Worst-Case-SzenarioProvisorisches Krankenhaus mit 100 Betten entsteht nahe dem CHL

Worst-Case-Szenario / Provisorisches Krankenhaus mit 100 Betten entsteht nahe dem CHL
Metallene Struktur des provisorischen Krankenhauses beim CHL in Strassen. Näher durften Journalisten nicht ran. Foto: Editpress/Alain Rischard

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Beim CHL („Centre hospitalier de Luxembourg“) in Strassen wird ein provisorisches Krankenhaus aufgebaut. Für den Fall aller Fälle. Worst-Case-Szenario könnte man es bei aller Rücksichtnahme wohl auch nennen. 100 Betten sind geplant. Das Material kommt aus Süditalien, aus NATO-Beständen, die in Taranto gelagert sind. In einigen Tagen soll es fertig sein, darf man vermuten. Journalisten wurden vor Ort nämlich nicht mit Informationen versorgt.

Freitagnachmittag. Kurz nach 15 Uhr. Die Sonne scheint, es ist angenehm warm. Aber es sind kaum Leute unterwegs. Das CHL wirkt, wie so vieles an diesen Tagen, leicht surreal. Das gilt auch für die Bushaltestelle direkt beim Eingang des Krankenhauses in Strassen. Busse kommen, warten kurz und fahren wieder ab. Passagiere steigen weder ein noch aus. Eine Frau kommt mit dem E-Bike angefahren. Sie sei froh, endlich wieder zu ihrem kranken Mann zu dürfen, sagt sie.

Zusätzliche Kapazität schaffen

Die Ruhe vor dem Eingangsbereich des Krankenhauses trügt. Denn 50 Meter weiter sieht das ganz anders aus. Gegenüber der CHL-Kinderkrippe „Les copains d’abord“ und schräg gegenüber vom ‚Lycée technique pour professions de santé“ herrscht emsiges Treiben. Dort wird in den nächsten Stunden und Tagen ein provisorisches Krankenhaus mit 100 Betten aufgebaut. Es ist eine vorbeugende Maßnahme, um im Falle eines massiven Ansturms von Corona-Patienten zusätzliche Kapazitäten zur Verfügung zu haben, hat Premierminister Bettel am Freitag angekündigt.

„Ich weiß nicht“, antwortet ein Mann mit gelbem Helm und orangefarbener Jacke auf die Frage, wie lange der Aufbau dauern wird. Das „G“ auf der Jacke steht für Giorgetti, die Firma, die augenscheinlich mit dem Aufbau beauftragt ist.

Die Armee versperrt den Zugang. Sie sichert die Anlage, könnte man annehmen. Fotografen mögen die jungen Männer scheinbar nicht so gerne. Aber warum bloß sind sie so dünnhäutig? Schwamm drüber, dann wird halt aus einigen Metern Entfernung beobachtet. Viel ist eh nicht zu sehen. Vieles aber zu vermuten.

Mehrere Zelte

Mehrere metallene Strukturen werden aufgebaut, ziemlich große. Es sind Zelte. Drei sind es insgesamt – wie viele es werden sollen, erfährt man am Freitagnachmittag nicht. Informationen gibt es vor Ort überhaupt keine. Keine beflissenen Pressesprecher in Sicht. Warum eigentlich nicht? Angst vor Ansteckung? Ach ja, richtig, die Öffentlichkeit interessiert sich ja gar nicht an diesem Coronadings. Quatsch! Es scheint eher so, als ob Regierungsvertreter sich nicht wirklich an dem interessieren, was Bürger wissen wollen und wissen sollen – oder?

Gesundheitsministerin Paulette Lenert und Premierminister Xavier Bettel sollen jedenfalls vor Ort sein, heißt es. Zu sehen bekommt man sie nicht. Melden tun sie sich auch nicht und  bestätigt wird ihre Präsenz aus oben genanntem Grund ebenfalls nicht.

Dagegen sieht man Menschen mit weißen Kitteln und Mundschutz. Es dürfte sich um Ärzte handeln. Andere Personen, alles Männer, sind eher dunkel gekleidet. Sie reden mit jenen mit den orangefarbenen Jacken und mit denen, die ganz in Weiß unterwegs sind. Ziemlich viele Menschen tummeln sich da rum. Aber ganz ehrlich: Zwei Meter Abstand sehen selbst aus einiger Entfernung ganz anders aus. Und von den Arbeitern trägt kaum jemand einen Mundschutz.

Containertoiletten

Während die einen reden, machen die Arbeiter weiter mit dem Aufbau des Notkrankenhauses. Holzbretter werden angeliefert sowie Bodenbelag und Zeltplanen. Es dürfte eine lange Schicht werden. Die Firma mit dem „G“ hat nämlich überall Scheinwerfer aufgestellt.

Ein junger Mann kommt aus der Notaufnahme. „Ich habe mich bei der Arbeit an der Hand verletzt und musste genäht werden.“ Es gehe ihm gut. Er erzählt von großen Containern, die irgendwo „dort hinten“ stehen würden, also irgendwo beim Ausgang der Notaufnahme. Zu dem Moment ist das schwer überprüfbar. Die Armee steht unserer Neugierde im Weg.

Merkwürdig ist allerdings, dass sich die Armee kurz nach 16 Uhr zurückzieht. Warum? Waren die etwa nur vor Ort, um die Minister zu schützen? Ein solches Gebaren ist der gebotenen Transparenz in diesen Zeiten nicht gerade förderlich.

Jedenfalls kommt man nach dem Abzug der Streitkräfte ungehindert zu den Containern. Sie stehen vor dem Gebäude der „Integrated Biobank of Luxembourg“. Auch Männer mit weißen Kitteln machen mit ihrem Handy Fotos. Bei einem könnte es sich um Romain Nati gehandelt haben, den Lungenarzt und Chef des CHL.

NATO hilft Luxemburg

Vier Container sind es insgesamt. Von grüner Farbe. In ihrem Innern befinden sich Toiletten und Waschbecken. „NSPA“ steht auf der Tür. NSPA steht für „NATO Support and Proccurement Agency“. „Wir kommen aus Taranto“, sagt ein dunkelblau gekleideter Mann. Er trägt einen sehr imposanten Mundschutz. Darth Vader lässt grüßen.

Taranto liegt im Süden Italiens in der Region Apulien, am Meer. Direkt am Hafen befindet sich die NATO-Basis. Italienreisende wissen das. Der Mann mit den „NATO/OTAN“-Sticker am Ärmel erzählt, dass alles Material ins rund 100 Kilometer entfernte Bari transportiert und dort in den Flieger geladen wurde. Er wirkt freundlich und erzählt, dass ihm die Reise eine willkommene Abwechslung sei.

Der Weg zurück zum Auto führt an der CHL-Kinderkrippe vorbei. Die Sicht ist durch eine Schutzwand versperrt. Das Stimmenwirrwarr lässt aber auf recht viele Kinder schließen. „Tutto a posto“, sagt eine erwachsene Frauenstimme. „Tutto a posto“ ist Italienisch und  bedeutet: alles in Ordnung. Hoffentlich behält sie recht …



Wie schützt man sich am besten vor einer Ansteckung?

Die Schutzmaßnahmen sind die gleichen wie bei anderen Infektionen der Atemwege: Hände regelmäßig und gründlich waschen, in den Ellbogen oder in ein Papiertaschentuch niesen und das Taschentuch sofort in einem abgedeckten Mülleimer entsorgen, Händeschütteln und Küssen vermeiden, von engem Kontakt mit kranken Menschen absehen, zu Hause bleiben, wenn man krank ist, und es unterlassen, das Gesicht mit den Händen zu berühren.

Seit dem 2. März 2020 ist eine Hotline für die Öffentlichkeit unter der Nummer 80 02 80 80 in Betrieb.

Menschen mit Symptomen einer Infektion oder solche, die aus einem Risikogebiet zurückkehren, sollen nicht zum Arzt oder in die Notaufnahme gehen, sondern die Nummer 80 02 80 80 (oder im Notfall 112) anrufen. Darüber hinaus sollten sie von Besuchen bei gefährdeten Personen absehen.

Das Coronavirus im Steckbrief

– Name: Coronavirus, Covid-19
– Übertragungsweg: Tröpfcheninfektion
– Am meisten betroffene Körperregion: Lungen
– Symptome: trockener Husten, Fieber, Atemnot
– Inkubationszeit: bis zu 14 Tagen
– Gefährlich besonders für ältere Menschen oder Personen, die schon (schwere) gesundheitliche Probleme haben

Grober J-P.
22. März 2020 - 12.11

Und bitte aus dieser Zeit lernen, in das Gesundheitswesen investieren. Anstatt Krankenhäuser zu schliessen, vielleicht umfunktionieren in Virenzentrum z.B. Bin gespannt was passiert wenn das Südspidol mal im Sumpf steht.