Corman-Drosten-PapierNach ADR-Anfrage – Gesundheitsministerin Lenert äußert sich zu Verschwörungstheorien

Corman-Drosten-Papier / Nach ADR-Anfrage – Gesundheitsministerin Lenert äußert sich zu Verschwörungstheorien
Auch in Luxemburg protestieren Menschen hin und wieder auf den Straßen gegen die Corona-Maßnahmen im Land. Einige der Demonstranten leugnen dabei immer wieder auch die Pandemie, Übersterblichkeiten oder andere Auswirkungen des Coronavirus. Foto: Editpress/Anouk Flesch

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Die ADR hat die Regierung in einer parlamentarischen Anfrage auf die Forderung einer Gruppe angesprochen, dass Christian Drosten und dessen Kollegen eine Veröffentlichung über PCR-Tests zurückziehen sollen. Gesundheitsministerin Paulette Lenert hat das zum Anlass genommen, sich gegen Verschwörungstheorien zu positionieren, und Gegenargumente vorgebracht.

Man hört und liest sie derzeit an vielen Stellen – es gibt eine Vielzahl an Verschwörungstheorien, die sich wahlweise gegen Regierungen oder die Corona-Pandemie richten, oder gar die Existenz des Virus komplett leugnen. Luxemburgs Gesundheitsministerin Paulette Lenert hat sich kürzlich von Verschwörungstheorien distanziert und sich gegen sie ausgesprochen – Anlass dafür war eine ausführliche parlamentarische Anfrage der „Alternativ Demokratesch Reformpartei“ (ADR).

Die ADR bezieht sich in der Anfrage auf ein Papier von dem bekannten deutschen Virologen Christian Drosten und einigen seiner Kollegen, das mitverantwortlich dafür sei, dass die PCR-Tests für das Coronavirus mittlerweile so häufig eingesetzt werden. „Der Nutzen der PCR-Tests im Zusammenhang mit Covid-19 ist unter den Wissenschaftlern jedoch stark umstritten und gerät immer mehr unter Kritik“, schreibt die Partei. Im weiteren Verlauf der Anfrage führt die ADR die Begründung für ihre Anfrage an – „22 anerkannte und unabhängige Experten“ hätten das Papier untersucht und seien zu dem Schluss gekommen, dass die Veröffentlichung aus wissenschaftlicher Sicht nicht akzeptabel sei.

Hintergrund dieser Sichtweise seien unter anderem die zu schnelle Veröffentlichung des Papiers nach dem Eingang bei der Zeitschrift Eurosurveillance. Die wissenschaftliche Fachzeitschrift wird vom europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) veröffentlicht. Zwischen dem Eingang des Papiers und der Veröffentlichung seien etwa 24 Stunden vergangen – aus Sicht der 22 Kritiker zu wenig, um das Papier ausführlich geprüft zu haben.

Kritiker stellen Realität und Folgen der Pandemie infrage

Auch soll es Interessenkonflikte geben, da zum Beispiel Christian Drosten und Chantal Reusken als Mitherausgeber zu der Redaktion der Zeitschrift gehören – und es gebe in dem Papier mehrere „fatale wissenschaftliche Fehler und Mängel auf molekularer und methodischer Ebene“. Die 22 Kritiker fordern aufgrund ihrer Erklärungen den Rückzug des Papiers.

Gesundheitsministerin Lenert beginnt ihre Antwort damit, dass sie den neuerlichen Verschwörungstheorien widersprechen möchte – daraufhin erklärt sie auch, weshalb. Es gebe tatsächlich Kritik an dem Drosten-Papier und die Forderung, die Veröffentlichung zurückzuziehen – von einem „Konsortium von 22 Personen, die sich selbst gerne als Experten darstellen“, sagt Lenert. 

Einer der Anführer der „sogenannten Experten“, erklärt Lenert, sei Pieter Borger, ein Molekularbiologe aus Holland. Er sei bekannt für seine Kritik an allgemein akzeptierten Prinzipien der modernen Wissenschaft und der Biologie. So sei er zum Beispiel Autor des Buchs „Darwin revisited“, in dem er die Evolutionstheorie infrage stelle. „Zudem betreibt er einen Twitter-Account, auf dem er regelmäßig die Realität der Covid-19-Epidemie infrage stellt, behauptet, dass es keine Übersterblichkeit durch Covid-19 gebe, und die Sicherheit und den Nutzen des Impfstoffs bezweifelt – mit dem Argument, dass der Impfstoff das menschliche Genom verändere“, sagt Lenert.

Es handelt es sich bei diesem Konsortium sicher nicht um ‚anerkannte und unabhängige Experten‘

Paulette Lenert, Luxemburgs Gesundheitsministerin

Einige andere der Kritiker-Gruppe haben laut der Gesundheitsministerin ähnliche Profile. Beispielsweise sei darunter ein Kardiologe, der auf seiner Website unter dem Titel „Corona-Crime“ gegen die Realität der Corona-Pandemie kämpfe. Dieser sehe den Ursprung der Erkrankung im Ausbau des 5G-Netzwerks in Wuhan. „Besonders wenig qualifiziert, um eine solche wissenschaftliche Überprüfung durchzuführen, scheint einer der ‚Experten‘ zu sein, der keine wissenschaftliche Ausbildung hat und ein ‚digitaler 3D-Künstler‘ ist – unter dem Namen des Künstlers von ‚Mr. SelfDestruct’“, führt Lenert weiter aus. „Auch wenn der eine oder andere einen wissenschaftlichen Hintergrund hat, handelt es sich bei diesem Konsortium sicher nicht um ‚anerkannte und unabhängige Experten‘, wie der Abgeordnete es in seiner Frage formuliert hat.“

Dennoch geht die Ministerin auf die Kritikpunkte ein, die in der ADR-Anfrage genannt werden. Die „fatalen Fehler“ hielten keiner seriösen Analyse stand, was „eine Reihe wirklicher Spezialisten“ bereits bestätigt hätten. Die Fachzeitschrift habe zudem bereits von unabhängigen externen Experten überprüfen lassen, ob es berechtigt sei, den Artikel zurückziehen zu lassen – die Kurzfassung: nein. Den Vorwurf des Interessenkonflikts weise sie ebenfalls zurück – innerhalb von Eurosurveillance gebe es Vorschriften, die verhindern sollen, dass ein (Mit-)Herausgeber eine Veröffentlichungsentscheidung beeinflusst, wenn er ein Papier verfasst oder mitverfasst hat.

Auch die zeitnahe Veröffentlichung des Papiers nach dem Eingang bei der Zeitschrift sei kein Indikator für eine mangelhafte Überprüfung, erklärt Lenert. „Die meisten wissenschaftlichen Zeitschriften beschleunigen derzeit ihren Überprüfungsprozess, da es äußerst wichtig ist, dass in einer internationalen sanitären Krise neue Informationen so schnell wie möglich veröffentlicht werden und gleichzeitig ihre wissenschaftliche Gültigkeit gewährleistet ist.“ In einer Demokratie sei es zwar immens wichtig, offen und frei kritische Fragen zu stellen – allerdings sei es ebenso wichtig, sich klar von Verschwörungstheorien zu distanzieren, die die Realität der Pandemie infrage stellen, allein schon aus Respekt der vielen Toten gegenüber, die diese Krankheit bislang schon gefordert hat.

Neue Schnelltests für Luxemburg sollen getestet werden

Die in Luxemburg verwendeten Coronavirus-Tests werden laut Lenert regelmäßig von der „Santé“-Direktion auf ihre Wirksamkeit überprüft. Nach rund einem Jahr gebe es mittlerweile mehere Testvarianten, die man verwenden könne. Aus einer weiteren Antwort der „Santé“ auf eine parlamentarische Frage der CSV geht zudem hervor, dass das „Laboratoire national de santé“ (LNS) für Luxemburg mehrere neue Marken an Antigen- und PCR-Tests bestellt habe. Darunter sei auch ein Antigen-Schnelltest, den man mithilfe einer Spucke-Probe statt eines Halsabstrichs durchführen könne. Die Tests müsse man allerdings erst auf ihre Wirksamkeit in der Praxis testen.

In den Alters- und Pflegeheimen kommen laut „Santé“ derzeit die „normalen“ Antigen-Schnelltests zum Einsatz, für die man einen Halsabstrich braucht. Antigen-Tests, die mit einer Spucke-Probe funktionieren, könnten demnach eine gute Alternative für die Alters- und Pflegeheime darstellen – allerdings nur ergänzend zu den PCR-Tests, da diese noch immer die zuverlässigsten Ergebnisse lieferten.

JJ
10. Februar 2021 - 10.01

Pardon...Demonstranten/Innen.Auch bei negativ besetzten Bezeichnungen. Aber zum Thema.Die ganze Welt hat Esotheriker und mentale "Überflieger". Warum nicht auch Luxemburg. Man könnte sie ja belächeln,würden sie nicht die Mitmenschen in Gefahr bringen wenn sie ohne Maske und Abstand ihren Schwachsinn skandieren.

J.Scholer
10. Februar 2021 - 6.06

Über wissenschaftliche Erkenntnisse lässt sich diskutieren, allerdings sollte unsere Politik sich bewusst sein viele wissenschaftliche Erkenntnisse dieser Pandemie am gestrigen Tag noch wahr gehalten , am heutigen Tag revidiert sein können. In Erinnerung bleiben mir die umstrittenen Aussagen der Politik zum Tragen der Masken, „ an der Schoul stecht een sech net un“,....Oder jetzt die aufflammende wissenschaftliche Diskussion zur Wirksamkeit der Impfung in Bezug auf Schutz und Ansteckung der Geimpften.( In Israel sind drei Prozent der bisher Geimpften in Altenheimen wieder an Corona erkrankt)

Lina
10. Februar 2021 - 0.00

Ah bon an déi Dame wou Richter as huet méi Ahnung vun dem PCR Test ewéi weltweit unerkannt an onofhängeg Spezialisten. Schuster bleib bei deinen Leisten