Geschäftsjahr 2020Luxemburger Entwicklungsbank SNCI verbucht Millionenverlust – Besserung ist in Sicht

Geschäftsjahr 2020 / Luxemburger Entwicklungsbank SNCI verbucht Millionenverlust – Besserung ist in Sicht
Seit ihrer Gründung im Jahr 1978 hat die SNCI Finanzierungen in Höhe von insgesamt 3.790,9 Millionen Euro getätigt. Das entspricht einem Jahresdurchschnitt von 88,2 Millionen. Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat die Luxemburger Entwicklungsbank SNCI einen historischen Verlust von 22,76 Millionen Euro verbuchen müssen. Mit der Corona-Krise hat dies jedoch nur wenig zu tun. Hintergrund war das schlechtere Finanzergebnis beim Satellitenbetreiber SES.

Die „Société nationale de crédit et d’investissement“ (SNCI) ist eine Bank mit einer Mission. Sie bietet mittel- und langfristige Finanzierungen für Luxemburger Unternehmen, die innovieren und forschen oder investieren und ihr Geschäft ausbauen wollen. Auch Finanzierungen für Firmengründer zählen zum Angebot. Zumeist handelt es sich dabei um Darlehen, manchmal jedoch auch um Beteiligungen am Kapital. Alleiniger Besitzer des 1978 gegründeten Finanzinstituts ist der Luxemburger Staat.

Im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit steht die Bank nur selten – für die Welt der Luxemburger Unternehmen spielt sie jedoch eine überaus wichtige Rolle. Zusätzlich zu seiner Rolle als Beschaffer von Kapital hält das Institut Beteiligungen in vielen wichtigen Luxemburger Firmen – und ist oftmals in den betreffenden Verwaltungsräten vertreten. Beteiligungen hält die SNCI unter anderem an der Luftfrachtgesellschaft Cargolux (rund 10 Prozent), am Energiekonzern Encevo (rund 14 Prozent), an Luxcontrol aus Esch/Alzette (etwa 22 Prozent), an Eurobeton aus Contern (34,5 Prozent), an Luxtrust (fast 17 Prozent) sowie am Satellitenbetreiber SES aus Betzdorf (fast 11 Prozent). Auch an verschiedenen Fonds, die ihrerseits Anteile weiterer Firmen halten, ist die SNCI beteiligt.

Doch das abgelaufene Jahr 2020 war kein einfaches für die Bank, wie aus dem betreffenden Jahresbericht  hervorgeht. Während das Jahr bereits mit Spannungen im Welthandel begann, stürzte die ganze Welt Ende Februar, mit Covid-19, in eine tiefe Krise, schreibt die SNCI. Am Jahresende stand, auch bei ihr, ein Verlust von 22,76 Millionen Euro in den Büchern. Im Vorjahr hatte sie noch einen Gewinn von 28,25 Millionen verbuchen können.

Mehr Finanzierungen als im Vorjahr

Dass am Jahresende, trotz mehr getätigter Geschäfte, ein historischer Verlust in den Büchern der SNCI stand, hatte aber schlussendlich nichts mit Corona zu tun. In ihrer Rolle als Unterstützer der Unternehmen habe die Bank schnell reagiert und die Rückzahlungsregeln der vergebenen Darlehen aufgeweicht, ist dem Jahresbericht weiter zu entnehmen. Neue Krisenmechanismen folgten. Acht Covid-Finanzierungen mit einem Gesamtwert von 5 Millionen Euro wurden genehmigt.

Zudem wurden im Laufe des Jahres mit 77,1 Millionen Euro normale Kofinanzierungen für Projekte gewährt. Deutlich mehr als die 24,1 Millionen Euro im Jahr 2019. Dazu zählten elf Ausrüstungskredite (Gesamtbetrag von 7,6 Millionen; mehrheitlich für Industrieunternehmen) sowie Firmenkredite in Höhe von mehr als 40 Millionen Euro und zwei strategische Darlehen von insgesamt 24 Millionen Euro für Schlüsselprojekte von Unternehmen. Neue Direktbeteiligungen bei Firmen wurden 2020 keine getätigt, investiert wurde jedoch in einige Fonds, darunter der neue Luxemburger Weltraumfonds Orbital Ventures Fund.

Hintergrund des historischen Einbruchs beim Ergebnis war dementsprechend nicht das Kerngeschäft mit den Unternehmensfinanzierungen, sondern die Entwicklung des Satellitenbetreibers SES. Der Betzdorfer Betrieb hatte im Verlauf des Jahres stark an Wert verloren – und andererseits wurde entschieden, die Dividende für die Aktionäre zu halbieren. Beides traf die SNCI überaus hart.

Ein „buchhalterischer“ Verlust

Der einst so erfolgsverwöhnte Luxemburger Satellitenbetreiber SES hatte zuletzt mit einem schwierigen Umfeld zu kämpfen. Nach der Veröffentlichung der Zahlen von 2019 und der Ankündigung, die Dividende zu halbieren, war der Kurs der SES-Aktie an der Börse beispielsweise innerhalb eines Morgens um mehr als ein Viertel ihres Wertes eingebrochen. Schlussendlich hatte sich der Wert eines Anteilsscheins innerhalb eines Jahres von über 13 Euro pro Titel auf 7,7 Euro zum Jahresende fast halbiert. Ein Tiefstpunkt wurde im April bei knapp über 5 Euro pro Titel erreicht.

Nur wegen der SES war das Resultat negativ, sagte SNCI-Direktor Emmanuel Baumann diese Woche gegenüber dem Tageblatt. Ohne die Wertberichtigung hätte man ein positives Ergebnis von 13 Millionen Euro präsentieren können. Mit einer „normalen“ Dividende wäre das Ergebnis noch besser ausgefallen. Die erhaltene Dividende war von 25,7 Millionen Euro im Vorjahr auf 12,8 Millionen Euro gefallen.

Rein operationell habe man letztes Jahr ein positives Resultat erwirtschaftet, so Baumann weiter. Das Ergebnis vom laufenden Geschäft habe jedoch nur einen Teil des SES-Verlusts ausgleichen können. Auch hebt er hervor, dass es sich um einen „buchhalterischen“ und nicht um einen „realisierten“ Verlust handelt. Immerhin habe man die betreffenden Aktien weiterhin im Portfolio. „Wir haben sie nicht verkauft“, sagt Baumann.

2021 wird „außergewöhnlich gut“

Für dieses Jahr ist der Geschäftsführer jedoch erst einmal außerordentlich zuversichtlich. „Es wird ein sehr gutes Jahr“, prognostiziert er. „Ein außergewöhnlich gutes Jahr.“ Dazu beitragen würden ein guter Geschäftsverlauf, Dividenden, die sich so wie erwartet entwickeln, und der Verkauf einer Beteiligung.

Dem Jahresbericht ist trotzdem noch eine Warnung zu entnehmen: „Das Jahr 2020 hat gezeigt, dass die Bank nicht vor ungünstigen Entwicklungen gefeit ist, die sich schnell und erheblich auf ihre Ergebnisse auswirken können, selbst wenn sie eine scheinbar sehr starke Bilanz hat. (…) Diese Entwicklung zeigt, wie wichtig eine stabile finanzielle Basis ist, damit die SNCI auch in Krisenzeiten, in denen die Unternehmen einen verlässlichen Partner brauchen, ihre Aufgabe als Förderbank im allgemeinen Interesse einer nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung in Luxemburg erfüllen kann.“

Zu viel Gewicht in der Bilanz der SNCI habe die SES jedoch nicht, fügt der Geschäftsführer auf Nachfrage hinzu. Er sei zudem eher optimistisch, was die Entwicklung der Aktie anbelange. Erst letzte Woche hatte das Betzdorfer Unternehmen neue Satelliten vorgestellt, dank denen die Gruppe wieder auf wachsende Geschäfte hofft. Spätestens 2022 soll der Umsatz erneut steigen. Wirklich erholt hat sich der Kurs bisher trotzdem noch nicht. Am Mittwoch dümpelte er an der Luxemburger Börse immer noch bei um die 6,8 Euro pro Anteilsschein.