Esch2022 ist eröffnetEsch feiert Beginn des Kulturjahres mit Open-Air-Spektakel

Esch2022 ist eröffnet / Esch feiert Beginn des Kulturjahres mit Open-Air-Spektakel
Es ist vollbracht: Um Punkt 18.29 Uhr am Samstag war das Band durchgeschnitten und Esch2022 offiziell eröffnet Foto: Editpress/Tania Feller

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Mit einem großen Open-Air-Spektakel in Esch und in Belval ist am Samstag das europäische Kulturjahr eröffnet worden. Musik, Tanz, Performances und Projektionen standen im Mittelpunkt des Volksfests, zu dem die Veranstalter im Vorfeld bis zu 25.000 Besucher erwartet hatten.

Um Punkt 18.29 Uhr war es so weit: Mit einer überdimensionalen Schere schnitten Eschs Bürgermeister Georges Mischo und Esch2022-Generaldirektorin Nancy Braun ein ebenso überdimensionales Band in zwei. Auf der Bühne vor dem Rathaus hatten sich zu diesem Moment die 18 Gemeindeväter und -mütter der anderen beteiligten Kommunen des Minett und des französischen Grenzgebiets versammelt. Es war der Auftakt einer langen Nacht, in der die E22-Rakete gezündet wurde. „Bis zum 22. Dezember loosse mär et elo kraachen“, sagte Mischo, dem man die Erleichterung, dass es nun endlich losgeht, deutlich anmerkte.  

Dabei hatte der Abend recht zäh begonnen. Die Reden zogen sich über eine Stunde in die Länge, den Besuchern wurde von Satz zu Satz kälter. Auch denjenigen auf der Ehrentribüne, auf der das großherzogliche Paar ebenso wie die fast komplette Luxemburger Politprominenz Platz genommen hatte, vom früheren Staatsminister und EU-Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker bis hin zum aktuellen Premier Xavier Bettel.

Symbolische Friedensrakete

So manche Aussage der Redner war allerdings durchaus bemerkenswert. Nancy Braun sprach von Esch2022 als eine symbolische Friedensrakete und betonte die Gemeinschaftlichkeit, den partizipativen Charakter von „Remix Culture“, dem Motto von Esch2022. Mit „Culture for peace, peace for culture“ schloss die Generaldirektoren ab – und auch Georges Mischo vergaß die Ukrainer bei aller Euphorie nicht. Kulturministerin Sam Tanson unterstrich den europäischen Gedanken des Friedens in „einer Zeit, in der Europäer um ihr Leben fürchten müssen, weil sie von anderen Europäern angegriffen werden“.

Unerträglich sei das und gerade deswegen sei das Kulturjahr so wichtig, es feiere nämlich die europäische Idee. Tanson erinnerte auch an die schwere Zeit der Kulturschaffenden seit dem Ausbruch der Pandemie. Clément Beaune (Französischer Staatssekretär), Margaritis Schinas (Vizepräsident der EU-Kommission) und Mariya Gabriel (EU-Kommissarin) schlugen ähnliche Töne an, setzen aber jeweils unterschiedliche Schwerpunkte in ihren Reden.  

Das Problem mit der Rakete

Nachdem das Band durchgeschnitten war, begann die Party. Zentrales Thema war dabei die Rakete, die in einem partizipativen Prozess im Laufe des Abends gezündet wurde. Das Konzept hatte im Vorfeld für Diskussionen gesorgt, wofür die Veranstalter allerdings nicht wirklich etwas konnten. Vielmehr war durch den Ausbruch des Ukraine-Kriegs die Frage aufgekommen, ob ein (virtueller) Raketenabschuss als Höhepunkt des Abends noch angemessen sei, wenn gleichzeitig die Ukrainer mit echten Raketeneinschüssen durch die russische Armee konfrontiert sind. Das monierte unter anderem die Escher LSAP-Fraktion in einer Pressemitteilung. Das Zentrum von Esch war jedenfalls eine Art Houston, demnach das Kontrollzentrum der E22-Weltraummission, während Belval mit seiner Startrampe das virtuelle Cape Canaveral darstellte.

Am Samstag stand neben dem Lichtspektakel die Musik im Mittelpunkt. Den Besuchern wurden insgesamt 19 Konzerte auf vier Bühnen geboten. Mit dabei waren Luxemburger Bands, aber auch Künstler aus der Großregion sowie den beiden anderen europäischen Kulturhauptstädten, Kaunas (Litauen) und Novi Sad (Serbien). 

Nach der offiziellen Eröffnung hatte sich das Zentrum recht schnell geleert. Vor den beiden großen Bühnen am Rathaus und auf dem Brillplatz waren gegen 20.00 Uhr zwar noch einige hunderte Schaulustige, das Geschehen hatte sich jedoch in Richtung Belval verlagert. Dort waren neben den Cafés und Restaurants vor allem die Rockhal bei den Konzerten von Future Frequencies und MAZ gut gefüllt, was wohl auch an der Eiseskälte lag. In der Tat war es am Samstag zwar trocken, aber bitterkalt, was sich dann doch ein wenig auf die Feierlaune und ebenfalls auf die Besucherzahlen auswirkte. Nach 25.000 Menschen sah es jedenfalls nicht aus. Auch die Organisation mitsamt der Absperrungen war zum Teil verwirrend und etwas chaotisch, wie Besucher monierten. „Wir fühlen uns ein wenig eingesperrt und wissen nicht so recht, wohin“, sagte zum Beispiel die 43-jährige Stéphanie, die aus der Stadt nach Belval gekommen war. „Aber was wir gesehen haben, hat uns gefallen, vor allem das Feuerspiel und der Start der Rakete.“

Zufrieden war man auf Seiten der Veranstalter. Bürgermeister Georges Mischo, gleichzeitig Esch2022-Präsident, war „stolz, froh und zufrieden, dass die Eröffnung so gut funktioniert und den Menschen gefallen habe“, wie er dem Tageblatt verriet. „Es ist wichtig, dass die Bevölkerung, in diesem Falle die 25.000 Besucher, von Anfang an das Projekt mitträgt“, so Mischo.    

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Leila
2. März 2022 - 21.52

Man kann alles madig machen... Das Land ist solidarisch mit der Ukraine und DAS ist es was zählt, nicht die Festivitäten einer kleinen Stadt, die mit Sicherheit viele und lange Vorbereitungen treffen musste um das alles umzusetzen. Wer meint, dass er der Ukraine hilft, indem er zuhause hocken bleibt und lamentiert, kann das ja tun, nix dagegen!

Poli
28. Februar 2022 - 19.44

Es ist gerade Weltuntergang, in der Ukraine sterben Kinder, Putin droht mit Atom-Raketen und diese Pappnasen spielen mit Raketen. Wer wählt nur solche Leute?

Jacky Wano
26. Februar 2022 - 22.24

Sehr schöne Lichtinstallationen und gute Musik! Viel Erfolg für das kommende Jahr! Leicht peinlich: der fehlende Ernst der Granden auf der Ehrentribüne. Und was bitte sollte diese hochgradig peinliche Show auf Kindergartenniveau, tout en Français?

Treu
26. Februar 2022 - 20.52

Raketen zünden, Herbergen nicht fertig, Veloswee nicht fertig und das ist erst der Anfang vom Schwachsinn.