und Sanem hervor.

Die neuen Änderungen

Die neue Variante des „Contournement de Bascharage“ enthält folgende Änderungen im Vergleich zu den Plänen aus dem Jahr 2016:
– Es sind mehrere Anschlüsse an das lokale Straßennetz geplant, um so eine konsequente Verkehrsberuhigung in Sanem und Bascharage bewirken zu können. Eine Mobilitätsstudie soll in enger Abstimmung mit den Gemeinden den künftigen Verkehr, mögliche Straßensperrungen für den Transitverkehr, den Ausbau der Fahrradinfrastruktur und die Organisation des öffentlichen Transports festlegen. Diese Studie solle sicherstellen, dass die Umgebung Bascharage Teil eines Gesamtkonzepts für die ganze Region ist und die Lebensqualität für die dort ansässigen Einwohner gewährleistet ist.
– Die neue geplante Strecke verläuft entlang der Schienen, um so alle Verkehrskorridore bestmöglich zu bündeln. Dies mache allerdings die Umsiedlung des Unternehmens Saint-Gobain Abrasives unumgänglich. Die Verhandlungen würden in einem Klima des gegenseitigen Vertrauens stattfinden und sollen zudem intensiviert werden, um eine Verlagerung der Firma auf luxemburgischem Territorium zu gewährleisten, geht aus der Pressemitteilung vom Montag hervor.
– Der Bahnhof Bascharage-Sanem soll ein mehrstöckiges Parkhaus und einen optimierten Busbahnhof erhalten.
– Neben der Umgehungsstraße ist ein Fahrradweg geplant.
– In der neuen Variante wird der „Bobësch“ nicht mehr durch den Straßenverlauf in zwei geteilt und bleibe somit als zusammenhängender Wald erhalten. Die Trasse entlang der Bahnlinie beeinträchtige demnach nur den Waldrand, der laut Pressemitteilung „aus jungen Sträuchern besteht“. Auch die Auswirkungen auf das Natura-2000-Gebiet („Zämerbësch“) könnten damit reduziert werden.
– Der Regierungsrat habe die Durchführung einer Analyse zur Realisierung eines zusammenhängenden Lebensraumgebiets aus zwei Waldgebieten, dem „Zämerbësch“ und „Bobësch“, vorgeschlagen.

„Das ist der beste Vorschlag für die Streckenführung, die wir seit Jahren erhalten haben“, sagt der Käerjenger Bürgermeister Michel Wolter (CSV) auf Tageblatt-Anfrage. „Vor allem werden Budget und Timing respektiert.“ Er ist zufrieden, dass die Tunnelvariante unter dem „Bobësch“ vom Tisch ist. Schon an früherer Stelle hatte er sich im Tageblatt kritisch dazu geäußert und bezweifelt, dass sie realisierbar ist. Ein Schreiben der Verwaltung an den zuständigen Minister bestätigte kürzlich Wolters Ahnungen formell.

Vorsichtig optimistisch gibt sich auch die Sassenheimer Bürgermeisterin Simone Asselborn-Bintz am Montagabend gegenüber dem Tageblatt. Es sei „die beste Variante nach der Null-Variante“. Auch wenn sie weiter allgemein Bedenken wegen des Contournements habe – vor allem hinsichtlich des Verkehrsaufkommens in ihrer eigenen Gemeinde und der Auswirkungen auf die Umwelt –, sei der vorgelegte Plan eine gute Grundlage, auf der man aufbauen könne. Sie pocht im Gespräch vor allem darauf, dass auch verkehrsberuhigende Maßnahmen rund um den Contournement vorgesehen sein müssen und die Entstehung von „Schleichwegen“ bestmöglich vermieden werden sollte. 

Die Eingriffe in die Waldgebiete hatten immer wieder Naturschützer auf den Plan gerufen, die mit Besetzungen und Aktionen um die Bäume reagierten. Deshalb klingen die Worte der Sprecherin der „Biergerinitiativ Gemeng Suessem“ (BIGS) verhalten. „Die Trasse bleibt im Wesentlichen bei den Plänen vor der Tunnelvariante“, sagt Patrizia Arendt. „Nur das Parkhaus kommt woanders hin.“

„Wahlgeschenk“

Sie macht geltend, dass Eingriffe in die Natur bleiben und die neue ministerielle Variante wie ein „Wahlgeschenk“ daherkommt. „Im Dezember 2022 wurde schon ein halber Hektar abgeholzt für nichts und wieder nichts“, sagt Arendt. „Und ein kleiner Zipfel des Bobësch muss auch bei dieser Variante weichen.“ Die BIGS klingt abwartend und will sich beraten. Im Kern ist auch Bürgermeister Wolter abwartend. Mehrmals bemüht er das Sprichwort „Holzauge, sei wachsam!“ im Gespräch. Zwei Hürden müssen noch genommen werden.

Der Betrieb Saint-Gobain Abrasives, Weltmarktführer in der Herstellung von Schleifmitteln, muss umgesiedelt werden. „Damit muss der Betrieb auch einverstanden sein“, sagt Wolter. Und als Zweites muss das Umweltministerium das Projekt in der jetzigen Form genehmigen. „Diese Unterschrift ist der Schlussstrich unter allem“, sagt Wolter in einem Ton, der sagt, abwarten, ob es auch passiert. Ein Aber, das auch Asselborn-Bintz zu bedenken gibt. 

Die beiden Politiker wie alle anderen haben schon viele politische Kehrtwendungen und Rückwärtsrollen in letzter Minute erlebt. Der Baubeginn ist für Ende 2024, Anfang 2025 vorgesehen und werde zeitgleich mit der Umsetzung der Ausgleichsmaßnahmen vonstattengehen. Beide Gemeinderäte treffen sich am 21. September zu weiteren Gesprächen mit Vertretern des Ministeriums und der Verwaltung. „Dort wird der Plan der gemeinsamen Arbeitsgruppe vorgestellt und u.a. auch über alle weiteren Maßnahmen, die der Plan mit sich bringt, gesprochen“, sagt Asselborn-Bintz. Nicht eingeladen ist die Arbeitsgruppe, in der neben den Gemeinderäten „Mouvement écologique Sud“, „natur&ëmwelt“ und die BIGS zusammengearbeitet und immer wieder Aspekte zur Diskussion beigesteuert haben.

Die neue Variante der Umgehungsstraße von Bascharage
Die neue Variante der Umgehungsstraße von Bascharage Foto: Ministère de la Mobilité et des Travaux publics, Commune de Käerjeng, Commune de Sanem
 

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jepagro
20. September 2023 - 10.13

"Der Betrieb Saint-Gobain Abrasives, Weltmarktführer in der Herstellung von Schleifmitteln, muss umgesiedelt werden."
Hihi, wär's glaubt wird selig. Freund Gregory aus Manchester kann ein Lied davon singen wie Saint Gobain sich "umsiedelt"!
In der Doxey Road in Stafford haben sie alles dicht gemacht, nicht mehr rentabel.
Es sei denn man baut von staatlicher Seite ein komplett neues Werk. Man hat ja inzwischen Routine, auf Kirchberg ist noch Platz. ☹

Linda
18. September 2023 - 23.38

Merci Fränz.

Alt erem…
18. September 2023 - 18.19

… eng Ursach fir an de Journal, ech kuken den net mei.