Russland-Ukraine-KrisePutins Paranoia bringt Europa in Gefahr – ein nervöser Westen macht alles nur schlimmer

Russland-Ukraine-Krise / Putins Paranoia bringt Europa in Gefahr – ein nervöser Westen macht alles nur schlimmer
Russlands aufgerüstete Streitkräfte machen den Westen nervös Foto: AFP/Russisches Verteidigungsministerium

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Alle blicken gebannt auf die Ukraine und auf Russland. Seit Monaten lässt der russische Präsident Wladimir Putin Güterzug um Güterzug voll mit schwerem Kriegsmaterial in Richtung Westen rollen. Damit rollen die Panzer, Raketenwerfer und der ganze Rest auch näher zu uns. Eine solche Mobilmachung hat der Kontinent lange nicht mehr gesehen. Die gute Nachricht ist, dass weiterverhandelt und noch nicht geschossen wird. Die schlechte Nachricht ist, dass die Gespräche, obwohl sie auf den verschiedensten Ebenen seit Wochen geführt werden, noch kaum Druck aus dem Kessel nehmen konnten und die Kriegsgefahr nicht geschmälert wurde.

Eher das Gegenteil scheint der Fall zu sein. In ihrer Reaktion auf Putins militärische Drohkulisse an der Grenze zur Ukraine rüsten die NATO-Staaten ihre östlichen Bündnispartner auf und beliefern auch das Nicht-NATO-Mitglied Ukraine mit immer mehr Kriegsgerät. Damit unterfüttern sie Putins Klage, dass die NATO Russland immer näher auf die Pelle rücke.

Zwar beteuern alle Konfliktparteien, dass sie auf keinen Fall einen Krieg wollen. Allerdings rüsten alle derart auf, als wollten sie sich auf einen solchen vorbereiten. Dabei zuzuschauen, wie Putins paranoide Vorstellungen vor unser aller Augen tatsächlich Gestalt annehmen, ist beängstigend. Die Geister, die Putin selber rief, materialisieren sich und bringen Europa in eine Gefahr, wie es sie jahrzehntelang nicht kannte.

Oder wird die Gefahr überschätzt, ist alles nur ein Bluff?

Je weiter man sich von der Ukraine entfernt, desto schriller klingen die Kriegswarnungen. Von London und von Washington aus wird die Gefahr eines russischen Angriffs höher eingeschätzt als etwa in Berlin, Paris oder Rom, aber erstaunlicherweise auch in Kiew selbst, wo sich der ukrainische Präsident Selenskyj bereits mehr als einmal über die forsche Kriegsrhetorik und das aus seiner Sicht überstürzte Handeln Bidens geärgert hat. Das lenkt den Blick auf die westlichen Gegenspieler Putins – und leider auch auf ihre Nervosität und somit auf eine Eigenschaft, die genau jetzt, wo jeder den Finger am Abzug hat, niemand gebrauchen kann.

US-Präsident Joe Biden und der britische Premier Boris Johnson stehen innenpolitisch mit dem Rücken zur Wand. Johnson, weil er Johnson ist und die selber verhängten Corona-Lockdowns offenbar vorzugsweise durchgefeiert hat, was ihm die Briten nun ziemlich übelnehmen. Biden, da er, der zum Beginn seiner Amtszeit noch zum Weltenretter hochstilisiert wurde, in den USA nichts auf die Beine gestellt bekommt und Schmach um Schmach erleidet. Wenn es dumm läuft für Biden, wird er als jener Präsident in die Geschichte der USA eingehen, der Trump erst geschlagen hat, nur um ihm dann den Weg ins Amt zurück zu ebnen.

Die neue deutsche Regierung scheint sich außenpolitisch erst finden zu müssen, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron muss sich bald Wahlen stellen. Biden hat sich so widerstandslos zum Anführer gegen Putins Drohgebärden aufgeschwungen – und den russischen Präsidenten damit dorthin emporgehoben, wo er sich selbst am liebsten sieht: als Anführer einer Weltmacht.

Die Europäer werden zwar mittlerweile gehört, die Gangart gibt aber Washington vor. An der Außengrenze der Europäischen Union droht ein Krieg, der wohl auch für unser Staatenbündnis katastrophale Folgen hätte. Trotzdem verfestigt sich der Eindruck, den EU-Staaten würden bei der möglichen Eindämmung der Gefahr nur die Rolle des Zaungastes beigemessen und sie würde sich damit auch zufriedengeben. Das kann in der Tat nervös machen. Am Freitag gab es dann immerhin einen Lichtblick. Macron und Putin telefonierten eine Stunde miteinander. Das Ergebnis: Putin habe deutlich gesagt, dass er nicht die Konfrontation suche und beide hätten die „Notwendigkeit der Deeskalation“ erklärt. 

Luss
31. Januar 2022 - 21.53

Geht es Putin oder anderen Machthabern in totalitären Staaten, eher darum die westliche freiheitliche , rechtsstaatliche Lebensweise nicht an die Grenze ihrer Staaten herankommen zulassen.

Taxpayer
30. Januar 2022 - 12.51

Europa ass um Enn. Di däitsch Bundeswehr zB huet vläit nach annerhallwe Panzer dee funktionéiert a wann de Putin wierklech wëll, kënnte seng Zaldoten bannen 3 Deeg um Rhäin stoen, an dofir héchstens e puer « Sanktiounen » riskéiren. An der Ukraine an de baltesche Länner trainéieren elo Jonk an Aal fir de Krich, awer mer anerer danzen hei just nach eise Numm.

Realist
30. Januar 2022 - 8.33

Russland massiert 120.000 Soldaten in einer Krisenregion, aber wenn der erste Schuss fällt, dann weil wir Europäer mal wieder zu « nervös » waren. Schon klar.

Phil
29. Januar 2022 - 23.04

@Klitz 1. D'Nomi huet sech verschriwwen an CIS Staaten gemengt. 2. D'Oberamerikaner, besonnesch Bush, Obama, Biden an seng Vasallen aus der Nato hun sech weit no Osten ausgedehnt an wellen sech onbedengt d'Ukraine einverleiben. Krichsdreiwer sin enner anerem esou Leit wéi Jens Stoltenberg & Co. 3. D'Geschicht huet bewissen.... majo, dann brengt mol belastbar Beweiser w.e.g. 4. Dat sot dir, mä do sin vill Leit enger ganz anerer Meenung. 5. Wann, wann, wann... wenn das Wörtchen Wenn nicht wäre. 6. De Psychopath setzt déisäit vum Atlantik, deen seng Kricher am Vietnam, Afganisthan, Irak, Korea net verdaut huet. An nach haut eng Rei vun Militäroperationen an der ganzer Welt lafen huet fir Regierungen ze destabiliséieren an sech domadder politesch Interessen an deenen Länner ze secheren, siehe Nicaragua, Kolumbien, Jemen...

Klitz
29. Januar 2022 - 17.25

@Nomi, 1. Et gett keng URSS mei an daat zenter 1991! 2. Ech gesinn awer hei keng Krichsdreiwerei vun der NATO. Haalt Dir etwa och den Putin fir een Lupenreiner Demokrat (dixit Gerhardt Schröder). 3. D‘Geschicht huet bewiesen dass et all Keiers ee grousse Fehler war wann een engem totalitären Autokrat zevill Zougeständnisser mecht! 4. Aus Russland ass historesch gesinn net vill Guddes fir Europa komm. Zumindest net politesch. Kulturell as eng aner Saach. 5. Wann dei baltesch Republiken net an der NATO wären dann geif haut keen e Pfifferling op dei wetten an mir wären ganz no un engem Krich matten an Europa an net nemmen an der Ukraine. 6. Vill Observateuren sinn sech eens dass de Putin en onberechenbaren Psychopath ass deen den Ennergang vun der URSS nie verdaut huet.

Nomi
29. Januar 2022 - 12.04

Eng Grenz zei'en teschend EU an URSS an 500km lenks an riets keng Truppen stationei'eren, an 1000km keng Rakei'ten ! Mir brauchen een Equiliber ob 2 Seiten, an di Krichsdreiwerei vun der Nato ass onproduktiv !