Jahresresultat 2020Covid-19 beschert der Cargolux ein historisches Rekordergebnis

Jahresresultat 2020 / Covid-19 beschert der Cargolux ein historisches Rekordergebnis
In der Covid-Krise war die Cargolux zu einem wesentlichen Faktor der Versorgung des Landes – über geschlossene Grenzen hinweg – geworden Foto: Cargolux

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Das abgelaufene Geschäftsjahr war alles andere als ein normales Jahr für die Cargolux: Nach einem schlechten Jahresbeginn erwirtschaftete die Luftfrachtgesellschaft schlussendlich ein historisches Rekordergebnis. Das teilte das Unternehmen am Mittwoch im Rahmen einer Pressekonferenz mit.

Angefangen hatte das Jahr 2020 nicht gut für die Luxemburger Cargolux. Die Konjunktur war dabei, sich einzutrüben. Bereits im Vorjahr war der Jahresumsatz der Luftfrachtgesellschaft um rund 16 Prozent auf 2,6 Milliarden Dollar zurückgegangen. In den ersten beiden Monaten 2020 wurde es nicht besser. In China standen die Fabriken still. Es gab kaum noch Waren zum Transportieren. „Das Jahr begann als eines der schlechtesten in unserer Geschichte“, so Finanzchef Maxim Straus. „Da hatten wir schon etwas Angst bekommen.“ 

Doch dann kam der Monat März. Während viele Passagierflugzeuge (die in normalen Zeiten etwa 50 Prozent der Luftfracht transportieren) am Boden blieben, explodierte weltweit die Nachfrage nach Schutzmaterial.  Und plötzlich war die Nachfrage nach Transportmöglichkeiten größer als das Angebot. „Bis dahin wurde noch nie eine Maske per Luftfracht transportiert“, so Straus. Zwar sei die Nachfrage eingebrochen (um 11,8 Prozent), doch die Kapazität war noch heftiger zurückgegangen (24,2 Prozent).

Für die Geschäfte der Cargolux hatte eine gute Zeit begonnen, die bis heute andauert. Der Preis pro Kilo legte zu, mehr Tonnen wurden transportiert, die Auslastung der Flugzeuge stieg. Der Umsatz lag 2020 41 Prozent über dem des Vorjahres. Durch niedrigere Treibstroff-Preise sparte die Gesellschaft zudem etwa ein Drittel ihrer Treibstoffkosten.

Insgesamt konnte die Gesellschaft so bis zum Ende des Jahres einen Nettogewinn von 768,7 Millionen US-Dollar erwirtschaften. Das ist ein historischer Rekord für das Unternehmen. „Dabei dachten wir, 2017 und 2018 wären Rekordjahre gewesen“, sagte Geschäftsführer Richard Forson gestern. Das bisher beste Ergebnis der Cargolux wurde im Jahr 2018 erwirtschaftet, ein Gewinn von 211 Millionen Dollar. Im Jahr davor, 2017, waren es 122 Millionen Dollar Gewinn. „Ohne die Pandemie wäre das nicht passiert.“

Die gute Konjunktur hält weiter an

Die guten Geschäftsbedingungen für die Cargolux halten derweil weiter an. „Auch zu Jahresbeginn ist die Nachfrage nach Luftfracht-Dienstleistungen immer noch höher als das Angebot“, so Forson. Das erste Halbjahr verlaufe sehr gut – und auch für das zweite Halbjahr seien die Anzeichen gut. Er hoffe auf einen Umsatz in gleicher Höhe wie im Jahr 2020. „Aktuell sind weltweit alle Cargo-Flieger, die fliegen können, auch in der Luft“, so Maxim Straus. „Selbst die, deren Betrieb sich noch vor zwei Jahren nicht mehr lohnte.“

Blick auf den neuen Hauptsitz der Cargolux
Blick auf den neuen Hauptsitz der Cargolux Foto: Christian Muller

Die Gesellschaft, die Anfang 2020 in ihre neue Firmenzentrale bei Sandweiler umgezogen ist, hat im Laufe des letzten Jahres zusätzliches Personal eingestellt. In Luxemburg beschäftigt sie nun 1.726 Mitarbeiter (ein Plus von mehr als 100 Personen) und weltweit zählt sie 642 Mitarbeiter. 2015 hatte Cargolux insgesamt erst 1.880 Angestellte.

Die luxemburgische Gesellschaft wurde vor nunmehr 51 Jahren gegründet. Letztes Jahr feierte sie ihren 50. Geburtstag. Ihre Flotte besteht aus 14 Boeing 747-8- und 16 Boeing-747-400-Frachtern. Seit 2016 gilt die Cargolux als siebtgrößter Fracht-Carrier der Welt (laut transportierten Tonnen pro Kilometer). Letztes Jahr rückte sie im Ranking auf den sechsten Platz vor. In den ersten beiden Monaten 2021 verbesserte sie sich noch weiter und erreichte den vierten Platz.

Trotz dieser sehr positiven Entwicklung bleibt Forson vorsichtig. „Sobald die Passagierflieger wieder fliegen, wird alles wieder anders sein“, warnt er. Und: „Wenn die Wirtschaft wieder langsamer zu drehen beginnt, dann gibt es wieder zu viel Kapazität.“ Den Löwenanteil des erwirtschafteten Gewinnes will er somit nutzen, um die Gesellschaft zu stärken und auf den erwarteten härteren zukünftigen Wettbewerb vorbereitet zu sein. Er sieht weltweit neue Konkurrenten, die in den Markt drängen. Auch kann er sich noch an schlechte Jahre erinnern: Im Jahr 2009 stand beispielsweise ein Verlust von 159 Millionen in den Büchern der Cargolux. Bei den Passagierfluggesellschaften habe man 2020 gesehen, wie schnell sich die Lage wenden kann, so der Geschäftsführer. Nach einigen guten Jahren kam Covid-19 … und viele Gesellschaften brauchten staatliche Hilfe.

„Wir sitzen nicht auf einem Berg von Geld“

„Die Luftfahrt ist ein sehr kapitalintensives Geschäft“, so Richard Forson, der zuvor Finanzchef bei der Cargolux war, weiter. „Ich will Reserven in der Firma halten.“ Zudem seien einige Flugzeuge bereits etwas älter und man müsse sich Gedanken über Neuzukäufe machen. Dabei koste ein Flugzeug rund 150 Millionen Dollar. Die Gesellschaft sei relativ hoch verschuldet, fügte Straus hinzu. Die Schulden belaufen sich auf 1,5 Milliarden Euro. „Insgesamt bleiben wir also im Negativen“, unterstreicht der heutige Finanzchef. „Wir sitzen nicht auf einem Berg von Geld.“

Die neue Präsidentin des Verwaltungsrates, Christianne Wickler
Die neue Präsidentin des Verwaltungsrates, Christianne Wickler Foto: Cargolux

Die Aktionäre dürfen sich dennoch über eine Dividende freuen. Eine genaue Zahl nannte der Geschäftsführer nicht, nur dass der Anteil am Gewinn etwa gleich hoch bleibe wie in den Vorjahren. Es dürfte sich demnach um etwa 110 Millionen Dollar handeln.

Des Weiteren zeigte sich am Mittwoch die neue Verwaltungsratspräsidentin, Christianne Wickler, der Presse. Sie ist Nachfolgerin von Paul Helminger, der vor rund zehn Tagen verstorben ist. Die Unternehmerin und Mutter von vier Kindern übernahm 1982 eine kleine Tankstelle in Oberpallen, die ihr Vater ihr anvertraut hatte. Sie entwickelte das Pall Center, das sie seit 38 Jahren meisterhaft führt, so die Cargolux. Heute zählt ihr Unternehmen mehr als 300 Mitarbeiter. Von Transportminister François Bausch wurde die ehemalige Grünen-Abgeordnete gefragt, ob sie Interesse an dem Posten hätte.

Wichtigste Anteilseigner der Cargolux sind die Fluggesellschaft Luxair (35,10 Prozent), die chinesische HNCA (35 Prozent), die BCEE (10,9 Prozent), die staatliche Entwicklungsbank SNCI (10,67 Prozent) sowie der luxemburgische Staat (8,32 Prozent). Bei Luxair haben Staat und BCEE gemeinsam eine Entscheidungsmehrheit von rund 60 Prozent.