Kopf des TagesGeorges Sold: mehr Marx als Tony Blair

Kopf des Tages / Georges Sold: mehr Marx als Tony Blair
Georges Sold Foto: Editpress/Didier Sylvestre

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Georges Sold, seit einem Jahr Vorsitzender der „Jonk Sozialiste Lëtzebuerg“

Geboren wurde Georges Sold vor 27 Jahren in Esch/Alzette. Dort hat er auch sein Abitur im „Lycée de garçons“ absolviert. Aufgewachsen ist er aber in Düdelingen, wo er mit 16 Jahren begann, sich politisch zu engagieren. Seine Motivation hatte familiäre Gründe, wie der Enkel des früheren Editpress-Generaldirektors Alvin Sold erzählt: „Bei jedem Familientreffen wurde bei uns über Politik diskutiert. Die eine Hälfte der Familie kommt eher aus dem LSAP-Lager, die andere Hälfte bevorzugt die CSV. In diesem Zwiespalt bin ich aufgewachsen.“ Georges Sold hatte seine Wahl aber schnell getroffen. Mit 17 Jahren trat er der Düdelinger Lokalsektion der „Jonk Sozialisten“ bei und half lange Zeit beim Organisieren von Festen und beim Aufrichten von Ständen.

Nach einem Studium des Maschinenbaus in Karlsruhe absolvierte Sold einen Bachelor in Germanistik an der Universität Trier. Dort arbeitet er zurzeit an einer Masterthese. Die Nähe zu Luxemburg erlaubte es ihm, sein politisches Engagement zu vertiefen. Vor drei Jahren wurde er in den Nationalvorstand der LSAP-Jugendorganisation „Jonk Sozialiste Lëtzebuerg“ (JSL) gewählt. Er wurde JSL-Vertreter in der Jugendkonferenz CGJL und als internationaler Sekretär kam er mit den europäischen Jungsozialisten in Kontakt. 2018 wurde er JSL-Generalsekretär, bis er nach den Parlamentswahlen im Oktober das Amt des Präsidenten von Jimmy Skenderovic übernahm. Mit Skenderovic war gleich das ganze Nationalbüro zurückgetreten.

Zusammen mit dem neuen Generalsekretär Amir Vesali (23) versucht Georges Sold seit einem Jahr, die JSL neu aufzustellen. Beim nächsten Kongress am 28. März wollen sie sich in ihren Ämtern bestätigen lassen, um ihre Arbeit weiterzuführen. „Ich mag es, die Dinge anzupacken“, sagt Sold über sich selbst. Mit einer Statutenänderung wollen er und Vesali eine paritätische Doppelspitze bei der JSL einführen. Allerdings soll diese Doppelspitze wegen fehlender weiblicher Präsenz im Vorstand nicht obligatorisch werden, sondern auf freiwilliger Basis beruhen.

Seine politischen Vorbilder? „Karl Marx“, antwortet Georges Sold lachend. Tony Blair und Gerhard Schröder seien es jedenfalls nicht. Als „Marxist“ wolle er aber auch nicht bezeichnet werden. Eher als Republikaner, aber nicht im amerikanischen Begriffsverständnis. Die Mehrheit soll von Dingen profitieren. Luxemburg sei zurzeit keine richtige Demokratie, sondern eine Plutarchie. „Diejenigen, die über den Besitz verfügen, regieren“, erklärt Sold. Er wünscht sich, dass künftig mehr Menschen wählen dürfen. Deshalb müsste das Bildungsniveau höher sein, damit die Menschen wieder gemeinsam miteinander diskutieren können.

„Ich bin für eine gerechte Umverteilung“, sagt Georges Sold. Nicht im Sinne von Robin Hood, der von den Reichen stiehlt, um es den Armen zu geben. Die Reichen hätten ihr Geld ja auch verdient. Aber im Allgemeinen müssten die Reichen Verantwortung übernehmen und etwas von ihrem Vermögen abgeben, ohne selbst darunter leiden zu müssen.