BoxenRedi Xhabrahimi: Von einem jungen Athleten, der sich dank der noblen Sportart in Luxemburg zurechtfand

Boxen / Redi Xhabrahimi: Von einem jungen Athleten, der sich dank der noblen Sportart in Luxemburg zurechtfand
Drei Tage, drei Siege: Redi Xhabrahimi (l.) und Trainer Damir Krndic kehren mit einer Goldmedaille nach Luxemburg zurück Foto: privat

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Erst Andorra, jetzt Portimão. Der 19-jährige Redi Xhabrahimi hat innerhalb weniger Monate seine zweite internationale Goldmedaille im Ring gewonnen. Der Weg dorthin war für den jungen Boxer, der vor fünf Jahren als Flüchtling nach Luxemburg kam, nicht immer einfach. Zwischen dem Leben im Foyer, schulischen Sorgen und vielen Emotionen fand er beim Team Alpha die richtige Umgebung.

Damir Krndic, Trainer des Team Alpha, erinnert sich noch genau an das erste Kennenlernen mit Redi Xhabrahimi. Vor ihm stand ein 15-jähriger Jugendlicher, der mit seinen Handschuhen Druck abbauen wollte – aber vor allem etwas suchte, um die Emotionen zu kanalisieren. Draußen auf der Straße, komplett auf sich alleine gestellt, war der Albaner damals nämlich nicht die Art Mensch, die das Boxen aus ihm gemacht hat. Nachdem man ihm in Portimão eine weitere Goldmedaille um den Hals gehängt hatte, gab es in diesem Sinne ein sehr vertrautes Gespräch mit dem Coach, der ihn seit vier Jahren auf Schritt und Tritt begleitet: „Er hat mir gestern noch einmal gesagt, dass das Boxen sein Leben verändert hat. Er ist disziplinierter geworden, auch in der Schule. Er hat gelernt, dass er härter an sich arbeiten muss.“

Worte, die auch die härtesten Trainer der Welt wohl nicht kaltlassen würden. Krndic sieht seine Rolle nicht ausschließlich als Technik-Übermittler, sondern auch als großen Bruder. Xhabrahimi kam damals ohne Eltern nach Luxemburg und fand sich im Foyer nicht immer zurecht: „Seine Geschichte ist toll. Er hat schon vieles geschafft. Seine Entwicklung ist viel schöner als Resultate. Es erfüllt einen mit Stolz, wenn man sieht, dass die Jungs im Leben den richtigen Weg einschlagen.“ Er war es auch, der damals beim 15-Jährigen erkannt hat, dass eine unorthodoxe Boxausrichtung dem Rechtshänder besser liegen würde.

Ziel der jahrelangen Ausbildung ist es, sich um einen Platz in den COSL-Kadern zu bewerben und internationale Erfolge zu verbuchen. Nächstes Jahr soll Xhabrahimi die Luxemburger Staatsangehörigkeit erhalten, denn „er will für das Land kämpfen, das ihn aufgenommen hat“. Doch der Boxer hat für 2023 zahlreiche Pläne, angefangen mit einem Abschluss als Erzieher. Dafür muss er in den nächsten Tagen aber erst einmal die Prüfung nachholen, die er am Freitag wegen des Sporteinsatzes verpasst hat. Krndic hat in den vergangenen Jahren stets darauf geachtet, dass der schulische Erfolg nicht zu kurz kommt: „Wir tauschen uns über alles aus. Schule, Alltag im Foyer. Unser Klub ist nicht allzu groß, deshalb ist die familiäre Atmosphäre wichtig. Jetzt geht es wieder darum, sich auf Prüfungen zu konzentrieren.“

„Er tanzt um den Gegner herum“

Zu zweit reisten sie am Donnerstag nach Portugal. Nach einer kurzen Einführung ging es bereits freitags für die erste Runde in den Ring. Dreimal drei Minuten sind pro Kampf vorgesehen. „Er war der Erste der Gewichtsklasse, der im Einsatz war. So gesehen hatten seine Konkurrenten also den Vorteil, dass sie ihn hätten beobachten können.“ Genutzt hat es wenig, der Alpha-Boxer dominierte über die gesamten drei Tage nach Strich und Faden. Selbst die einheimischen Journalisten waren auf Xhabrahimi und seine Geschichte aufmerksam geworden – und „auf den Rängen wurde sein Name gerufen“.

Von seinen acht Amateurkämpfen hat der 19-Jährige sieben gewonnen. Sein Kampfstil ähnele dem von Muhammad Ali, wie der Trainer hinzufügte. „Er tanzt um den Gegner herum.“ In der gleichen Gewichtsklasse wird er dagegen wohl nie antreten. Xhabrahimi hat für das Turnier in Portugal neun Kilogramm abgenommen. Opfer, wie es Krndic nannte. Dazu gehören auch die Schulterschmerzen, die sein Athlet mit nach Hause bringt. „Er ist jung und noch nicht so erfahren wie ein Michel Erpelding, aber diese Medaille motiviert ihn, weiterzumachen.“ Doch die zwei Wochen Pause, die jetzt auf ihn warten, hat er sich zweifellos verdient.

Melkumian bei der Gala in Rümelingen

Zu den nationalen Hoffnungen zählt auch Benik Melkumian. Der Boxer kämpfte in jungen Jahren unter französischer Flagge, hat sich aber vor ein paar Monaten dem Rümelinger Klub angeschlossen. Wann er für die FLB antreten darf, steht noch nicht fest. Geplant ist ein Auftritt bei der Gala seines neuen Vereins, am 29. Mai (erster Gong um 16.00 Uhr). Neben Melkumian sind ebenfalls Priscilla Bezzi (beide Amateur-Kämpfe) und Remi Scholer (Profi-Kampf) gemeldet.