Exit-Strategie der RegierungOGBL fordert, dass Sicherheit und Gesundheit im Bauwesen gewährleistet sind

Exit-Strategie der Regierung / OGBL fordert, dass Sicherheit und Gesundheit im Bauwesen gewährleistet sind
Arbeiten, ja, aber nur unter strenger Einhaltung der sanitären Einschränkungen, so der OGBL Foto: Editpress-Archiv/Alain Rischard

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In einer ersten Reaktion auf die von Staatsminister Bettel und Gesundheitsministerin Lenert angekündigten Erleichterungen im Rahmen der Corona-Bestimmungen bedauert OGBL-Präsidentin Nora Back, dass die Gewerkschaften nicht in die entsprechenden Diskussionen einbezogen wurden. Zwar habe es Spekulationen, etwa über die Wiedereröffnung der Baustellen, gegeben, informiert worden seien die Arbeitnehmervertreter aber erst durch die Pressekonferenz vom Mittwoch.

Mitreden, so Back, könnten die Gewerkschaften zurzeit in der Frage des Kollektivurlaubs im Bauwesen. Ob und wie dieser bewilligt werden wird, sei aktuell Gegenstand von Verhandlungen, die am Donnerstag fortgesetzt werden. Ein Resultat liege aber noch nicht vor, sie könne demnach keine genaueren Angaben hierzu machen.

Eine weitere Mitarbeit der Gewerkschaften besteht in der Teilnahme an einer Arbeitsgruppe, die sich weiter aus Patronatsvertretern des Bausektors zusammensetzt und von ITM-Direktor Marco Boly geleitet wird. Diese Gruppe soll bis Freitag das Regelwerk ausgearbeitet haben, das dann im Regierungsrat als großherzogliches Reglement Gültigkeit bekommen wird und bereits am Montag im Bauwesen angewandt werden soll. Dies sei doch alles sehr kurzfristig, gibt die Gewerkschaftspräsidentin zu bedenken. 

Für den OGBL sei wichtig, dass die entsprechenden Regeln einen verpflichtenden Charakter haben und nicht bloß als Empfehlungen verstanden werden. Die Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten habe Vorrang; wenn die Sanitärregeln auf Baustellen nicht eingehalten würden, müssten diese geschlossen werden. Hierzu gehört laut Back auch ein Verbot, in engen Lieferwagen gesammelt zur Arbeit gefahren zu werden. Gemeinsame Mahlzeiten unter den Beschäftigten müssten ebenfalls ein Thema sein.

Mehr Mittel für Sicherheitsdelegierte

Eine weitere Forderung des OBGL, die bislang noch nicht in die Regeln einbezogen worden sei, betrifft die Sicherheitsdelegierten, die zur Überwachung der Maßnahmen mehr Mittel bekommen müssen, etwa zusätzliche Stunden für diesen Job, große Bewegungsfreiheit und die Möglichkeit, viele Gespräche mit den Kollegen zu führen, auch zur Kontrolle der Maßnahmen. Potenzielle Risikogruppen, also Menschen mit einer Vorerkrankung, müssten laut Back von den Baustellen ferngehalten werden. Auch diesbezüglich fehlten feste Zusagen, es gebe lediglich Empfehlungen der Regierung in diese Richtung.

Dass sie selbst in ihrer Eigenschaft als Präsidentin der Arbeitnehmerkammer in ein psychosoziales Begleitkomitee zur Krise aufgenommen wurde, gehe auf einen Anruf von Xavier Bettel zurück; welche Aufgaben diese Instanz haben werde, wisse sie allerdings noch nicht. Immerhin ist Back ausgebildete Arbeitspsychologin, sie kann in einem solchen Gremium also bereichernd wirken.

Psychologische Unterstützung bräuchten inzwischen wohl auch einige feierfreudige Gewerkschaftsmitglieder. Im zweiten Jahr nacheinander findet das Fest des OGBL zum 1. Mai nicht in gewohnter Form statt. Im Vorjahr wurde es wegen des Todes von Großherzog Jean verlegt, dieses Mal ist es komplett abgesagt. Dass die Versammlungsfreiheit der Gewerkschaften ausgesetzt wurde, sei in dieser Ausnahmesituation nachvollziehbar: Die Menschen müssten geschützt werden. Im Prinzip würden die Arbeitnehmervertreter ja auch ohne Fahnen gehört, der Sozialdialog laufe allerdings – siehe oben – nicht immer so, wie sie es sich wünschten.