Prof. Dr. Claude MullerLuxemburger Virologe fordert Contact-Tracing

Prof. Dr. Claude Muller / Luxemburger Virologe fordert Contact-Tracing
Daten aus einem Contact-Tracing von Infizierten hätten wichtige Hinweise zu den Schutzmaßnahmen in den Läden liefern können. Mit positiven Folgen für die Luxemburger Geschäftswelt, sagt Prof. Dr. Claude Muller.   Foto: Editpress/Julien Garroy

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Ab Montag will Luxemburg langsam den Ausstieg aus den Corona-Maßnahmen wagen. Professor Claude Muller lobt die Vorsicht der Regierung, kritisiert aber das Fehlen wichtiger Daten. Spätestens jetzt nämlich hätte ein ordentliches Contact-Tracing wertvolle Hinweise liefern können. Mit positiven Folgen für die Geschäftswelt.

Andere Länder haben es vorgemacht, Luxemburg zieht nun nach: Ab Montag wollen die Behörden das Land langsam wieder zurück in die Normalität führen. In Etappen soll der Ausstieg aus den Corona-Maßnahmen gelingen, wobei an erster Stelle nun die Arbeiten auf den Baustellen im Land wieder aufgenommen werden können. Auch Baumärkte, Gärtnereien, Baumschulen und Recycling-Stellen werden wieder öffnen. Begleitet wird diese Phase von einer Mundschutz-Pflicht an Orten, wo ein Mindestabstand von zwei Metern nicht eingehalten werden kann.

Der Ausstieg in Etappen basiert auf einer Strategie der Regierung, den Lockdown behutsam mit Maßnahmen zu lockern, deren Auswirkungen überschaubar bleiben. So soll etwa eine Überlastung der Krankenhaus-Kapazitäten um jeden Preis verhindert werden. Elementare Maßnahmen wie hygienische Regeln und das Einhalten der Sicherheitsabstände werden indessen weiterhin gefördert.

Elemente, die Prof. Dr. Claude Muller zwar nachvollziehen kann, dennoch mit einer gewissen Skepsis verfolgt. „Der Exit-Strategie fehlt es an wichtigen Standbeinen“, so der Fachmann, der sich seit 25 Jahren mit Viren, Epidemien und ihren Folgen beschäftigt. „Das, was Luxemburg nun als Exit-Strategie bezeichnet, beinhaltet Elemente, die in anderen Ländern eigentlich nie vom Tisch waren. Auch hätte die Regierung in puncto Masken früher ansetzen können. Insofern ist die erste Etappe auch kein Quantensprung.“

Eigentlich sei man nun an einem Punkt angekommen, an dem die Regierung Masken nicht mehr grundsätzlich ablehnt. Laut dem Experten ist aber wichtige Zeit verloren gegangen: So hätten die Behörden bereits während der Ausgangssperren damit anfangen können, die Bevölkerung behutsam an Mundschutz und Masken heranzuführen. „In dem Fall wüssten die Bürger am Montag nämlich, was sie zu tun haben“, erklärt Muller.

Von der Regierung erhofft sich der Virologe nun klare Ansagen, was die Nutzung der Masken angeht. Fünf OP-Masken wird jeder Einwohner zunächst erhalten. Dabei sollten diese Masken laut Angaben der Hersteller eigentlich nicht wiederverwendet werden. Demnach dürfte der Vorrat der Regierung von sechs bis sieben Millionen Masken nach zwei Wochen erschöpft sein: „Also erwarte ich von den Behörden klare Ratschläge, wie die Masken genutzt werden sollen, damit sie länger halten“, fordert Muller. Wegen der aktuellen Kaufstrategie der Amerikaner dürfte es nämlich bald wieder zu Engpässen auf dem Markt kommen.

Vor allem aber vermisst der Experte ein ordentliches Contact-Tracing seitens der Regierung. In dieser Hinsicht hätten es die Verantwortlichen versäumt, wichtige Daten und Informationen zu sammeln, die besonders jetzt in der ersten Phase des Ausstiegs wertvolle Hinweise hätten liefern können. Spätestens jetzt sei der Moment gekommen, dem Contact-Tracing – einer Kontaktermittlung und Rückverfolgung der Bewegungen von Covid-19-Patienten – mehr Bedeutung zuzumessen, so Muller.

Einer App zur Verfolgung von möglichen Kontakten mit Corona-Infizierten steht die Regierung derzeit noch skeptisch gegenüber. Dabei könnten die Vorteile einer solchen Technologie durchaus überwiegen. Auf corona.tux.lu können etwa Privatpersonen derzeit freiwillig ihre Angaben eingeben. „Würden mehr Leute diese Initiative nutzen, könnte sie sich zu einem wichtigen Tool in der Exit-Strategie entwickeln“, betont Professor Muller.

Wichtige Erkenntnisse fehlen

Daten aus einem Contact-Tracing hätten bereits in der ersten Phase des Luxemburger Ausstiegs wichtige Hinweise liefern können, meint der Fachmann. „Wenn wir etwa die Profile der bisher Erkrankten kennen, ihre Lebens- und Arbeitsumstände, wo sie sich infiziert haben und mit wem sie sich getroffen haben, dann könnten wir auch feststellen, welche Aktivitäten mit einem höheren Risiko verbunden sind als andere“, erklärt Muller. Diese Erkenntnisse hätte man jetzt in die Wiederaufnahme der Arbeiten im Bausektor einfließen lassen können.

„Diese Personen stehen jetzt an der Front. Mit einem Contact-Tracing hätten wir nachvollziehen können, ob bei den Infizierten besonders viele Menschen dabei sind, die im Baugewerbe arbeiten. In dem Fall hätte man jetzt noch weitere Maßnahmen ergreifen können, um diese Menschen zusätzlich zu schützen“, so der Fachmann. Gleiches gelte auch für Mitarbeiter in Supermärkten und anderen Lädern, die bislang geöffnet waren. „Hätte sich zum Beispiel herausgestellt, dass kaum Mitarbeiter erkrankt seien, wüssten wir, dass die bis dahin ergriffenen Maßnahmen ausreichen, und umgekehrt.“

Auch die Wirtschaft hätte laut dem Experten von einem ordentlichen Contact-Tracing profitieren können: Im Einzelhandel bleiben auch am Montag viele Geschäfte weiter geschlossen. Mit verheerenden Folgen für Inhaber und Mitarbeiter. „Dabei hatten wir während des Lockdowns bereits kleine Geschäfte, die geöffnet waren: zum Beispiel Apotheken“, erklärt Claude Muller. Entsprechende Daten hätte man nutzen können, um die gleichen Sicherheitsmaßnahmen auf andere Läden anzuwenden. „Stattdessen werden die Schwierigkeiten dieser Betriebe immer größer“, bedauert der Fachmann.

Schmeler Michel
17. April 2020 - 18.47

Ech hun haut esou en Opgeblosenen am Cercle gesinn. E Vollbart a wat helleft do eng Mask. Dee firt net mam Bus an sei Chauffer setzt bestemmt keng 2 Meter ewech.

Rosseljong
17. April 2020 - 15.33

@dnt / "und ich als Bürger fordere keinen…." Als Impfgegner und Corona-Leugner, der glaubt das sei alles aufgebauschter Quatsch, müssen Sie das ja sagen. Haben Sie uns ja schon mehrmals in anderen Artikeln mitgeteilt. Oder sind Sie einfach bloß ein gewöhnlicher Troll?

Gariuen
17. April 2020 - 14.29

Hat er denn auch eine Idee wie man 'Kontakte' durch die Wand/Decke in Reihenhäusern und Appartementshäusern von echten Kontakten unterscheiden kann? Die Computerspezialisten haben nämlich keine. Oder werden in Appartmentshäusern alle Leute jeden Tag getestet, ob sie nicht vielleicht in der Nase gebohrt haben nachdem sie die gemeinsame Eingangstür oder den Liftknopf berührt haben?

dnt
17. April 2020 - 12.27

und ich als Bürger fordere keinen....

Lucilinburhuc
17. April 2020 - 11.23

Ruhig Blut. Wird kommen. Krisen brechen Gesetze / Tabus / Bedenken

Grober J-P.
17. April 2020 - 9.56

Contact tracing und dann erhält man Auskunft über was, ob man infiziert ist oder wer?

J.Scholer
17. April 2020 - 8.39

„Welcome, Mister Orwell“, nein ich wehre mich dagegen , Menschen wie einst zu düsteren Zeichen mit Sternchen und Wimpel zu kennzeichnen, auch wenn der Stofffetzen durch die App ersetzt, die Beteuerungen der Datenwächter noch so vorsorglich klingen, wenn der Bürger bis überwacht, ja der kranke Mensch durch solche Aushorchtechnik stigmatisiert wird , „ den Spetzeldéngscht op Ordonnance vun Wissenschaft an Medizin verschriwwen get  “ ,die Schwelle in den vernebelten Überwachungsstaat übertreten, die demokratischen Grundfreiheiten ausgehebelt, hat definitiv die demokratisch, humanistisch denkende Gesellschaft verloren.