Luxemburg„Physisch eliminieren“: Außenminister Asselborn gesteht nach umstrittener Aussage  Fehler ein

Luxemburg / „Physisch eliminieren“: Außenminister Asselborn gesteht nach umstrittener Aussage  Fehler ein
 Foto: Stefan Puchner/dpa

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Außenminister Jean Asselborn (LSAP) hat am Mittwochmorgen harsche Worte gewählt, als er nach einer Lösung des Ukraine-Konflikts gefragt wurde. Er sehe eine „physische Eliminierung“ als einzigen Weg an, damit der Krieg aufhöre. „Das war ein Fehler“, sagt  Asselborn in einer Stellungnahme am Abend. Luxemburger Politiker reagieren unterschiedlich auf die Aussagen des Außenministers.

Außenminister Jean Asselborn (LSAP) hat am Mittwochmorgen beim Radiosender 100,7 gesagt: „Wenn das russische Volk sehen würde, was Putin zerstört und wie viel Angst er macht und wie viele Leben er auf dem Gewissen hat. Da würde meiner Meinung nach der Kreml gestürzt werden. Das wäre ja auch alles, was man ihm wünschen würde, dass er wirklich auch physisch eliminiert wird, damit das da aufhört.“  

 In den sozialen Netzwerken und in den Medien wurde der Außenminister für diese Aussage scharf kritisiert. „Das war ein Fehler, aber auch ein Ventil, um die Situation zu bewältigen. Ich akzeptiere die Kritik, sie ist berechtigt, aber ohne dabei den Kopf in den Sand zu stecken“, schreibt Asselborn am Mittwochnachmittag in einer Pressemitteilung.

Vor dem Interview habe er die Beschreibung des Bürgermeisters von Charkiw über die dramatische Lage in seiner Stadt gehört. Charkiw werde laut dem Bürgermeister völlig zerstört, sogar ein Krankenhaus sei bombardiert worden und viele Zivilisten hätten bei den Straßenkämpfen ihr Leben verloren. Seine Reaktion auf die Frage, ob eine „Lösung“ gefunden werden könne, war, dass der Krieg in der Ukraine nur gestoppt werden könne, wenn die Aktionen von Putin und dem Kreml gestoppt würden. Dabei sei dann der Ausdruck „physisch beseitigen“ gefallen. „Ich weiß, dass ein Außenminister solche Worte nie benutzen sollte“, sagt Asselborn.

„Auch nach 18 Jahren als Außenminister kann ich meine Emotionen und meinen Gerechtigkeitssinn nicht unterdrücken angesichts des unermesslichen menschlichen Leids, das unschuldigen Menschen zugefügt wurde“, schreibt der LSAP-Politiker weiter.

Luxemburger Politiker reagieren

„Jean Asselborn hat das in seiner Stellungnahme gut erklärt“, sagt LSAP-Fraktionssprecher Yves Cruchten. Jeder sei durch die vielen Bilder aus der Ukraine etwas aufgewühlt. „Dann kommt es vor, dass man sich etwas im Ton vergreift, auch wenn das natürlich nicht vorkommen sollte.“

Aus den Reihen der Opposition kommen kritische Aussagen. „Ich kann natürlich die Wut von Minister Asselborn verstehen – ich teile sie“, sagt der CSV-Abgeordnete Claude Wiseler am Mittwochabend im Gespräch mit dem Tageblatt. „Dennoch ist es für mich absolut klar, dass ein Außenminister so etwas nicht sagen kann und nicht sagen darf.“ In einer Situation wie der aktuellen brauche es Leute und Politiker mit einem „klaren Kopf und einer ruhigen Hand, und nicht jene, die für noch mehr Eskalation sorgen“, so Wiseler. Die Aussage Asselborns sei „Öl ins Feuer“, sagt der Oppositionspolitiker. „Ich kann vieles als Privatperson verstehen, aber so etwas ist nicht hinnehmbar, wenn er das in seiner Funktion als Außenminister macht.“ Die CSV-Fraktion werde darüber beraten, welche Konsequenzen sie daraus ziehe.

Die Piraten gehen etwas weniger hart mit dem LSAP-Politiker ins Gericht: „Wenn man weiß, unter welchem Druck ein Außenminister gerade in diesen Zeiten stehen muss, und mit dem Wissen, dass Herr Asselborn einen emotionalen Charakter hat, kann man so einen Ausrutscher verstehen“, sagt der Abgeordnete Sven Clement. „Auch wenn man es als langjähriger Außenminister besser wissen müsste.“ Als einer der dienstältesten Außenminister dürfe einem so etwas an sich nicht passieren. Clement will aber nicht den Rücktritt des Politikers fordern. Der Pirat meint zudem, dass die Aussagen Asselborn „in der aktuellen Situation und so, wie die Menschen im Moment drauf sind“ nicht unbedingt schaden werden.

„Es war eine emotionale Überreaktion“, urteilt auch Josée Lorsché von „déi gréng“. „Wir kennen unseren Jean Asselborn. Er ist sehr spontan und manchmal reagiert er dann zu schnell. Es war sicher nicht so gemeint, wie es rüberkam.“ Sie könne sich nicht vorstellen, dass Asselborn irgendjemandem so etwas wie eine Todesstrafe wünschen würde. Es sei eine unglückliche Wortwahl gewesen. „Wir sind alle wütend und enttäuscht über die unmögliche Situation.“ Außerdem habe sich Asselborn ja bereits entschuldigt, „damit ist das Thema für uns vorbei“.

Asselborn ist „fehl am Platz“

Andere Töne kommen von der ADR. Der Abgeordnete Fernand Kartheiser interpretiert, dass Asselborns Aussagen sich auf Putin beziehen: „Ich bin Berufsdiplomat – und als Berufsdiplomat muss ich sagen: Ich habe in meinem ganzen Leben noch nicht erlebt, dass der Außenminister eines Staates einem anderen Staatschef gewünscht hätte, dieser würde physisch eliminiert.“ Luxemburg stehe nicht im Krieg mit Russland. „Auch wenn es Sanktionen gibt, wir haben diplomatische Beziehungen mit Russland – das muss man wissen, wenn man diese Bemerkungen einschätzt“, sagt Kartheiser. Die Aussagen würden in der ganzen Welt wahrgenommen und auch in Moskau untersucht werden und untergrüben die Glaubwürdigkeit Luxemburgs. „Der Angriff wendet sich gegen einen demokratisch gewählten Staatschef eines anderen Landes“, sagt Kartheiser. „Er sagt, er hat seine Emotionen nicht im Griff gehabt – dann ist er fehl am Platz.“ Die Regierung müsse die Konsequenzen ziehen. „Herr Asselborn gehört nicht mehr in diese Position.“

Kartheiser hat kurz nach dem Auftritt des Außenministers eine dringende parlamentarische Frage übermittelt. Die ADR will wissen, ob diese Aussage strafrechtliche Folgen haben kann und ob Asselborn sich gegenüber Putin entschuldigen werde.

Für die Linken sind Asselborns Aussagen „inakzeptabel“, aber man habe auch Verständnis für seine Reaktion. „Er steht gerade unter enormem Druck und diese Aussage ist in einem Stressmoment herausgerutscht“, sagt die „Lénk“-Abgeordnete Nathalie Oberweis. Aber von einem Außenminister seien es die völlig falschen Worte, die nicht dazu beitragen, die Situation zu deeskalieren. Den Rücktritt Asselborns wolle man aber nicht: „Wir messen unsere Minister an ihren tatsächlichen Taten und nicht aufgrund von ihren Aussagen. Wir wissen, wofür Asselborn steht.“

Miette
4. März 2022 - 21.47

Herr Asselborn sprach aus, was viele Menschen auf der ganzen Welt denken. Putin sitzt in seinem Bunker, feige schickt er seine Truppen aus um unschuldige Menschen zu ermorden. Putin ist kein Opfer, er ist Täter!

Jeff
4. März 2022 - 21.21

@HTK - am géigesatz vun Iech, verbréngen ech ganz vill zäit an der Ukraine a Russland. Mae bon, Dir hutt jo zu all Thema déi eenzeg richteg Meenung

mike
4. März 2022 - 20.10

Waat geschitt mat engem normalen Stieflechen deen eventuel zu engem Mord un engem letzeburger Politiker oprifft , an deen sech dourno entschellegt ? Mee Här as Här an Max as Max.

jean-pierre.goelff
4. März 2022 - 15.52

Um Gottes wellen,waat eng Geschicht,hei am Franzouseland hun och schon bekannt Journalisten gemengt,et wir am allerbeschten den Vladimir ging gestiirzt gin oder et misst een him ,mat enger Pistoul,eent Lach an den Kapp buëren!Mee,daat alles helleft den Ukrainer nit virun!

Elna
4. März 2022 - 13.17

Herr Asselborn hat vollkommen Recht. Die Russen werden Ukraine total zerstören und nicht aufhören bis die Machthabern dort russisch sind.

Leila
4. März 2022 - 10.34

"Der republikanische US-Senator Lindsey Graham hat Russen zur Ermordung des russischen Präsidenten Wladimir Putin aufgerufen. »Irgendwer in Russland« müsse jetzt aktiv werden »und diesen Typen aus dem Weg schaffen«, sagte der Republikaner am Donnerstag (Ortszeit) im Sender Fox News." Quelle: Der Spiegel Also ist Asselborn nicht der Einzige der sagt, was andere denken

HTK
4. März 2022 - 8.48

@Jeff, äre Kommentar ass awer och net grad eng Expertise. Merde alors.

Jeff
4. März 2022 - 8.41

All Konten an Verméigen,russéch Gelder soll blockéiert an angefrour ginn,ësou schnell wéi mégléch,inklusiv Schneider an Krécké's knaschtég russesch Gelder, nëtt nach laang ronderem schepperen,direkt. Alles soll den Flüchtlingen zou gudd kommen an der Ukraine zum Opbau hëllefen.EU-Politiker sollen schnell handeln an nëtt ërem alles verpennen.

Lullo
3. März 2022 - 19.49

Den Asselborn huet daat hart gesoot waat den normalen Bierger denkt, ass och richtég ësou, wéi kann een dann ësou een "Dréckstyp" vun Putin aanescht stoppen, deen Leit ëmbréngt an een ganzt Land platt mécht,an daat am 21.Joerhonnert, alles unvirstellbar,verschidde Kommentären géint den Asselborn sinn nëtt ubruecht an schéngen dobei och nach Putinrëndléch, waat ass daat fir eng knaschtég Politik.Korrupt,gehirlos,Geldgeil asw.Si mir zréck am Mëttelalter ????

J.C. Kemp
3. März 2022 - 19.08

Von Farages UKIPler über LePens Ultras, Gauleiter(land)s AfD, Salvinis Schwarzhemden und Orbans Faschisten stehen die westlichen Rechten im Soldbuch eines Putin. Ein erklärtes Ziel dieser Parteien ist doch die Spaltung der EU.

Jeff
3. März 2022 - 12.45

Wat een hei awer net alles Liesen muss - nëmmen Experten !! A wat den Här Asselborn sech munchmol erlaabt ass einfach nemmen penibel, an en hëllt sech Rechter déi him guer net zoustinn.

HTK
3. März 2022 - 9.52

Asselborn hat absolut Recht.Nur er hätte es anders sagen sollen. Die Eleminierung des Systems ist prioritär.Sonst bekommen die Russen nie die Füße auf den Boden. Beschämend finde ich allerdings,dass hier ein ADR-Kartheiser sich als Diplomat outet und unseren altgedienten Aussenminister als " fehl am Platze" bezeichnet.Ich wünsche ihm und seiner Gurkentruppe auch eine "physische Eleminierung" aus dem Parlament.Nicht im Sinne von "töten",wie es Asselborn auch sicher nicht gemeint hat,sondern via Wahlurne und durch das Volk.Dann können sie ihr rechtes Gedankengut andern Ortes verbreiten.

R. Berger
3. März 2022 - 9.32

Den Här Kartheiser seet dat dem Här Asselborn seng Ausso sech géint e ‚gewielte‘ Staatschef riicht..D‘ADR toppt munech Satiresendung

charlesplier1960
3. März 2022 - 8.35

@Justice ech mengen ären Numm stemmt net mat ärem Kommentar iwereneen.

De soziale Fred
3. März 2022 - 8.22

Gut gebrüllt Löwe! Hien miss elo just nach der ADR een onewaytickett fir op Moskau kâfen. Da kéinten si sech jo mam Putin un een Dësch sétzen.

Filet de Boeuf
3. März 2022 - 0.10

@marc: Was wenn Lavrow gesagt hätte, man müsste Putin eliminieren?

Leila
2. März 2022 - 21.19

Ja,jaa - das sind sie - die päpstlicher als der Papst s(ch)ein(en) wollen... aber wo er Recht hat, hat er eben - diplomatisch oder nicht

Justice
2. März 2022 - 20.53

Den Haer Asselborn bréngt et ëmmer erem faerdeg an een Fettnaepchen ze trëppelen. Ech mengen hien léiert et ni .

marc
2. März 2022 - 20.02

Was wenn Lavrow gesagt hätte, man müsste Selensky physisch eliminieren?

Fern
2. März 2022 - 19.18

Et schléit awer dem Faass de Buedem aus, dat den ADR sech freet ob et net strofrechtlech relevant wier an ob den Här Asselborn sech net misst beim Putin entschëllegen! Watglifft? Ech mengen de Kartheiser wees awer geschwënn net méi, wéi pénibel e nach soll optrieden fir sech «beléift » ze maachen.

Jacques Biwer
2. März 2022 - 18.32

Ohne soziale Medien hätte niemand die Entgleisung bemerkt.

Marie
2. März 2022 - 17.48

Et ass en Zeechen vu Stärkt wann een Fehler kann öffentlech zouginn. Net vill vun eise Politiker kënnen dat.